Seit Jahren ist die Geothermie in Wien auf dem Vormarsch und immer mehr Immobilienprojekte setzten auf klimaneutrale Wärme aus oberflächennaher Geothermie. Für den Neubaubereich hat die Stadt Wien eine Verordnung von Energieraumplänen erlassen. In der Stadt können mit diesem Instrument Gebiete festgelegt werden, in denen ausnahmslos erneuerbare Wärmeversorgung oder Fernwärme genutzt werden darf. Dieses Instrument ist in Europa bisher einzigartig und stärkt Wiens Position als internationaler Vorreiter in Sachen Klimaschutz, klimaschonende Maßnahmen und Nachhaltigkeit im Wohnbau.
„Ein zentraler Baustein am Weg zur Klimaneutralität 2040 ist die Wärmewende. Künftig werden Wohnungen verstärkt durch Erdwärme und mit Hilfe von Wärmepumpen geheizt und gekühlt. Daher verdoppeln wir die Förderungen für Wärmepumpen auf eine Million Euro“, so Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky bei einem Besuch des innovativen Wohnbauprojekts MGG22. Die Erhöhung der Förderung für Wärmepumpen, ebenso die erhöhte Förderung für Solaranlagen ist ein weiterer Schritt in Richtung Dekarbonisierung der Stadt Wien.
Nächstes Jahr beginnen die Bauarbeiten für ein weiteres klimaneutrales Stadtquartier im Stadtzentrum, bei dem eine intelligente Softwarelösung das Energiemanagement optimiert.
Auf den ehemaligen Aspanggründen im 3. Bezirk von Wien entsteht im Rahmen einer Kooperation der Stadt Wien und der ARE Austrian Real Estate bis 2026 mit dem VILLAGE IM DRITTEN ein „urbanes Dorf“. Dabei entstehen auf einer Fläche von 11 Hektar rund 1.900 Wohnungen für mehr als 4.000 Menschen. Die Planungen beinhalten auch 40.000 Quadratmeter Gewerbefläche und 20.000 Quadratmeter für Schulen und Kinderbetreuung.
Das Energiekonzept für das VILLAGE IM DRITTEN entwickelt Österreichs größter regionaler Dienstleister Wien Energie gemeinsam mit der ARE: Im Fokus steht die Nutzung von lokal vorhandenen, erneuerbaren und klimafreundlichen Ressourcen. Zentrales Element ist ein baufeld- und sektorenübergreifendes Energiekonzept, mit dem das Quartier nahezu CO2-neutral betrieben werden soll. Ca. 80 Prozent der Heizenergie kommt aus lokalen Quellen, der Rest für Heizung und Warmwasser aus umweltfreundlicher Fernwärme. Erste Berechnungen gehen davon aus, dass bis zu 70 Prozent des vor Ort erzeugten, erneuerbaren Stroms aus Photovoltaikanlagen, auch vor Ort verbraucht werden kann. Der erzeugte Ökostrom wird durch die sektorenübergreifende Optimierung unter anderem zum Betrieb der Wärmepumpen genutzt. Rund 500 Tiefensonden ermöglichen die Nutzung von Erdwärme und dienen als Speicher für Abwärme. Außerdem bieten sie die Möglichkeit zur Temperierung, also der moderaten Abkühlung, sämtlicher Wohnungen und beugen städtische Hitzeinseln vor. Zusätzlich tragen Photovoltaikanlagen mit ca. 1.900 Kilowatt-Peak Leistung zur lokalen Stromversorgung bei. Durch die Kombination eines eigenen Anergie-Netzes, Tiefensonden, Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen sollen dabei so viele lokale und erneuerbare Energiequellen wie möglich genutzt werden.
Die optimale Nutzung und Verteilung der Energie vor Ort stellt das Start-Up AMPEERS ENERGY mit seiner Software zur Anlagenbetriebsführung und Abrechnung sicher. AMPEERS ENERGY ist ein Spin Off der deutschen Fraunhofer Gesellschaft an dem sich der BIG Konzern erst kürzlich beteiligt hat.
„Um den Klimaschutz in der Stadt voranzutreiben, braucht es maßgeschneiderte Konzepte, die genau auf den Standort abgestimmt sind. Das Energiekonzept für das VILLAGE IM DRITTEN zeigt, welche Erfolge gelingen können, wenn Energie- und Immobilienbranche an einem Strang ziehen. Hier schaffen wir ein Musterbeispiel für zukünftige urbane Energielösungen – im ökologischen und ökonomischen Sinn“, so Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.
Quellen: Village im Dritten, Australian Real Estate, Ampeers Energy
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