Die vom Umweltbundesamt (UBA) veröffentlichten CO2-Emissionsdaten für das Jahr 2021 zeigen: Der Gebäudesektor hat zum zweiten Mal in Folge die im Klimaschutzgesetz festgehaltene Emissionsminderung nicht erreicht. Statt der angepeilten 113 Millionen Tonnen CO2 wurden etwa 115 Millionen Tonnen emittiert. „In punkto Klimaschutz klaffen im Gebäudesektor Chance und Realität nach wie vor auseinander“, kommentiert Thomas Drinkuth, Leiter der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG). „Alle Technologien und Produkte, die für klimaneutrale Gebäude benötigt werden, sind seit Jahrzehnten etabliert. Was noch fehlt, ist eine Politik, die die seit langem angekündigte Sanierungswelle endlich anschiebt. Die Ampel-Regierung steht hier vor der großen Aufgabe, die Versäumnisse der vergangenen Jahre aufzuarbeiten und den Hebel umzulegen“.
Absatz von Wärmepumpen muss steigen
Im internationalen Vergleich besteht in Europa eine gewaltiges Ausbaupotential auf dem Wärmepumpenmarkt. 2017 wurden in ganz Europa lediglich 1,1 Millionen Geräte installiert, die meisten davon in Skandinavien. Die European Heat Pump Association (EHPA) schätzt das potenzielle Absatzvolumen von Wärmepumpen europaweit auf jährlich 6,8 Millionen Geräte. Besonders in Deutschland herrscht großer Nachholbedarf. Im Jahr 2017 kamen auf 1000 Haushalte nur 2,3 installierte Wärmepumpen. Zur gleichen Zeit lag der Anteil in Norwegen bei 34,3 und in Schweden bei 22,7 installierten Wärmepumpen.
Die Erhebung der EHPA legt ebenfalls für die oberflächennahe Geothermie (ONG) sowie für Kalte Nahwärmenetze in Kombination mit Wärmepumpen ein immenses Ausbaupotenzial nahe. Dafür ist ein umfassendes, langfristiges und solide finanziertes Politikprogramm nötig. Der deutliche Ausbau der Förderprogramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren in den vergangenen Jahren habe zwar Impulse gesetzt, ist aber nicht ausreichend, um die nötige Menge an Bestandssanierungen zu decken.
Energetische Sanierung von Bestandsgebäuden notwendig
Deutschlandweit nimmt die Installation von Wärmepumpen in Gebäudeneubauten zu. 2020 lag der Wärmepumpen-Anteil im Neubau-Markt bei 43 Prozent. Zum Vergleich haben Wärmepumpen in Bestandsgebäuden lediglich einen Anteil von 6 Prozent. Da aber vor allem im Gebäudebestand in den kommenden Jahren der Großteil neuer, klimaschonender Heizungsvarianten installiert werden muss, bedarf es nun einer Modernisierungsoffensive. Die Sanierung der Wärmeversorgung von Bestandsimmobilien ist in der Folge essenziell, um das von der Bundesregierung gesteckte Klimaziel zu erreichen. In Zukunft müssen ONG-Techniken vermehrt zusammen mit modernen Wärmepumpen in den Gebäudebestand integriert werden, um wärmebedingte Emissionen zu minimieren.
Mit Geothermie die Abhängigkeit von Energieimporten reduzieren
Nicht nur für den Klimaschutz ist ein schneller Start der Sanierungswelle notwendig, sondern auch um die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten schnell zu minimieren. „Der furchtbare Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen auf den Energiemarkt zeigen deutlich, dass wir jetzt die vorhandenen Möglichkeiten nutzen müssen, um den Verbrauch von Gas und Öl schnell und nachhaltig zu senken. Energieeffizienz ist daher das Gebot der Stunde“, so Drinkuth weiter. Geothermie bietet dabei deutschlandweit eine herausragende Versorgungssicherheit und Preisstabilität über das ganze Jahr hinweg.
Quellen: Transparente Gebäudehülle, PwC