Abgeworfene oder nicht fündige Erdölbohrungen können unter Umständen geothermisch nachgenutzt werden.
In Niedersachsen besitzen viele dieser Bohrungen eine Tiefe von über 400 Metern. Die meisten sind Erkundungsbohrungen, die nicht fündig waren, oder aufgegebene Produktionsbohrungen. Viele dieser Bohrungen enden in Gesteinshorizonten, die Temperaturen von mehr als 100 °C aufweisen. Im Einzelfall bieten sie eine attraktive Möglichkeit für die Gewinnung von Erdwärme. Investitionen und Risiken sind dabei wesentlich geringer, als bei Geothermieprojekten, für die eine Neubohrung notwendig wäre.
Das erste Projekt zur Folgenutzung einer Erdgasbohrung in Niedersachsen plant derzeit (2016) die HeideGeo GmbH. Sie möchte bei Munster eine ehemalige Erdgasproduktionsbohrung zusammen mit einer zweiten, neuen Bohrung zur Versorgung der örtlichen Bundeswehrliegenschaften und angrenzender öffentlicher Einrichtungen mit Wärme und Strom nutzen. Die Vorbereitungen für einen Test laufen bereits.
Das „Geothermieforum Niedersachsen“ hat zur Nachnutzung von Bohrungen einen Bericht zur Gewinnung von Erdwärme aus ehemaligen, noch offenen Erdgas- und Erdölbohrungen veröffentlicht. Diese Veröffentlichung beinhaltet Informationen zu rechtlichen Rahmenbedingungen sowie zur Folgenutzung von Bohrungen.
Die geothermische Nachnutzung offener Bohrungen bietet grundsätzlich eine attraktive Möglichkeit die hohen Investitionskosten und das Fündigkeitsrisiko bei Geothermieprojekten zu reduzieren. Anstelle der hohen Bohrkosten würden in diesem Fall die in der Regel deutlich geringeren Kosten für eine Umrüstung der bestehenden Bohrung treten. Voraussetzungen hierfür sind jedoch, dass der Entschluss hierzu in dem Zeitfenster zwischen der Entscheidung zur Aufgabe der bisherigen Nutzung der Bohrung und dem Zeitpunkt erfolgt, an dem der Entschluss für die Verfüllung oder eine andere Weiternutzung gefasst bzw. umgesetzt wurde, und eine ausreichende Wärmeabnahme am Standort gesichert ist.
Der vorliegende Bericht befasst sich insbesondere mit den Fragestellungen:
Das "Geothermieforum Niedersachsen ist die niedersächsische Plattform zum Austausch von Informationen zur Geothermie, insbesondere für den Erfahrungstransfer aus der Erdgas/Erdöl- in die Geothermiebranche. Es wird vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) und dem Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie e. V. (BVEG) in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr organisiert. Mitherausgeber des Berichts zur geothermischen Nachnutzung offener Bohrungen ist Geoenergy Celle e.V.
Weltweit gibt es etwa 20 Millionen Tiefbohrungen, die nicht mehr genutzt werden oder in naher Zukunft nicht mehr benutzt werden werden. Vielfach sind die Besitzbverhältnisse unklar (orphaned). Alleine in Texas, USA gibt es etwa 1,4 Millionen deratiger Bohrungen. Dieses enorme Potenzial wird bisher nirgendwo auf der Welt angemessen genutzt.
Eine Erschwernis bei der Nutzung dieser Bohrungen kann auch sein, dass sie oft nicht genau erfasst und gelistet sind. Da sie wegen ihrer permanenten Methanausgasungen (Methan ist 81 mal klimaschädlicher als CO2) einen wesentlihen Beitrag zum Klimawandel liefern, wird in Hochtechnologieländern wie den USA intersiv versucht, diese Bohrungen zu finden und zu sanieren oder zu versorgen. Da diese Bohrungen noch Metalteile enthalten eignet sich zur Aufsuchung besonders die Aeromagnetik (auch mit Drohnen). Über diese Fragen wird vorrangig aus den USA berichtet, es ist aber wohl so, dass es ein Problem in allen Erdöl-/Erdgasländern ist, dort aber wohl nicht oder nur wenig beachtet wird.
http://www.bveg.de/News/Geothermische-Nachnutzung-von-Bohrungen
Literatur:
Wirth, W., Grundmeier, B.: Das Geothermieforum Niedersachsen als Informationsplattform zur geothermischen Nachnutzung offener Bohrungen. In: GTE Nummer 86 (2017), S. 08.
Zuletzt bearbeitet April 2024, Änderungs- oder Ergänzungswünsche bitte an info@geothermie.de