Im Bezirk Wilhelmsburg entsteht die erste Tiefengeothermieheizwerk Hamburgs. Der Bau startet voraussichtlich Mitte des Jahres und soll zukünftig 5000 Wohnungen mit CO₂-neutraler Wärme versorgen. Für den Bau des Wilhelmsburger Heizwerks werden 70 Millionen Euro investiert, davon steuert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI) 22,5 Millionen Euro bei. Das Areal für das Großbauprojekt befindet sich in einem Gewerbegebiet des Hamburger Hafens an der Alten Schleuse am Schlengendeich. Bereits 2010 wurden für den Standort Wilhelmsburg seismische Untersuchungen mit erfreulichen Resultaten durchgeführt. Das heiße Thermalwasser befindet sich in etwa 3500 Metern Tiefe im Rhät, einer Gesteinsschicht aus dem Obertrias. Das Wasser zwischen den Gesteinsschichten erreicht eine Temperatur von bis zu 130°C und ist somit ideal für Tiefengeothermie.
Integrierte Wärmewende Wilhelmsburg (IW³)
Bis 2024 will der städtische Energieversorger HAMBURG ENERGIE eine CO₂-freie dezentrale Wärmeversorgung etablieren. Kernstück des Projekts ist das Tiefengeothermieheizwerk an der Alten Schleuse, realisiert durch die Tochtergesellschaft HEGeo. Die Anlage soll künftig heißes Thermalwasser an die Oberfläche pumpen und über Wärmetauscher Energie in das Wärmenetz einspeisen. Das abgekühlte Wasser wird daraufhin über eine Injektionsbohrung zurück in den Aquifer geleitet. Da vor allem in den Sommermonaten nicht das gesamte Wärmepotential des Thermalwassers benötigt wird, ist in einer Tiefe von 200-400 Metern die Errichtung eines Aquifer-Wärmespeichers vorgesehen. Dieser besteht aus einer Brunnendublette und einem oberirdischen Wärmetauscher.
In der Einspeicherphase wird kaltes Grundwasser aus dem Hilfsbrunnen zum Wärmetauscher der Geothermieanlage gefördert auf 85°C aufgeheizt und zurück in den Grundwasserleiter gegeben. Die Wärme wird im Grundwasser und den umliegenden Braunkohlesanden gespeichert und kann bei Bedarf mit einer Temperatur von etwa 65°C entnommen werden. Nach der Entnahme wird das abgekühlte Grundwasser ebenfalls in den Kreislauf zurückgeführt.
Tiefengeothermie in Hamburg
Das Tiefengeothermieprojekt in Wilhelmsburg hat eine Vorreiterfunktion für die Hansestadt. Laut Jan Dube, dem Sprecher der Hamburger Umweltbehörde ist „zu prüfen, ob und wo in der Metropolregion diese klimafreundliche Energiequelle noch zum Zuge kommen kann“. Das Projekt Geothermie Wilhelmsburg trägt mit begleitender Forschung erheblich dazu bei, weitere Projekte voranzubringen und somit eine Breitenwirkung zu entfachen. Andreas Feicht, Staatssekretär für Energie am BMWI, betont, dass Geothermieprojekte wie das IW³ gerne vom Bund mitfinanziert werden, um das enorme Potenzial der Tiefengeothermie zu fördern.
Quellen: Integrierte Wärmewende Wilhelmsburg, Geothermieanlage Wilhelmsburg, Fördermittel für Wärmewende - Andreas Feicht, Elbe Wochenblatt - Tiefe Geothermie, IBA - Tiefengeothermie Wilhelmsburg