Die Dekarbonisierung des Wärmesektors stellt die wohl größte Herausforderung auf dem Weg zur Klimaneutralität dar. Vor allem Städte und Landkreise sind jetzt gefragt Wege hin zu einer emissionsfreien Wärmeversorgung zu erarbeiten. Das Heidelberger Umweltamt erstellte dazu in Kooperation mit den Stadtwerken eine Ausschreibung für Projekte zur kommunalen Wärmeplanung. Gemäß des Klimaschutzgesetzes des Landes Baden-Württemberg ist Heidelberg dazu verpflichtet bis 2023 einen nachhaltigen Wärmeplan vorzulegen. Zur Umsetzung der Planung werden vom Land Fördermittel in Höhe von 170.000 Euro bereitgestellt. Anhand der vorliegenden Daten wird die Wärmeerzeugung für die Heidelberger Fernwärme bis 2030 zu 80 Prozent CO₂-neutral erfolgen, heißt es im Zwischenbericht.
Heidelbergs Bürgermeister für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität, Raoul Schmidt-Lamontain findet deutliche Worte zur potenziellen Nutzung der Geothermie für Heidelberg: „Die Potenziale von Geothermie ungenutzt zu lassen, können wir uns im Hinblick auf eine sichere und klimafreundliche Energieversorgung schlicht nicht erlauben – und gerade im Oberrheingraben sind die geologischen Voraussetzungen für eine Nutzung sehr gut“.
In vier Schritten zur Wärmewende
Mit der kommunalen Wärmeplanung wird eine Strategie zur klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2040 entwickelt. Die Umsetzung soll in vier Schritten erfolgen: Mit einer Bestandsanalyse werden der aktuelle Wärmebedarf und die resultierenden Treibhausgasemissionen ermittelt. Danach werden die Potenziale zur Energieeinsparung, von erneuerbaren Energien und von Abwärme ermittelt. Daraus wird ein Szenario für eine klimaneutrale Wärmeversorgung entwickelt und eine Energie- und Treibhausgasbilanz nach Sektoren und Energieträgern für 2030 und 2040 dargestellt.
Die Wärmeversorgung der Stadt erfolgt aktuell zu 50 Prozent aus Fernwärme, ebenfalls fast 50 Prozent werden durch Erdgas und Heizöl bereitgestellt. Eine klimaneutrale Wärmeversorgung erfordert am Heidelberger Beispiel eine Umstellung der Fernwärme auf erneuerbare Quellen und eine Abkehr von fossilen Brennstoffen.
Aktionsplan für „grüne“ Fernwärme
Im Rahmen des Klimaschutzaktionsplans hat die Stadt Heidelberg folgende Ziele formuliert, um die Transformation der Fernwärme von der konventionellen, kohlebasierten Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung hin zu einer „grünen“ Fernwärme zu gestalten:
Geothermie Hardt
In der Metropolregion Rhein-Neckar erhielten die Energieunternehmen EnBW und MVV eine Aufsuchungsgenehmigung für das Gebiet der sogenannten „Hardt“. Das Bündnis will vor allem die Potenziale der Tiefengeothermie erkunden. Ziel ist der Bau und Betrieb von Geothermie-Heizwerken für die Fernwärmeversorgung der Region. Bis Ende 2022 sollen nun auf dem circa 270 Quadratkilometer großen Aufsuchungsgebiet geologische und hydrogeologische Voruntersuchungen durchgeführt werden.
Mit der Abkehr von fossilen Energieträgern müssen für die zukünftige Energieversorgung Heidelbergs klimafreundliche Energiequellen erschlossen werden. Die Stadt begrüßt die Nutzung von Geothermie und wird zukünftig vom Projekt „Geothermie Hardt“ profitieren, da rund 10 Prozent der Aufsuchungsfläche auf Heidelberger Gemarkung liegen.
Quellen: PM Stadt Heidelberg, Stadtwerke Heidelberg, BUND, Geothermie Hardt