Herr Knapek spricht sich in dem Interview für eine sofortige Umstellung auf erneuerbare Energien aus und betont, dass die Abwrackprämie für Ölheizungen nur dann sinnvoll ist, wenn statt auf Gas konsequent auf erneuerbare Energiequellen wie Geothermie gesetzt wird. Nach den aktuellen Klimaschutzzielen ist eine Umstellung von Heizöl auf Gas kein Fortschritt. Die Gasbrennwerttechnologie emittiert weiterhin große Mengen an CO2 und sorgt insgesamt für zu geringe CO2-Einsparungen. Anstatt für eine besser geeignete Technik Anreize zu schaffen, wird das Problem auf die nächste Generation verlagert. Dabei wird in vielen Ländern das Problem bereits erfolgreich angegangen. So wird in Dänemark seit langem die Neuinstallation von Gasheizungen verboten. In Kalifornien wird das Verbot ab 2020 umgesetzt. Weiterhin haben die Niederlande den bisher kostenlosen Anschluss von neuen Gebäuden an das Erdgasnetz eingestellt und sind derzeit dabei, aus der Erdgasnutzung für die Wärmeversorgung auszusteigen.
Ein Umstieg von fossilen Heizungssystemen auf erneuerbare Energien ist möglich, wenn die Politik den nötigen Willen zeigt und zielgerichtete Unterstützung gewährleistet. Das Programm des Wirtschaftsministeriums Wärmenetze 4.0 fördert den Umbau der Fernwärme in Richtung erneuerbare Energien. So setzen die Stadtwerke München insbesondere auf die Nutzung von erdgebundenen Wärmepumpen, Erdwärmespeicher und Abwärme in Wärmenetzen. Hingegen ist die weitere Verlegung von Gasnetzen, welche derzeit aufgrund der politischen Rahmenbedingungen gefördert wird, kostspielig und lediglich wirtschaftlich, wenn die Netze auf lange Sicht genutzt werden. Hierbei stellt sich die Frage, warum bis in das nächste Jahrhundert eine Beheizung mit hochexplosivem Gas angestrebt wird.
Eine Etablierung von Erdwärmeheizungen wird zusätzlich erschwert durch verschiedene finanzielle Hürden. Im Gegensatz zu einer Brennwerttechnik mit fossilen Energieträgern ist die Umsetzung von Geothermieanlagen inklusive Bohrung übermäßig teurer. Weiterhin ist gegenüber herkömmlichen Methoden mindestens eine doppelte bis dreifache steuerliche Belastung für den Anlagenbetrieb zu vermerken. Das Marktanreizprogramm bietet mittlerweile eine hilfreiche Unterstützung für die Umstellung auf Erdwärmepumpen und führt dadurch zu einem Anstieg an Installationen. Jedoch ist für einen weiteren Zuwachs eine steuerliche Umverteilung zugunsten der Wärmepumpen und zu Lasten der fossilen Systeme notwendig. Ebenso sind die aufwendigen Genehmigungsverfahren für Erdwärmeheizungen mit unterschiedlicher Handhabung der einzelnen Ämter und Bundesländer dringend anzupassen. Die Geothermiebranche verfügt bereits über hohe technische und ökologische Standards. Es ist nun Aufgabe der Politik, ein standardisiertes Verfahren bei den involvierten Genehmigungsbehörden voranzutreiben.
Quelle: Energie & Management