Für die rund 80 Stadtwerke in NRW könnte Geothermie die Lösung sein, um ihre Kunden mit zuverlässiger und klimafreundlicher Wärme zu beliefern. Im Untergrund von Nordrhein-Westfalen schlummert ein riesiger geothermischer Schatz, der die Wärmewende in NRW weit voranbringen kann: Grubenwasser stillgelegter Bergwerke im Ruhrgebiet und anderen Steinkohlerevieren, Karbonatgesteine im Rheinland und Münsterland sowie weitere Gebiete mit tiefliegenden Thermalwasservorkommen bieten ein großes Wärmepotenzial, das bisher noch weitgehend ungenutzt ist.
Ulf C. Reichardt, Vorsitzender der Geschäftsführung von NRW.Energy4Climate, begrüßte die Teilnehmenden des Workshops: "Die Geothermie kann einen großen Beitrag zur Erreichung unserer Klimaziele leisten. Nordrhein-Westfalen verfügt hier bereits über hervorragende Voraussetzungen. Unser Ziel muss jetzt sein, das geothermische Potenzial gemeinsam mit den weiteren Erneuerbaren Energien zu erschließen und zu nutzen. Hieran arbeitet das Team von NRW.Energy4Climate mit voller Kraft und Hand in Hand mit den Partnern in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft."
München ist mit der Umstellung seiner Wärmeversorgung auf Tiefengeothermie seit dem Jahr 2000 international in einer Vorreiterrolle. Eine vergleichbare Entwicklung ist auch in NRW möglich, denn nur wenige Regionen auf der Welt haben eine ähnlich breit aufgestellte wirtschaftliche und wissenschaftliche Expertise zur Nutzung von Georessourcen wie die Rhein-Ruhr-Region. "Die Rhein-Ruhr-Region mit seiner starken Tradition als Energie-, Industrie- und Bergbaustandort hat alles, um die Herausforderungen der Wärmewende zu meistern", ist sich Prof. Dr. Rolf Bracke, Leiter der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, sicher. "Die Geothermie kann in NRW über 70 Prozent des kommunalen Wärmebedarfes decken. Stadtwerke und Fraunhofer Gesellschaft zusammen können dieses Potential heben und die Geothermie zum Schlüsselelement der Wärmewende machen. Gemeinsam gestalten wir die klimaneutralen Energiesysteme der Zukunft."
Unter den Referierenden waren unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der wegweisenden Projekte der Geothermie Allianz NRW. Dazu gehören Markus Bieder von den Stadtwerken Münster, die bereits Vorstudien und Seismik-Untersuchungen abgeschlossen haben und ihre Erfahrungen weitergeben konnten. Ein Konsortium der Stadtwerke Duisburg und Düsseldorf war dieses Jahr mit ihrer Feinskizze Gewinner des Landesförderwettbewerbs "Wärme aus Tiefengeothermie NRW", wodurch eine Machbarkeitsstudie ermöglicht wurde. Dr. Verena Svensson von den Stadtwerken Düsseldorf vermittelte den Teilnehmenden die richtigen Vorbereitungsschritte für den Bau eines Geothermieheizwerks. Frank Peper von den Stadtwerken Bochum präsentierte mit dem Geothermieprojekt Mark 51°7'' Fernwärmenetze der 5. Generation und demonstrierte, wie Grubenwasser zur Wärmeversorgung erschlossen werden kann.
"NRW hat einen besonders hohen Bedarf an Raum- und Prozesswärme. Gleichzeitig ist NRW bereits heute Vorreiter in der Nutzung von Oberflächennaher Geothermie und kann perspektivisch auch in der Nutzung der Tiefen Geothermie eine Führungsrolle übernehmen. NRW hat somit die Möglichkeit, zuverlässig und klimaneutral seine Wärmeversorgung sicherzustellen," so André Deinhardt, Geschäftsführer des Bundesverband Geothermie.
Tiefe Geothermie eignet sich sowohl für Fernwärme als auch für die Industrie im Bereich Chemie, Landwirtschaft, Nahrungsmittelherstellung, Metall-, Zement- und Bauindustrie, Holz-/Papierverarbeitung und für die Wohnungswirtschaft. Von besonderer Bedeutung für NRW ist Geothermie als Gasersatz für die Beheizung von Gewächshäusern. Hier zeigte Dr. Oliver Ritzmann (Fraunhofer IEG), in Vertretung von Bürgermeister Thomas Linßen, das Beispiel der Stadt Straelen, wie die Umstellung der Wärmeversorgung mit Geothermie gelingen kann.
Doch nicht nur Tiefe Geothermie kann NRW voranbringen. Rüdiger Grimm (geoEnergie Konzept) belegte eindrucksvoll, wie Gebäudekomplexe und Quartiere, auch außerhalb bestehender Fernwärmenetze, geothermisch beheizt und gekühlt werden können. Holger Born (Fraunhofer IEG) erklärte, wie mithilfe von Erdwärmesondensystemen und Kalter Nahwärme effiziente Möglichkeiten zur Wärmeversorgung erschlossen werden können.
Das Interesse der Stadtwerke an der Geothermie als treibende Kräfte der Energiewende ist stark gestiegen und der Workshop war ausgebucht. 2023 werden bereits weitere Workshops, unter anderem im norddeutschen Raum, geplant.
Die Pressemitteilung können Sie hier herunterladen.