Rund 14 Megawatt elektrischer Leistung oder 100 Megawatt thermischer Leistung soll das nördlich von Palling geplante Heizkraftwerk nach Fertigstellung erzeugen können. Das ist der Strombedarf von 30.000 oder der Wärmebedarf von 10.000 Haushalten bzw. aller denkbaren Kombinationen aus beiden Energieformen. Der besondere Vorteil einer kombinierten Wärme- und Stromerzeugung sei, so Gruber, dass bei geringem Wärmebedarf im Sommer die Stromerzeugung erhöht werden könne und so die wertvolle Energie aus dem Erdinnern nicht ungenutzt bleibe. Im Gegensatz zu allen anderen regenerativen Energieträgern sei die Geothermie grundlastfähig, das heißt, sie stehe jeden Tag und rund um die Uhr in gleicher Intensität zur Verfügung, erklärte Gruber.
Mit dem Bohrplatzbau bei Allerding soll im August begonnen werden, im Oktober ist der Start von voraussichtlich vier Bohrungen geplant, im 2. Quartal 2021 der Beginn des Anlagenbaus und im 1. Quartal 2022 die Inbetriebnahme der Anlage. Das für den Fall einer erfolgreichen Genehmigung vorgesehene Bohrunternehmen ist die renommierte und erfahrene Daldrup & Söhne AG, die kürzlich im Auftrag der Stadtwerke München Deutschlands die sechs Bohrungen für Deutschlands größte Geothermieanlage erfolgreich durchgeführt hat.
Gruber ging in seiner Präsentation auch auf mögliche Risiken des Vorhabens ein, die über verschiedene Haftpflichtversicherungen umfassend abgesichert seien. Auch von Subunternehmern werde durch den Projektträger der Nachweis einer ausreichenden Betriebshaftpflichtversicherung verlangt. Sowohl für den Grundwasserschutz als auch für die Überwachung etwaiger seismischer Ereignisse würden, entsprechend der sehr strengen Vorgaben der zuständigen Behörden, umfangreiche Vorkehrungen getroffen, so Gruber.
Wärmelieferung fester Bestandteil des Konzepts
Die Beiträge der Gemeinderatsmitglieder deckten ein breites Themenspektrum ab. Bürgermeister Franz Ostermeier erwähnte die steuerlichen Auswirkungen des Projekts für die Gemeinde, welche während der Betriebsphase derzeit im hohen sechsstelligen Bereich geschätzt werden, sofern die erhofften Kapazitäten erreicht werden können. Hinzu kämen positive Effekte für die regionale Wirtschaft in der Bauphase.
Großen Raum nahm die Frage nach einer möglichen Versorgung Pallings und weiterer Gemeinden durch geothermische Fernwärme ein. Der Projektträger versicherte, dass auf eigene Kosten eine Wärmeleitung bis ins Ortsgebiet Palling gebaut würde, sofern die Gemeinde es wünsche. Die weitere Verteilung der Wärme könne durchaus durch die Gemeinde erfolgen. Laut einer vom Projektträger beauftragten Studie einer Planungsgesellschaft für Fernwärmetrassen ist auch eine Anbindung der Stadt Trostberg mit ihrem hohen Wärmebedarf technisch möglich; diese ist auch vom Projektträger gewünscht. Entscheidend für alle diese Überlegungen sei jedoch das Vorliegen der Leistungsdaten der ersten Bohrung, erst dann könne mit Kommunen und etwaigen privaten Abnehmern über eine konkrete Ausgestaltung gesprochen werden, so Gruber.
Trotz einzelner kritischer Fragen zeigte sich der Gemeinderat dem Geothermieprojekt gegenüber aufgeschlossen und positiv. Einstimmig wurde dann auch die Stellungnahme der Gemeinde im Rahmen des Betriebsplanverfahrens verabschiedet. In dieser werden an die Regierung von Oberbayern, das Bergamt Südbayern und weitere Behörden Forderungen der Gemeinde Palling gestellt, zum Beispiel hinsichtlich des Grundwasser-, Lärm- und Naturschutzes, des Ortsbilds oder zum Themenbereich Infrastruktur und Verkehr. Gregor Gruber vom Projektentwickler ecoprime: „Es ist sowohl im Interesse der Gemeinde als auch in unserem Interesse, dass das Geothermieprojekt bürger- und umweltverträglich durchgeführt wird. Insofern begrüßen wir die rege Anteilnahme des Gemeinderats an diesem Zukunftsprojekt und freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit.“
Quelle:
Geothermie Palling