Am 25. Februar 2021 fand ein Expertengespräch zum Thema der Rolle der Geothermie in der Wärmewende mit Abgeordneten des Bündnis 90/Die Grünen. Themenschwerpunkte waren die Kartierung der geothermischen Nutzungspotenziale und die Frage, wie schnell Deutschland die Geothermie ausbauen könnte.
Zum Dialog hatten der Bundesverband Geothermie und DMT (TÜV NORD GROUP) als Projektpartner des EU-Interreg-Projekt Roll-out of Deep Geothermal Energy in North-West Europe gemeinsam eingeladen. Die Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und Wirtschaft und beantworteten die Fragen der Parteimitglieder zu Potenzial und Effizienz der Geothermie. Die Befürwortung der Geothermie ist bereits im Grundsatzprogramm von Bündnis 90/Die Grünen verankert. Bis 2050 könnten Tiefe Geothermieheizkraftwerke 118 TWh/a zur Energiewende beitragen. Vor allem in Bezug auf die Bereitstellung von Wärme ist die Geothermie ein Effizienzmeister.
Fehlende Risikoversicherung mindert die Ausbaugeschwindigkeit
Dr. Julia Verlinden, die Sprecherin für Energiepolitik Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, beschrieb die aktuelle Situation der Stadtwerke. In vielen Gemeinden muss in den nächsten Jahren aufgrund des Kohleausstiegs eine Umstellung der Energiequelle stattfinden. Oft wird dabei die Geothermie aufgrund einer fehlenden Fündigkeitsrisikoversicherung nicht in Betracht gezogen, obwohl die mittel- bis langfristigen Vorteile und die Effizienz der Geothermie vielen bewusst sind. Eine Risikoversicherung auf Bundes- oder europäischer Ebene zu ermöglichen, ist eines der Kernanliegen des Bundesverbandes Geothermie und des European Geothermal Energy Council.
Datenschatz heben
Ein weiterer Schwerpunkt des Dialoges war die Kartierung der geothermischen Potenziale der Bundesländer. Es sind bereits eine Reihe von Daten vorhanden, die durch projektspezifische Erkundungen ergänzt werden müssen, um sie kommunalen und privaten Nutzern zur Verfügung stellen zu können. Die Analyse des geothermischen Nutzungspotenzials eines Standortes kann auf Basis bestehender Daten innerhalb von etwa 8 Wochen erfolgen, erklärte Inga Moeck, Professorin für Angewandte Geothermik und Geohydraulik der Universität Göttingen. Müssen die geologischen Daten erst erhoben werde, dauert die Erhebung und Auswertung bis zu 8 Monaten, erklärte Ulrich Pahlke, Direktor des Geologischen Dienstes NRW.
Geothermie in bestehende Wärmenetze einbinden
Neben dem geothermischen Potenzial eines Stadtortes ist die Anschlussfähigkeit eines Geothermieheizwerkes an ein bestehendes Wärmenetz ein wichtiger Faktor in der Planung. Vor allem die Transformation bestehender Wärmenetze, wie es sie bereits in vielen Kommunen gibt, spielt hier eine große Rolle. Annecatrin Theis, Senior Advisor Energy Policy der Stadtwerke München, erläuterte die Strategie der Wärmewende der Stadt. München möchte bereits bis 2035 klimaneutral werden und wird dazu in den kommenden Jahren die Energieversorgung umstellen. Aktuell wird das bestehende Wärmenetz umgebaut, um die zukünftige Versorgung durch dezentrale Geothermieheizwerke zu ermöglichen. Ziel ist es Kunden zuverlässig, preiswert und umweltfreundlich mit Wärme und Kühlung zu versorgen.