Welche Erfahrungen in der Kindheit und Jugend haben Sie für Ihren weiteren Berufsweg geprägt?
„Am meisten haben mich da meine Eltern geprägt. Sie haben mich bei allem unterstützt und mir vieles mitgegeben, wie zum Beispiel, dass man auf seine Ziele hinarbeiten muss, Fortschritte meist nur Schritt für Schritt vorangehen und man den eigenen Weg gehen und nicht nur auf Meinungen und Äußerungen anderer Leute hören sollte.“
Gab es Vorbilder, Forscher:innen oder Menschen in Ihrem Umfeld, die Sie beeindruckt und inspiriert haben?
„Es gibt einzelne Aspekte in Personen, die mich über die Zeit inspiriert haben. Konkrete Vorbilder habe ich nie gehabt oder gesucht.“
Wie war das Frauenbild zu dieser Zeit in Ihrem Umfeld?
„Das kann ich allgemein schwer sagen. In meiner Familie war der Vater zwar der Hauptverdiener und meine Mutter hat nach längerer Zeit zu Hause in Teilzeit gearbeitet. Trotzdem war aber immer klar, dass man als Frau auf eigenen Beinen steht.“
Warum haben Sie sich für ein Studium der Geowissenschaften entschieden?
„Die Wahl des Studienfachs war ein langer Weg: Bereits in der Schule gab es verschiedene Kurse und Tests rund um die Wahl eines Studiengangs. Als Ergebnis kam da bei mir nie das gleiche raus und es fühlte sich nie wie das Richtige an.
Irgendwann bin ich dann über das Fach der Geowissenschaften gestolpert und fand das ganz cool, denn bereits im Geografieunterricht haben mich die geowissenschaftlichen Themen wie Geologie, Vulkanismus oder Erdbeben sehr interessiert.
Als sich dieser Wunsch auch nach Schulabschluss und einem praktischen Jahr nicht geändert hatte, bin ich nach Bremen gezogen und habe das Studium der Geowissenschaften aufgenommen.“
Wie haben Sie das Studium in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit erlebt?
„Im Studium hatten wir ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis weiblicher und männlicher Studierender, Unterschiede gab es da kaum. Auch in den Arbeitsgruppen gab es die ein oder andere weibliche Professorin und einige weibliche Dozierende und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen. Auch wenn es einen Überhang an männlichen Dozierenden gab.“
Gab es Mentor:innen, die Sie in Ihrer bisherigen Karriere geprägt haben?
„Auf jeden Fall, durch die nähere Zusammenarbeit haben mich besonders drei Mentorinnen sehr geprägt: Eine war Dozierende für Seismologie in der Geophysik. Bei ihr habe ich auch meine Bachelor- und Masterarbeit abgelegt sowie promoviert. Sie hat mich lange begleitet und durch gemeinsame Interessen nicht nur meine wissenschaftliche Arbeit, sondern auch mich persönlich geprägt.
Ebenfalls wichtig für mich war meine Chefin im Nebenjob in einem Schülerlabor. Mit ihr habe ich mich auch viel darüber unterhalten, wie es für Frauen in der Wissenschaft ist. Und zum Ende meiner Doktorandenzeit bin ich durch ein Mentoring-Programm mit einer Geophysikerin, die in einem Museum arbeitet, in Kontakt gekommen, von der ich auch einige Ideen mitgenommen habe. Das hat zum Teil auch dazu beigetragen, dass ich jetzt am Deutschen Museum tätig bin.“
Wie würden Sie einem Laien erklären, was Geothermie ist?
„Geothermie ist die Wärme der Erde unter unseren Füßen, die zum großen Teil aus dem Inneren der Erde stammt. Die geothermische Energie können wir nutzen, um z.B. Gebäude zu heizen und zu kühlen – das macht sie zum wichtigen Baustein der Wärmewende.“
Was begeistert Sie an der Geothermie?
„Am meisten fasziniert mich, dass da so viele Wissenschaftszweige zusammenkommen. Einerseits braucht man Leute, die den Untergrund verstehen – also aus den Geowissenschaften, Geophysik, Geochemie oder Hydrogeologie. Andererseits sind Ingenieur:innen und Techniker:innen zum Bau und Verständnis der Anlage notwendig. Außerdem braucht es natürlich noch viele Menschen für die Verteilung und Nutzung der Wärme. Und genau dieses Zusammenspiel finde ich großartig.“
Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich in das Feld Geothermie eingearbeitet hatten?
„Ab Tag eins habe ich mich heimisch gefühlt, auch wenn ich noch nicht alles verstanden hatte. In wenigen Tagen hat man die Grundlagen raus und kann sich dann schon ganz gut orientieren. Je mehr man ins Detail geht, desto komplizierter wird es natürlich. Bei meinen Aufgaben in der Geothermie-Allianz-Bayern (GAB) lag der Fokus eher auf der Koordinations- als auf der Forschungsarbeit und daher musste (und konnte) ich auch nicht in das kleinste Detail einsteigen.“
Seit 2023 sind Sie am Deutschen Museum München tätig. Welche Aufgaben haben Sie dort und welchen Herausforderungen begegnen Sie dort?
„Ich bin hier als Kuratorin für Bergbau und Rohstoffe tätig. Zum einen habe ich hier eine Sammlung aus mehreren tausend Einzelobjekten, die in verschiedenen Depots verteilt lagern. Diese sind in einer Datenbank zusammengefasst, in der alle Informationen zu den Objekten immer weiter ergänzt und aktuell gehalten werden müssen. Daneben schaue ich auch nach neuen Exponaten, werbe diese ein und kümmere mich darum, diese in die Sammlung einzufügen. Mit und zu den Exponaten meiner Sammlung forsche ich auch. Dieser Teil meiner Arbeit ist die Sammlungsarbeit.
Der andere Teil ist die Ausstellungsarbeit. Den Abbau der letzten Bergbauausstellung habe ich mitbegleitet, da Exponate sowie denkmalgeschützte Ausstellungskulissen eingelagert werden mussten. Nun bin ich in den Planungen für eine neue Ausstellung. Diese soll auf jeden Fall die Geothermie im Museum hier in München, dem Hotspot der Geothermienutzung in Deutschland, zeigen. Das war bisher leider nicht der Fall. Mit diesem Ziel bin ich hier angetreten. Ein erstes Konzept gibt es bereits – leider noch keine Finanzierung.
Haben Sie in Ihrer Sammlung schon Sachen aus der Geothermie / Gibt es schon Exponate, die Sie im Auge haben?
„Bisher gibt es noch fast keine Exponate zur Geothermie, ein paar kleine Stücke Casing und eine Bohrkrone sind schon alles. Derzeit arbeite ich daran, eine Geothermiepumpe zu bekommen. Wenn ich träumen dürfte, würde ich die Pumpe gerne senkrecht in eine Ausstellung einbauen und so eine kleine Anschauungsgeothermieanlage zu haben, durch die die Besucher:innen durchlaufen können. Das sind aber große Träume und ich weiß nicht, ob meine Räume und die hoffentlich irgendwann kommende Finanzierung das hergeben.“
Was werten Sie für sich als bisher größten wissenschaftlichen Erfolg?
„Den hatte ich während meiner Promotionszeit, als ich für einen Erdbebenkatalog einen Datensatz von etwa 18.000 Erdbeben aus dem Nordatlantik in Hinblick auf die Prozesse an dieser Plattengrenze ausgewertet habe. Aufgezeichnet wurden die Messwerte an zwei divergierenden Platten im Ozean. Der von mir geschaffene Erdbebenkatalog kann natürlich nun von anderen Wissenschaftler:innen weiter genutzt werden.“
Bei der Geothermie-Allianz Bayern haben Sie in der Projektkoordination mit vergleichsweise vielen Frauen zusammengearbeitet. Wie schätzen Sie jedoch im Allgemeinen das Feld Geothermie allgemein ein – ist es noch ein hauptsächlich männlich dominiertes Feld?
„Wenn ich an Öffentlichkeitsveranstaltungen denke, war die Frauenquote eher gering. Schaue ich in die Wissenschaft, z.B. auf die GAB, sehe ich doch schon einige Frauen. Je höher man in Wissenschaft und Energiewirtschaft allerdings kommt, desto mehr Männer findet man. Ich habe aber auch gemerkt, dass es zu einem Wandel kommt und immer mehr Frauen auch dort ihren Platz finden. Daher denke ich, dass dies vorangeht.“
Was für Anreize sind noch notwendig, um Frauen für die Wissenschaft begeistern zu können?
„Ich glaube nicht, dass es an Begeisterung für die Wissenschaft fehlt, weder bei Frauen noch bei Männern. Entscheidender dafür, wie lange man als Wissenschaftler:in arbeitet sind die Rahmenbedingungen. Das ist generell ein etwas schwieriges Thema z.B. wegen oft befristeter Arbeitsverträge, unabhängig vom Fachgebiet. Stellen in der Professor:innenebene können meist erst nach der Pensionierung der bisherigen Professoren neu besetzt werden. Daher braucht das einfach mehr Zeit. Ich bin mir allerdings sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind und sich etwas ändern wird.“
Was würden Sie Frauen mit auf den Weg geben, wenn es darum geht, sich beruflich zu behaupten? Welchen Rat hätten Sie gerne früher in Ihrer Karriere gehört?
„Jede und jeder sollte sich seiner Talente und Stärken bewusst sein, selbstbewusst dazu stehen und sich nicht von äußeren Einflüssen vom eigenen Weg abbringen lassen. Und wenn es mal nicht so gut läuft, sollte man immer daran denken, wie viel man schon geschafft hat. Und besonders wichtig: Erfolge feiern!“
Was machen Sie zur Entspannung? Ich habe gesehen, dass Sie ehrenamtlich als Jugendleitern bei der „Jugend des Deutschen Alpenvereins (JDAV)“ tätig waren?
„Ja, da bin ich immer noch tätig. Mit der Jugendgruppe gehen wir regelmäßig zum Klettern und Bouldern. Ab und zu gehen wir mit den Kindern auch in die Berge. Abgesehen von der Jugendarbeit bin ich zum Ausgleich auch am liebsten sportlich unterwegs, draußen, in den Bergen.“
Zum Abschluss: Was sind Ihre Wünsche für die Geothermie?
„Mein Wunsch ist, dass die Geothermie ihr Potenzial ausschöpfen kann. Und das möglichst schnell!“