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Das Heizen von morgen – dezentrale kalte Nahwärmenetze im Altbaubestand

| News

Das Projekt „SMART Block_Geblergasse“ im Zentrum von Wien stellt als smartes, dezentrales, kaltes Nahwärmenetz die Weichen für die Energiewende im Altbaubestand.

Das Projektteam und die Fördergeber bei der Baustellenbesichtigung: (v.l.) Franz Vogl/Bauconsult Energy; Johannes Zeininger/Architekt, Hauseigentümer; Susanne Reppé/Stadt Wien, MA 50, Wohnbauforschung; Andrea Kinsperger/Stadt Wien, MA 20; Franziska Trebut/ÖGUT; Werner Auer/Wohnfonds Wien; Stefan Renner/EU-Kommission, Horizon 2020; Gerlinde Mückstein/Klimafonds; Thomas Kreitmayer/Stadt Wien, MA 20. © ÖGUT, MA20/Alexandra Kromus

Die nachhaltige Modernisierung der Altbaubestände in urbanen Räumen ist eine der Herausforderungen der Energie- und Wärmewende. Zu den erschwerten Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Energieversorgung zählen komplexe Eigentumsverhältnisse, wenig verfügbarer Freiraum sowie Nutzungskonkurrenz im dicht bebauten urbanen Raum. Doch es gibt immer wieder erstaunliche Projekte, die beweisen, dass sich auch in Altbaubeständen klimaneutral wohnen lässt. Unter anderem wird in Wien gezeigt, wie PolitikerInnen und PlanerInnen die spannenden Herausforderungen meistern.

Bereits im August 2018 erfolgte im 17. Wiener Gemeindebezirk der Spatenstich für das kalte Nahwärmenetz „SMART Block_Geblerstraße“, in Österreich auch „Anergienetze“ genannt. Der Bau wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) initiiert und durch die Sustainable Energy Financing Platform Austria (SEFIPA) finanziert.  Den Kern des Projekts bilden Erdwärmesonden in einer Tiefe von 150 Metern, die mit hocheffizienten Wärmepumpen kombiniert werden. Im Sommer wird das kalte Nahwärmenetz zur Kühlung der Wohnungen über die Fußbodenheizungen genutzt – ein zukünftiger ökologisch sinnvoller Standard zur Steigerung der Wohnqualität beim mittlerweile spürbaren Klimawandel. Weitere Wärmequellen (Solarthermie und die Abwärme der passiven Kühlung im Sommer) speisen den Geothermie-Wärmespeicher im Sommer. Überschüssige Wärme im Sommer kann so im Boden zwischengespeichert werden, um sie im Winter für die Wärmeversorgung der angeschlossenen Häuser nutzbar zu machen.

Im Verbund des Nahwärmenetzes besonders effizient

Im Herbst 2019 wurden die ersten beiden Gebäude an das Netz angeschlossen. Die Gebäude wurden umfassend saniert, um eine Senkung des Heizwärmebedarfs zu erreichen. Die Maßnahmen auf den Liegenschaften Geblergasse 11 und 13 mit Gesamtbaukosten in Höhe von rund 2,8 Mio € werden durch den Wohnfonds Wien mit Landesdarlehen in Höhe von 2.3 Mio € gefördert. Die Gebäude der Geblerstraße dienen als Startpunkt des kalten Nahwärmenetzes, und weitere Altbauten im Häuserblock werden in den kommenden Jahren schrittweise in das System integriert. Durch die Vernetzung mehrerer Miethäuser sind die Energiekosten günstig und entsprechen etwa den Kosten einer Erdgasheizung.

Im Verbund von mehreren Objekten entfalten kalte Nahwärmenetzte ihr volles Potenzial, da alle Objekte ihre verfügbaren Wärmequellen (Geothermie, Solarthermie und Abwärme) und nutzbare Hof- und Dachflächen in das System einbringen. Durch die saisonale Wärmespeicherung lassen sich so im SMART Block_Geblerstraße aus einer kWh Strom sechs kWh Wärme erzeugen, womit eine sehr hohe Jahresarbeitszahl von 1:6 erreicht wird.

Altbaubestand muss auf nachhaltige Energieversorgung umgestellt werden

Die Modernisierung bzw. Sanierung der Altbaubestände hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung ist ein wichtiger Faktor für die Wärmewende. Kooperative, kalte Nahwärmenetze bieten in diesem Zusammenhang ein zukunftsträchtiges Energieversorgungsmodell. Vor allem im städtischen Raum zeigen sich die Vorzüge der platzsparenden und energieeffizienten Systeme. Am Beispiel des Projekts in der Geblerstraße „wurde gezeigt, dass die Energiewende im Althausbestand technisch möglich und leistbar ist. Kooperation der EigentümerInnen und die Vernetzung zwischen den benachbarten Häusern sowie ein geeignetes Geschäftsmodell – Energie-Liefercontracting – waren hier die Erfolgsfaktoren“, betont Monika Auer, Generalsekretärin der ÖGUT. In diesem Zusammenhang bemerkt Bernd Vogl von der Energieplanung der Stadt Wien: „Mit der Förderung für saisonale Wärmespeicher reagiert Wien auf die Notwendigkeit für dezentrale und fossilfreie Lösungen zur Gebäudetemperierung“.

Potentiale für die Zukunft

In zwei Testarealen im Wiener Stadtgebiet untersucht die ÖGUT in Zusammenarbeit mit der TU-Wien, der Geologischen Bundesanstalt und dem Architekturbüro Zeininger die Potentiale von Erdwärmesonden und die Wärmequellen zur Regeneration der Sonden in dicht besiedelten urbanen Räumen. Auch in dicht bebauten Stadtteilen zeigte die Untersuchung, dass eine volle Wärmeversorgung aller Gebäude mit oberflächennaher Geothermie möglich ist, sofern öffentliche Flächen, wie Parkplätze und Gehsteige in Planung einbezogen werden. Oberflächennahe Geothermie in Verbindung mit hocheffizienten Wärmepumpen, die durch intelligente Vernetzung mit weiteren nachhaltigen Technologien sind diesem Zusammenhang der Schlüssel zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung von urbanen Haushalten. Für den Neubaubereich hat die Stadt Wien eine Verordnung von Energieraumplänen erlassen. In der Stadt können mit diesem Instrument Gebiete festgelegt werden, in denen ausnahmslos erneuerbare Wärmeversorgung oder Fernwärme genutzt werden darf. Dieses Instrument ist in Europa bisher einzigartig.

Das Projekt „SMART Block_Geblerstraße“ wurde vor wenigen Tagen mit dem Wiener „Güteziegel“ in Gold ausgezeichnet. Das Preisträgervideo zeigt das Ergebnis der Sanierungen, die Energiezentrale und welche Flächen zur Energiegewinnung genutzt werden. Die Erdwärmesonde im Innenhof der Gebäude ist unter dem Mietergarten nicht sichtbar, was oberflächennahe Geothermie in urbanen Räumen besonders attraktiv macht.