Deutschland deckt bisher 55 Prozent seines Gasbedarfs mit Importen aus Russland. Sobald Russland im Rahmen der EU-Sanktionen vom internationalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen wird, wären Zahlungen für den Gasexport nicht mehr gewährleistet. Mit Hochdruck wird daher an einer Strategie zur Versorgungssicherheit des Landes gearbeitet.
Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Gasreduktion“ aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz legte nun einen vorläufigen Maßnahmenplan vor. Das interne Papier ist ein Entwurf. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wird in wenigen Wochen einen umfassenden Plan präsentieren. Zu den geplanten Maßnahmen gehört laut Entwurf kurzfristig die stärkere Regulierung bei Gasspeichern. Die Vergütungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz sollen so justiert und verfeinert werden, dass Gas als Energieträger möglichst nur noch in Bedarfsspitzenzeiten zum Einsatz kommt.
Risikoversicherung und Explorationskampagne für Tiefe Geothermie
Mittelfristig sollen laut Entwurf die bereits im Koalitionsvertrag festgelegten Maßnahmen zur Energie- und Wärmewende mit höherer Priorität umgesetzt werden. Der Entwurf beinhaltet einige wichtige Punkte, um den Ausbau der Geothermie massiv zu beschleunigen. Zu den Vorschlägen gehört eine Risikoabsicherung für Geothermieprojekte und eine nationale Explorationskampagne, um die Nutzung von Erdgas zur Wärmeerzeugung effektiv zu senken.
Die gemeinsame Roadmap von Forschenden aus der Fraunhofer-Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft zeigte kürzlich auf, dass Tiefe Geothermie mehr als ein Viertel des jährlichen deutschen Wärmebedarfes (über 300 TWh) abdecken könnte. Die hydrothermale Geothermie (ggf. kombiniert mit Großwärmepumpen) als Wärmequelle für Fernwärmenetze könnte nach den Abschätzungen der Roadmap rund ein Viertel des Gesamtwärmebedarfes Deutschlands decken, also rund 300 Terawattstunden Jahresarbeit bei 70 Gigawatt installierter Leistung. Im Jahre 2020 lieferte bundesweit 42 Anlagen 359 Megawatt installierte Wärmeleistung und 45 Megawatt elektrische Leistung (2020). Zum Aufbau dieser geothermalen Erzeugungsinfrastruktur und zur Anbindung an kommunale Verteilungsinfrastrukturen für Wärme kämen auf öffentliche Haushalte und private Unternehmen in den kommenden Jahren Investitionen in Höhe von 2,0 bis 2,5 Milliarden Euro je Gigawatt installierter Leistung zu.
Nutzung der Oberflächennahen Geothermie ausbauen
Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) wird verstärkt: "Die Bundesregierung wird die Mittel der BEW nun, auch als Reaktion auf die Erdgaskrise, verlässlich auf 11,4 Mrd. Euro bis 2030 aufstocken", heißt es in dem Papier. Anreizen, Boni und Umstiegsprämien sollen den Wechsel von Energieträgern und das Energiesparen in durch energietechnisches Sanieren finanzierbarer machen. Reine Gaskessel sollen aus der finanziellen Förderung ausgeschlossen werden. Ab 2023 soll es einen "Ausschluss der Erdgasverbrennung in neuen Gebäuden" geben, die dann also CO₂-neutral oder gar CO₂-frei beheizt werden müssten. Parallel sollen Wärmepumpen stärker begünstigt werden. Hier sollen Umlagen und Netzentgelte wegfallen oder signifikant reduziert werden. Derzeit nutzen ca. über 1,2 Millionen Haushalte in Deutschland Wärmepumpen. Im Jahr 2021 betrug das Wachstum des Wärmepumpenabsatzes bereits 28 Prozent. 154.000 Heizungswärmepumpen wurden 2021 in Deutschland abgesetzt. Für Großwärmepumpen ist eine Betriebskostenförderung im Gespräch.
Quellen: energate messenger, ZEIT