Das britische Energieunternehmen Ecotricity erzeugt bisher mit seinem Windkraftportfolio grüne Energie. In Kooperation mit Geothermal Engeneering Limited wird nun in United Downs in der südenglischen Graftschaft Cornwall Anfang nächsten Jahres das erste britische Geothermiekraftwerk in Betrieb gehen.
Das Projekt wird aus einer Mischung öffentlicher und privater Mittel finanziert, darunter der Europäische Fonds für regionale Entwicklung und der Cornwall Council. Ziel des Projekts ist es, Strom und Wärme unter Cornwall am Industriestandort United Downs in der Nähe von Redruth zu erzeugen. Die Produktionsbohrung bis zu einer Tiefe von 5275 m und die Injektionsbohrung bis zu 2393 m sind erfolgreich umgesetzt worden. Die dabei gewonnenen Bohrkerne – die „tiefsten“, die jemals im Festlandsbereich von Großbritannien entnommen wurden – liegen inzwischen an der TU Darmstadt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Angewandte Geowissenschaften untersuchen sie. „Als klar war, dass dort gebohrt wird, wurden wir angefragt“, erklärt Dr. Kristian Bär vom Fachgebiet Angewandte Geothermie (geleitet von Prof. Dr. Ingo Sass) im Fachbereich Material- und Geowissenschaften, der das Projekt an der TU leitet und die Bohrkernentnahme überwachte. Die Darmstädter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen bereits seit 2018 im Rahmen des EU-Projekts MEET, ob sich die Wärmereservoire in den tiefen Grundgebirgseinheiten in Europa geothermisch nutzen lassen und wie die Geothermie in Europa flächendeckend einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung leisten kann. Ihre Expertise fließt nun auch in das UDDGP-Projekt ein, das zum Demonstrator-Vorhaben im Rahmen von MEET wurde. Die Forschenden begleiten das Praxisprojekt eng von wissenschaftlich-technischer Seite und beraten bei der Ausführung.
In United Downs wird zur Nutzung der Energie auf ein binäres System gesetzt. Die geothermische Sole wird daher nicht, wie in anderen Kraftwerken, direkt in die Turbine eingespeist. Stattdessen durchläuft sie einen Wärmetauscher, um ein Sekundärfluid zu erhitzen, welches die Turbine antreibt. Kürzlich hat die britische Regierung ca. 4.5 Mio. € in eine Pilotanlage für Lithiumextraktion investiert, nachdem ein hoher Lithiumgehalt im Granit ab 4800 m Tiefe festgestellt wurde. Ziel ist es zu demonstrieren, dass Lithiumhydroxid aus der geothermischen Sole hergestellt werden kann.
An einem weiteren Standort in Cornwall wird in den kommenden Monaten im Rahmen des Eden Projektes das zweite Geothermiekraftwerk mit einer ersten Bohrung vorbereitet. Hier wird in etwa 4,5 km Tiefe eine Temperatur von 200 °C erwartet.
Quelle: Geothermal Engeneering Ltd, Eden Geothermal, TU Darmstadt