Sie ist, wie bereits ihre Vorgängerinstitution, Mitglied im Bundesverband Geothermie e. V. (BVG). Im Gespräch mit Frank Strozyk, dem Leiter des Bereichs Strategie und Transfer, sprachen wir u.a. über die Forschungseinrichtung und aktuelle Projekte.
Welche Leistungen/Services bietet die Forschungseinrichtung an?
Wir machen die Vorbereitung, Planung und Durchführung von Projekten im F&E-Kontext (Forschung und Entwicklung) – das heißt von Machbarkeitsstudien über Vorbereitung sowie Begleitung von Bohrung und Seismik Surveys bis hin zur Planung und Implementierung von Produktionsanlagen.
Seit wann sind Sie Mitglied im Bundesverband Geothermie?
Das Fraunhofer IEG ist seit Januar 2020 Mitglied. Auch unsere Vorgängerinstitution GZB (Internationales Geothermiezentrum Bochum), welche 2003 gegründet wurde, war bereits Mitglied im Bundesverband Geothermie.
Wie sind Sie auf den Bundesverband Geothermie aufmerksam geworden?
In den Anfängen des GZB im Jahr 2003 war die Branche überschauber und die Anzahl der Forschungseinrichtungen gering und viele Personen kannten sich untereinander.
Welche Vorteile bietet eine Mitgliedschaft im Bundesverband Geothermie?
Die Mitgliedschaft bietet mehrere Vorteile:
Wie schätzen Sie die Rolle der Geothermie für die Wärmewende ein?
Im Moment noch als viel zu klein, da sich das Verständnis, dass die Geothermie eine wichtige Technologie für die Wärmewende sein kann, gerade erst entwickelt. Der Bundesverband ist da ein wichtiges Instrument, um dem Rollout der Geothermie in Deutschland zu helfen.
Warum würden Sie eine Mitgliedschaft im Bundesverband empfehlen, genauer gesagt, was würden Sie einem Unternehmen raten, welches wegen einer Mitgliedschaft noch unentschlossen ist?
Wir haben schon mehrfach Partner-Unternehmen, mit denen wir tiefer in das Thema Geothermie eingestiegen sind, überzeugt, Mitglied zu werden. Das, was in den BVG-Fachausschüssen diskutiert und erarbeitet wird, erreicht, wie bereits erwähnt, eine hohe politische Flugebene und stärkt so die Interessen der Unternehmen, die Geothermie nutzen wollen.
Gibt es etwas, dass Sie im Zusammenhang mit der Geothermie schon immer mal loswerden wollten?
Dass sich die Prozessabläufe, also die Gesetze und Regulierungen sowie die Art, Gelder und Motivation bereitzustellen, verändern müssen. Da wird nicht konsequent mit umgegangen. Gerade jetzt, mit den angesetzten Zielen zur Reduktion der Treibhausgase, könnte die Geothermie einen guten Beitrag leisten.
Dies sehe ich gerade auch mit meinem Team in Nordrhein-Westfalen, wo wir uns dem Thema Tiefengeothermie widmen. Eigentlich könnten wir die Geothermie mit entsprechenden Schnellbooten (gute Finanzierung, Fündigkeitsversicherung sowie schlanken und vereinfachten Genehmigungsverfahren) auf ein gutes Fundament setzen. Leider passiert dies gerade nicht. Wenn man sechs bis acht Jahre warten muss, bis man loslegen kann, dann ist bei den Partnern das Drehmoment verloren und das Interesse ebenfalls.
Finden Sie, dass durch das neue Heizungsgesetz die (Tiefe) Geothermie gestärkt wird?
Der Gesetzesentwurf spricht sich für die Geothermie aus, beschleunigt sie aber nicht. Generell wird der Fokus beim Thema Wärmewende auf die Einzelgebäudeebene und Luftwärmepumpe gelenkt. Wir sind dafür, dass man auf ein zentrales Wärmenetz setzten sollte, welches über große Anlagen hohe Mengen an Fernwärme in die Netze einspeist. Unternehmen und Stadtwerke hätten mit mehr Sicherheit und Versicherungen Interesse, etwas Maßstabsmäßiges zu schaffen. Dies ist im Entwurf nicht genügend berücksichtigt.
Auf dem IEG-Campus in Bochum ist eine geothermische Versuchsanlage installiert. Können Sie etwas über die technischen Eigenschaften der Anlage sagen? Wie hilft Ihnen diese Anlage bei den Forschungen?
Wir haben zweimal den GeoStar installiert. Diese Technologie besteht aus sternförmigen Erdwärmesonden, welche es erlauben, über eine große Fläche Erdwärme aus dem Untergrund zu entziehen. Dies ist auch in engen oder dicht bebauten Regionen auf kleinem Raum umsetzbar, wo man die klassische Mitteltiefe oder Tiefe Geothermie nicht umsetzen kann oder die Fläche im Untergrund noch anderweitig nutzen möchte.
Desweiteren nutzen wir eine alte Bergwerksstruktur als Wärmespeicher, um über eine Wärmepumpe das Fernwärmesystem Bochum-Süd zu befeuern.
Sind Sie auch an geothermischen, kommerziellen Projekten außerhalb Ihrer Forschungseinrichtung beteiligt?
Wir haben schon Unternehmen, Städte, Kommunen und Versorger betreut, wenn es darum ging, Ideen, Konzepte oder Technologien in deren Systeme zu integrieren. Häufig sind wir nur in den Planungs-/Vorbereitungsphasen dabei. Alle Projekte müssen einen Forschungskontext haben, sodass wir etwas zur technologischen Reife oder in die Anwendung bringen müssen. An primär kommerziellen Projekten dürfen wir uns nicht beteiligen.
Aktuelle Beispiele sind:
Was planen Sie in der Zukunft: Gibt es bestimmte Dinge oder Projekte, die Sie in der nächsten Zeit realisieren wollen?
In Nordrhein-Westfalen wurde bisher an keiner Stelle ein wirkliches tiefengeothermales Reservoir erbohrt und zur Energieproduktion genutzt. Aus diesem Grund sind wir in Gesprächen mit dem Landesministerium über eine handvoll Projekte, die konkret umgesetzt werden sollen. Derzeit erfolgt die Abstimmung darüber, welche Projekte präferiert finanziert und gebaut werden sollen. Dies soll Unternehmen, Stadtwerken und Städten zeigen, dass es funktionieren kann und sie dazu stimulieren, ihnen das nachzutun.