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Grenzübergreifende Wärmewende mit Yeager Energy

| News

Yeager Energy aus den Niederlanden ist als Betreiber von geothermischen Energiesystemen und im Bereich von Fernwärmenetzen tätig. Als neues Mitglied des Bundesverbandes Geothermie beantwortet stellvertretend Robin Hamersma unsere Fragen.

Huisman Geo Rig LOC 400 beim Bohren einer geothermischen Dublette zwischen den Gewächshäusern des Gartenbaubetriebs "Ammerlaan" in Pijnacker, Niederlande. Quelle: Yeager Energy

Die Nutzung der Geothermie in den Niederlanden ist 2019 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50% gestiegen. Die Niederlande gelten als Vorreiter Europas im Ausbau der Geothermie. Das Interesse an der grenzübergreifende Zusammenarbeit ist, besonders im Agrarsektor, von steigendem Interesse. Im Interview beantwortet der Robin Hamersma, Gründer von Yeager Energy (NL), die Fragen des Bundesverbandes Geothermie.

Yeager Energy verfügt über eine Lizenz zur Aufsuchung geothermischer Energie in der Nähe der Stadt Leiden und ist bereits an dem Geothermieprojekt "Aardwarmte Delfland" in der Nähe von De Lier im Gartenbaugebiet Westland SE von Den Haag beteiligt. Neben diesen Projekten wurden beim Ministerium für Wirtschaft und Klima zwei weitere Anträge auf Erteilung von Lizenzen für die Exploration von geothermischer Energie eingereicht. Kürzlich wurde der Wärmenetzbetreiber Warmtebedrijf Westlands von Yeager Energy übernommen.

Yeager hat drei verschiedene geothermische Lizenzen beantragt und plant in mehrere bestehende Lizenzen einzusteigen. Wie definieren Sie Ihre Rolle bei der Wärmewende in den Niederlanden?  

Yeager Energy B.V. ("Yeager") ist ein integrierter Entwickler und Betreiber von Tiefengeothermie und (intelligenten) Fernwärmenetzen. Unsere Vision ist es, ein Branchenführer bei der sicheren Versorgung von Privatkunden, der Industrie und dem Gewächshaussektor mit nachhaltiger, zuverlässiger und erschwinglicher Wärme zu werden. Unser Ziel ist es, ein bedeutendes Unternehmen in den Niederlanden zu etablieren, das die neuesten Technologien einsetzt. Wir wollen international expandieren, indem wir neue Lizenzen beantragen, Unternehmen und Lizenzen erwerben und mit anderen Lizenzinhabern zusammenarbeiten. Yeager verfolgt einen integrierten Ansatz bei der Entwicklung und dem Betrieb von Projekten (tiefe Geothermie und nachhaltige Fernwärmenetze sowie ggf. andere Formen nachhaltiger Wärme), da das Unternehmen davon überzeugt ist, dass dies der effizienteste Weg ist, seinen Kunden nachhaltige, zuverlässige und erschwingliche Wärme zu liefern. Yeager hat von dem auf Energiesektor fokussierten Investmentfonds Kerogen Capital eine bedeutende Investition erhalten, um sein Geschäft zu unterstützen und auszubauen. Yeager hat vor kurzem ein Wärmenetzunternehmen erworben und ist gemeinsam mit Shell Geothermal und zwei Gewächshausgärtnereien an einer geothermischen Anlage (2 Dubletten) beteiligt. Die erste Produktion wird für das Jahr 2024 erwartet.

Was ist Ihre Motivation, die internationale Zusammenarbeit zu suchen und Mitglied im Bundesverband Geothermie (BVG) zu werden?

Parallel zu unseren Entwicklungen in den Niederlanden wollen wir unser Geschäft innerhalb Europas weiter ausbauen. Deutschland ist für uns ein potentiell interessanter Markt für die Bereitstellung von nachhaltiger Wärme und Strom durch Geothermie. Der nachhaltige Strommarkt ist in Deutschland bereits ein etabliertes Geschäft. Wir glauben, dass der nachhaltige Wärmemarkt deutschlandweit ein großes Potenzial bietet und untersuchen diesen Markt derzeit. Gleichzeitig schließen wir nicht aus, dass wir uns auf dem Geothermie-Strommarkt engagieren. Wer also Ideen oder Vorschläge hat, ist herzlich eingeladen, mit uns Kontakt aufzunehmen. Wir hoffen, dass uns die aktive Mitgliedschaft im Bundesverband Geothermie (BVG) dabei helfen wird. Darüber hinaus bieten viele deutsche Firmen wichtige Dienstleistungen für den Geothermiesektor in den Niederlanden an (z.B. Bohrungen, Bohrlochmessungen, künstlicher Auftrieb, Verrohrung usw.), aber vielleicht gibt es auch andere (innovative) Firmen, die wir noch nicht kennen und die daran interessiert sein könnten, ihre Produkte und Dienstleistungen an Yeager Energy zu liefern.

Warum ist die Geothermie in den Niederlanden so populär und was kann Deutschland von dem niederländischen Ansatz zur Wärmewende lernen?

Die Anwendung der Geothermie in den Niederlanden konzentriert sich auf das Heizen, da die Wassertemperaturen des geförderten Thermalwasser maximal 100°C heiß ist. Der Hightech-Gewächshaussektor im Westen der Niederlande war vor 1´5 Jahren der Pionier bei der Einführung der Geothermie in großem Maßstab. Der Gewächshaussektor ist ein bedeutender Industriezweig in den Niederlanden und bietet eine Konzentration von High-Tech-Gartenbau-/Landwirtschaftsbetrieben, Lieferbetrieben, Handels-, Vertriebs- und Verarbeitungsbetrieben, die alle eng miteinander vernetzt sind. Eines der Ziele dieses Sektors ist es, wesentlich umweltverträglicher zu werden. In Gewächshäusern werden nach wie vor große Mengen Erdgas zum Heizen eingesetzt. Darüber hinaus wird aber auch auf modernste Technologien wie Roboter und autonome Drohnen gesetzt und der Agrarsektor der Niederlande ist mit Ausfuhren im Wert von rund 5 Mrd. EUR pro Jahr zum zweitgrößten Lebensmittelproduzenten der Welt (nach den USA) geworden.

Nach dem Pariser Klimaabkommen von 2015 hat sich die niederländische Regierung hohe Klimaziele gesetzt und mehrere klimarelevante Gesetze sowie ein Klimaabkommen verabschiedet. Das Klimagesetz sieht vor, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 49 % und bis 2050 um 95 % zu reduzieren (bezogen auf 1990) und die Stromerzeugung bis 2050 zu 100 % klimaneutral zu gestalten. Darüber hinaus wird das Bergbaugesetz geändert, um die Geothermie zu fördern. Ein neues Wärmegesetz für Fernwärmenetze, die nachhaltige Formen der Wärmeversorgung nutzen, wird derzeit fertiggestellt. Um dies zu erleichtern, wurden staatliche Subventionsregelungen verabschiedet, die den Betreibern von Geothermieanlagen zusätzliche Einnahmen für 15 Jahre garantieren (was die Einnahmen und somit Investitionen vorhersehbar macht), um neue Technologien und Innovationen zu fördern und um sich gegen geologische Bohrrisiken abzusichern.

Nach dem Gewächshaussektor weiten nun immer mehr Betreiber, darunter auch Yeager Energy, ihre Aktivitäten auf den Industriesektor (für Raumheizung und -kühlung sowie für industrielle Prozesse) und den Gebäudesektor aus und beziehen auch Wohn-, Büro- und Nutzgebäude (Raumheizung und -kühlung) oder Kombinationen dieser Sektoren mit ein. In den letzten beiden Jahren hat Engie einen Markteintritt in den Niederlanden vollzogen und Shell hat ein Unternehmen für geothermische Energie in den Niederlanden gegründet.

Im Unterschied zu Solaranlagen und Windturbinen hat geothermische Energie den geringsten ökologischen Fußabdruck (1 Hektar kann bis zu 10.000 Wohnungen mit Wärme versorgen) und das ohne in das Landschaftsbild einzugreifen oder Lärm zu erzeugen. In einem kleinen und dicht besiedelten Land wie den Niederlanden bringt dies viele Vorteile mit sich und fördert die gesellschaftliche Akzeptanz der geothermischen Energie.

Wie unterstützt der Bundesverband Geothermie Ihre Projekte und was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Yeager Energy ist erst seit kurzem Mitglied im deutschen Bundesverband Geothermie. Wir erhoffen uns von der Mitgliedschaft, dass wir unser Netzwerk zu anderen Geothermiebetreibern, Fernwärmenetzbetreibern, Energieversorgern, Dienstleistern, Investoren und Technologieunternehmen in Deutschland ausbauen und Möglichkeiten für Investitionen und Kooperationen finden können. Darüber hinaus wollen wir die verfügbaren Informationen und Daten des Bundesverbandes Geothermie nutzen, um ein besseres Verständnis des deutschen Geothermiemarktes in all seinen Facetten zu erhalten.

Das Originalinterview erfolgte in englischer Sprache und wurde für die Veröffentlichung übersetzt.

Link zum Interviewparter Yeager Energy und seinen Projekten.