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Experten zur Geothermie: Die Politik muss neue Rahmenbedingungen schaffen

| News

In der aktuellen Energiekrise erkennt die Regierung, welchen Wert Geothermie, als heimische Ressource, für eine sichere Energieversorgung hat. Weichen für den Ausbau müssen gestellt werden.

Helge-Uve Braun, Präsident des Bundesverbands Geothermie e.V. Foto: SWM / Maik Kern

Für die Wende, weg von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien ist nicht nur die Umstellung der Stromerzeugung erforderlich. Helge-Uve Braun macht im Rahmen des Geothermie-Experten- Panels deutlich, dass zu lange der Eindruck erweckt wurde, dass es sich im Wesentlichen auf die Umstellung auf Wind- und Solarstromerzeugung beschränkt. Zu bedenken sei daher, dass die Wärmeversorgung in Deutschland rund 40 Prozent der Primärenergie ausmache. Genau an dieser Stelle sollte die Geothermie ins Spiel gebracht werden, da sie klimaunabhängig, krisensicher, preisstabil und erneuerbar sei. München beispielsweise setze seit rund 25 Jahren auf den Ausbau von Geothermie. Das könnte und sollte überall in Deutschland so sein. Braun begrüßte, dass die Politik dieses nun auch erkannt habe, und fordert darum: „Den Worten der Politiker müssen nun auch Taten folgen.“

Forderungen an die Politik

Zur zügigen Entwicklung der Geothermie nennt Braun folgende Schritte:

  • Die Genehmigungsverfahren für Geothermie-Anlagen müssten deutlich beschleunigt werden. Aktuell dauert es bis zu 8 Jahren zur Genehmigung einer Anlage
  • Auch die rechtliche Situation müsse vereinfacht werden, da sowohl das Baurecht als auch das Bergrecht in den Genehmigungsverfahren zum Tragen kämen. Diese Regelwerke, so führte Braun aus widersprächen sich in Teilen.
  • Fachkräftemangel sei ein weiteres Thema. Und so müsse im Bereich der Weiterbildung von Fachkräften viel mehr von politischer Seite getan werden.
  • Auch die zügige Bereitstellung und Erhebung geologischer Daten müsse sich in Deutschland deutlich verbessern
  • Die Absicherung von Unternehmen sowie die Aktivierungsmöglichkeiten von Investitionen bedürfen dringender Priorisierung.

Dipl.-Ing. Uwe Schindler, Geschäftsführer der H. Anger’s Söhne Bohr und Brunnengesellschaft, ergänzt die Forderungsliste von Braun: Wenn Tesla es schaffe, innerhalb von zwei Jahren eine Giga-Fabrik auf der grünen Wiese zu bauen, inklusive aller Genehmigungsverfahren, sollten die Verantwortlichen die Rahmenbedingungen für die Erstellung von Geothermie-Anlagen deutlich optimieren und entsprechend anpassen.

Ebenfalls Dr. Horst Kreuter, Geschäftsführer von Vulcan Energy Resources, sieht die Zukunft der Geothermie positiv. Auf einer Veranstaltung des Wirtschaftsrates, hatte er die Gelegenheit auf die Bedeutung der Geothermie zur Lösung der Wärmewende hinzuweisen. Waren in der Vergangenheit individuelle Projekte von Gemeinden und Privatinvestoren die Treiber der Geothermie-Entwicklung würden sich nun auch große Firmen, Stadtwerke sowie große Energiekonzerne dazu bekennen. Kreuter ist davon überzeugt: „Wenn sich jetzt große Wirtschaftsunternehmen in der Geothermie engagieren, werden wir ausreichend Aufmerksamkeit generieren und den notwendigen Druck auf die Politik ausüben können, den es für die Zeitenwende in der Wärmegewinnung braucht.“

Es stellt sich die Frage, warum bis jetzt so wenig passiert ist. Helge-Uve Braun spricht von einer Fehlallokation bei den Fördermitteln. Noch immer würde der Bau von Gasheizungen gefördert. Und auch das Luftwärmepumpen- Verfahren hätte durch das Mietrechtsnovellierungsgesetz Vorteile gegenüber der Geothermie, denn zusätzlich zu den staatlichen Förderungen könnten die Immobilieneigentümer die Installation auf die Miete anteilig aufschlagen. Diese Vorteile genieße die Geothermie nicht. Braun spricht hier von einer deutlichen Benachteiligung: „Wenn man den Weg weg von den fossilen Brennstoffen wirklich will, muss man die Fördermittel umlenken und Veränderungen herbeiführen.“

Abschließend macht Uwe Schindler noch einmal die Bedeutung der Geothermie deutlich: Kommunale Energieversorger gehörten der Bevölkerung. Was gäbe es also Besseres, wenn die Wertschöpfung dort stattfände, wo sie gebraucht werde. Wenn also die Stadtwerke München mit der Geothermie Geld verdienen, käme das letztendlich allen Münchnerinnen und Münchnern zugute. Das sollte in ganz Deutschland so sein. Das Potenzial in Deutschland ist vorhanden und muss nur noch in ganz Deutschland erschlossen werden.

Gemäß des Strategiepapiers „Klimaneutrale Wärme aus Geothermie 2045“ kann eine klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2045 durch einen Mix aus Geothermie und weiteren erneuerbaren Quellen, oft in Verbindung mit Wärmepumpen, realisiert werden. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes vom Oktober 2020 kann Tiefe Geothermie hierbei 118 TWh pro Jahr beitragen. Die im Februar 2022 vorgestellte Studie „Roadmap tiefe Geothermie Deutschland“ der Fraunhofer- Gesellschaft und der Helmholtz- Gemeinschaft berechnet das Potenzial sogar mit bis zu 300 TWh pro Jahr. Einen vergleichbaren Beitrag kann die oberflächennahe Geothermie in Verbindung mit Wärmepumpen liefern.

Quelle: Den kompletten Artikel lesen Sie auf den Seiten 8 und 9 der Beilage Energie & Umweltinnovation aus dem Handelsblatt vom 05. April 2022.