Kopenhagen möchte in Rekordzeit die Klimaneutralität erreichen. Die Stadt hat dabei einen entscheidenden Vorteil. Aktuell werden 63 Prozent der dänischen Haushalte mit Fernwärme versorgt, in Kopenhagen sogar bis zum 98 Prozent. 40 Prozent des Wärmebedarfs in Dänemark stammen bereits aus Erneuerbaren Energien, in Fernwärmenetzen sind es bereits 50 Prozent. Dänemark hat das Ziel, bis 2050 komplett unabhängig von fossilen Brennstoffen zu werden.
Dänemark begriff Wärmenetze schon früh als Grundpfeiler eines effizienten und umweltfreundlichen Energiesystems. Kommunen müssen Vorranggebiete für Nah- und Fernwärmefestlegen. Außerdem wurden 2013 Öl- und Gasheizungen im Neubau verboten. Seit 2016 gilt ein Verbot des Austauschs alter fossiler Heizkessel gegen neue fossile Heizungen. Darüber hinaus werden fossile Energieträger deutlich höher besteuert als in Deutschland. Das Fernwärmenetz zu dekarbonisieren ist ein enormer Hebel und erleichtert eine schnelle Wärmewende. 2017 entstand im Osten der Stadt ein hocheffizientes Müllheizkraftwerk mit einer Versorgungskapazität von 100.000 Haushalten. Aktuell wird die das Potenzial der Tiefengeothermie für Kopenhagen und Seeland geprüft.
Søren Berg Lorenzen, Leiter des Bereichs Wärme beim dänischen Fernwärmeverband, freut sich, dass das enorme Potenzial zur Nutzung geothermischer Energie in und um die Hauptstadtregion endlich Wirklichkeit zu werden scheint. Der dänische Minister für Klimawandel, Dan Jørgensen, hat dem zur A.P. Møller Holding gehörenden Unternehmen Innargi das Exklusivrecht zur Erkundung und Gewinnung geothermischer Energie in der Hauptstadtregion sowie in Holbæk und Ringsted erteilt.
Es muss ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden
Insbesondere begrüßt er die Ankündigung von Innargi, die Fernwärmeunternehmen in den weiteren Prozess einzubeziehen, und freut sich, dass Innargi als eines der ersten Unternehmen mit den lokalen Fernwärmeunternehmen - HOFOR, CTR und VEKS - echte Verhandlungen über die Bedingungen für den Handel mit geothermischer Wärme aufnehmen wird.
"Aber wenn wir die Geothermie im Rest des Landes vorantreiben wollen, müssen wir so schnell wie möglich den rechtlichen Rahmen klären. Anfang des Jahres hat die dänische Energiebehörde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die bis 2022 fortgesetzt wird. Hoffentlich kann der Rechtsrahmen aber etwas schneller geklärt werden - das hat uns die dänische Energiebehörde zumindest versprochen", sagt Søren Berg Lorenzen.
"Wir glauben, dass die Geothermie in Kopenhagen eine große Rolle spielen könnte, und sehen ein Potenzial von mehr als 1 GW. Zunächst planen wir eine Großanlage von 200-300 MW in Kopenhagen, die die bis 2032 und 2033 in Betrieb befindlichen Blöcke 1 und 2 von Avedøreværket ablösen kann", sagt Samir Abboud, Topmanager bei Innargi, gegenüber EnergiWatch.
Quellen: Dänischer Wärmeplan 2021, Dansk Fjernvarme