Das Konsortium von Ultra-Deep Geothermal (UDG) in den Niederlanden gab kürzlich den Standort für die erste Forschungsbohrung für eine industrielle Anwendung der Geothermie zur Papierherstellung bekannt. Ziel ist es den fossilen Energiebedarf von Smurfit Kappa Parenco, einer der größten Papierfabriken der Niederlande, klimaneutral zu gestalten.
Zur Beheizung von Gewächshäusern ist die Geothermie in den Niederlanden bereits weit verbreitet. Hier reichen Bohrtiefen von etwa 2 Kilometern bis 4 Kilometern aus. Da Parenco für die Papierherstellung Dampf mit einer Temperatur von 180 Grad Celsius benötigt, wird eine Bohrtiefe von bis zu 6 Kilometern angestrebt.
Das Konsortium Tellus Renkum bereitet die Forschungsbohrung vor. Eine solche Bohrung wäre in den Niederlanden einmalig, da noch nie tiefer als 4 Kilometer nach geothermischer Energie gebohrt wurde. Aktuell wird die Seismik durchgeführt, um den geologischen Untergrund der Dinant-Kalksteine (Unterkarbon) zu charakterisieren. Mit den gewonnenen Informationen wird ein 3D-Modell des Untergrunds erstellt. Tellus Renkum prüft anschließend, ob die Bohrungen finanziell machbar sind und berücksichtigt dabei auch Aspekte wie Sicherheit, Grundwasserschutz, Naturschutz sowie archäologische und landschaftliche Aspekte.
Ist die Bohrung erfolgreich kann die gewonnene Wärme den Erdgasverbrauch der Papierfabrik ersetzen. Nach dem Produktionsprozess ist eine Restwärme von etwa 90 bis 100 Grad Celsius vorhanden, die in die bereits vorhandenen Wärmenetze in Wageningen und Ede eingespeist werden sollen.
Auch in Deutschland ist die Papierherstellung mit Geothermie ein aktuelles Forschungsthema. Die in Hagen ansässige Firma Kabel Premium Pulp & Paper ist mit dem Forschungsprojekt Kabel ZERO einer der Standorte in Deutschland, die Tiefe Geothermie für die industrielle Anwendung erproben.
Quellen: de Gelderlander, EBN, expronews