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Erste Erkenntnisse der Erkundungsbohrungen aus dem Reallabor IW3 in Hamburg Wilhelmsburg liegen vor

| News

Neben der Möglichkeit zur Nutzung von Tiefengeothermie wurde bei den Erkundungsbohrungen eine Gesteinsschicht für mitteltiefe Geothermie identifiziert

Aus den Erkundungsbohrungen entnommene Bohrkerne werden nun von Experten im Labor untersucht. Quelle: Hamburger Energiewerke

Drei Monate nach Bohrstart kann das Projektteam der Hamburg Energie Geothermie GmbH, einem gemeinsamen Tochterunternehmen der Hamburger Energiewerke und HAMBURG WASSER, erste aufschlussreiche Erkenntnisse aus der Erkundungsbohrung in Hamburg Wilhelmsburg verzeichnen. In einer Tiefe von 3.000 Metern wurde eine Sandsteinschicht erreicht, die geothermisch potenziell nutzbar sein könnte. Im Rahmen des begleitenden Forschungsprogramms mesoTherm wurde am 21. April ein nahezu 13 Meter langer Bohrkern entnommen, den die geologischen Experten jetzt im Labor untersuchen. Die Analyse soll Aufschluss geben, wie porös und durchlässig der Sandstein ist und ob sich diese Gesteinsschicht somit für die geplante Tiefengeothermie eignet. Erst danach erfolgen Fördertests, um Parameter wie Fließgeschwindigkeit der Thermalwässer und ihre Temperatur zu bestimmen, die für die mögliche geothermische Nutzung entscheidend sind. Die Analyse des Bohrkerns und mögliche anschließende Fördertests werden einige Wochen in Anspruch nehmen.

Darüber hinaus hat das Projektteam in einer Tiefe von circa 1.300 Metern eine weitere mächtige Schicht feststellen können, die Thermalwässer führen könnte und die nun überprüft werden soll. In dieser Gesteinstiefe ist nach ersten Schätzungen mit Thermalwasser in einem Temperaturbereich von 50 bis 60 Grad Celsius zu rechnen, das über Wärmepumpen auf eine netztaugliche Vorlauftemperatur von 80 Grad Celsius gebracht werden könnte. Das Projektteam erarbeitet zurzeit die technischen Voraussetzungen für die Überprüfung und die etwaige Erschließung einer mitteltiefen Geothermie.

Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke, bemerkt zu den bisherigen Bohrergebnissen: „Wir konnten unsere erste Bohrung über 3.000 Meter erfolgreich senkrecht in den Untergrund führen und damit auch erstmalig direkt in Hamburg die tatsächliche Abfolge der Gesteinsschichten dokumentieren. Sehr spannend ist die Erkenntnis, dass wir auf circa 1.300 Metern Tiefe eine mächtige und wasserführende Gesteinsschicht vorgefunden haben, die wir auf ihr Potenzial der mitteltiefen Geothermie überprüfen wollen. Somit verfolgen wir jetzt zusammen mit der Analyse der tieferliegenden Gesteinsschicht zwei Ansätze, um aus unserer Erkundungsbohrung erneuerbare Erdwärme für die nachhaltige Wärmeversorgung in Wilhelmsburg nutzbar zu machen.“

Auch Ingo Hannemann, Sprecher der Geschäftsführung von HAMBURG WASSER, äußerte sich erfreut über den aktuellen Stand der Bohrungen auf dem Gelände in Wilhelmsburg: „Ich freue mich, dass die Erkundungsbohrung technisch gesehen erfolgreich hinuntergebracht werden konnte und wir nun erstmals ein realistisches Bild von den Gegebenheiten auch in dieser Tiefenlage haben. Nun sind wir gespannt auf die weiterführenden Untersuchungen, die das geothermische Potenzial ermitteln.“

Reallabore bringen Umbau des Energiesystems voran

Wissenschaftlich werden die Hamburger Tiefenbohrungen durch das Verbundprojekt mesoTherm begleitet. Das Verbundvorhaben wird federführend von der Georg-August-Universität Göttingen, Geowissenschaftlichen Zentrum (GWZ), der Geothermie Neubrandenburg GmbH (GTN) und dem Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) als assoziiertem Partner durchgeführt. Zentrales Ziel der Untersuchungen ist ein Erkenntnisgewinn über die geothermischen Reservoire in Norddeutschland und ihre mögliche energetische Nutzung.

Die Geothermie-Anlage soll bei einem erfolgreichen Abschluss der Bohrungen künftig Erdwärme, in Form von heißem Thermalwasser, an die Oberfläche fördern. Über Wärmetauscher wird die Energie dem Wasser entzogen und in das dezentrale Nahwärmenetz in Wilhelmsburg eingespeist. Anschließend wird das abgekühlte Wasser zurück in die thermalwasserführende Schicht im Untergrund geleitet. Sei es für die tiefengeothermische oder die mitteltiefe Nutzung, es sind zwei Bohrungen erforderlich: eine Produktionsbohrung, zur Förderung des heißen Thermalwassers und eine Injektionsbohrung, um es in den Untergrund zurückzuleiten.

Die Anlage ist Teil des Reallabors IW3 – Integrierte WärmeWende Wilhelmsburg, dass eine nahezu CO₂-freie Wärmeversorgung von Wilhelmsburger Wohnquartieren anstrebt. Als „Reallabor der Energiewende“, fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) das Vorhaben zudem mit insgesamt rund 22,5 Millionen Euro. Die Reallabore sind Teil des 7. Energieforschungsprogramms, mit dem die Bundesregierung Forschung und Entwicklung im Bereich zukunftsweisender Energietechnologien unterstützt. Sie erproben innovative Technologien und deren Zusammenspiel im industriellen Maßstab und unter realen Bedingungen. Dies kann sich auf ein Quartier beziehen oder auf einen ganzen Stadtteil, wie im IW3-Projekt vorgesehen. Die in den Reallaboren gesammelten Erfahrungswerte werden genutzt, um den Umbau des Energiesystems in Deutschland voranzubringen.

An dem Hamburger IW3 Projekt sind neben den Hamburger Energiewerken als Konsortialführer auch die Hamburg Energie Geothermie GmbH (HEGeo), Consulaqua mbH, HIR Hamburg Institut Research gGmbH sowie die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg und die Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel beteiligt.

Quellen: PM Hamburger Energiewerke, mesoTherm