Unter dem Begriff „Kalte Nahwärme“ versteht man ein Wärmenetz, das im Vergleich zu Fernwärmenetzen mit deutlich niedrigeren Temperaturen betrieben wird. Die Errichtung ist kosteneffizient, da günstige Erdwärmekollektoren verwendet werden und die Leitungen des Netzes aufgrund der niedrigeren Netztemperatur nicht thermisch isoliert werden müssen. In einem Kalten Nahwärmenetz können diverse lokale Wärmequellen wie Luftwärme, Erdwärme, "Wasserwärme" lokaler Gewässer (s.u.) und Solarwärme kombiniert werden. Zudem entstehen deutlich geringere Lieferverluste auf dem Transportweg der Wärme zum Haus. Im Sommer können die Erdwärmekollektoren zusätzlich zur passiven Kühlung genutzt werden, was sie von Luftwärmepumpen und Solarthermie unterscheidet. So kann auch das Wärmereservoir des Bodens für den Winter zusätzlich aufgefüllt werden. Im Haus wird eine Wärmepumpe genutzt, um die gewünschte Temperatur für Warmwasser und Heizung zu erreichen.
Das Baugebiet Berender Redder in Schleswig ist eines der ersten Projekte im Landkreis, die seit 2015 mit "Kalter Nahwärme" beheizt werden. So wird das Heizen im Schleswiger Baugebiet besonders umweltfreundlich und auch für die Bauherren eine wirtschaftlich attraktive Alternative zu einer eigenen Heizungsanlage. Als Wärmequelle dienen Erdwärme und auch die „Wasserwärme“ des Mühlenbachs, dem zwei Grad Wärme entzogen werden soll.
"Die reine Erdgas-Heizung bauen wir nicht mehr ein", sagt Thorsten Bock von den Stadtwerken SH jüngst dem NDR. "Auch, weil die Kunden es nicht mehr wünschen. Sie wünschen Alternativen, manchmal noch in Kombination mit Erdgas, aber die reine Gasheizung wird nicht mehr angefragt." Das lange erfolgreiche Geschäftsmodell ist nun ein Auslaufmodell. Der Wandel bei den Stadtwerken SH begann allerdings schon vor einigen Jahren. "Wir haben sonst immer klassischerweise Erdgas-Leitungen in Baugebieten verlegt", erzählt Bock. "Wir haben aber festgestellt, dass die Anschlussquote bei diesen Erdgas-Leitungen rapide gesunken ist: Wo wir früher noch 100 Prozent Anschlussdichte hatten, sind es vor acht Jahren nur noch 30 bis 40 Prozent gewesen."
Wie der Webseite der Stadtwerke Schleswig zu entnehmen ist, wird das Schleswiger Rundum-Sorglos-Angebot inklusive Betriebskosten, Wartung, Service und kostenfreier Störungsbeseitigung zum Preis von 120 € / Jahr angeboten. Der Arbeitspreis für die abgenommene Wärmemenge (inkl. Strompreis) liegt bei 9,993 ct/kWh. In Höchstädt (Bayern) wird ebenfalls auf Kalte Nahwärme gesetzt (BR Abendschau vom 09.06.2022):
Mehr Informationen im NDR Info Spezial Podcast "Mission Klima - Wie man ganze Wohnviertel mit Wärmepumpen heizt"
Quelle: Stadtwerke SH, NDR, Wärmepumpe Regional