Das 20 Hektar große Lagarde-Quartier ist Teil einer ca. 450 Hektar großen Konversionsfläche, die bis zum Jahr 2014 vom Amerikanischen Militär genutzt wurde. Nun entsteht auf der Fläche im Bamberger Osten ein nachhaltiges Quartier mit bezahlbarem Wohnraum. Zusätzlich zum zukunftsweisenden Wärmesystem entwickeln die Stadtwerke Bamberg auch ein dazugehöriges Mobilitätskonzept.
Das Konzept der Stadtwerke Bamberg, des Fraunhofer-Institut IEE, des Nürnberger Ingenieurbüros BUILD.ING Consultants und der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, sieht vor, Strom- und Wärmegewinnung miteinander zu koppeln und über ein Wärmenetz der vierten Generation zu verteilen. Sämtliche Gebäude- und Anlagentechnik werden miteinander vernetzt, sodass mehr als 70 Prozent der Wärme vor Ort aus erneuerbaren Energien gewonnen werden kann.
Das Wärmekonzept
Der Strom für die Wärmepumpen wird mit Photovoltaikanlagen auf den Dächern erzeugt. Ein zentraler Batteriespeicher sowie ein Blockheizkraftwerk gleichen die Tag- und Nachtschwankungen der Stromproduktion aus. Die 55 Erdwärmesonden und Erdwärmekollektoren, die unter den neunen Gebäuden entstehen, speichern Überschüsse und Abwärme aus den Sommermonaten und speisen das kalte Nahwärmenetz mit einer maximalen Temperatur von 15 bis 20 Grad Celsius.
Die vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Machbarkeitsstudie untersuchte zuvor die Energieausbeute, Platzbedarf, Kohlendioxid- und Lärmemissionen sowie die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Wärmeerzeugungsmethoden.
Die Bauarbeiten haben bereits begonnen
Mehr als ein Kilometer des kalten Nahwärmenetzes sind bereits verlegt, zusätzlich zum Strom- und Wassernetz wird auch ein Glasfasernetz aufgebaut. Auf dem zukünftigen Kulturplatz wurden schon einige Untersuchungen zur Errichtung der Erdsonden getätigt. Durch eine erste Pilotbohrung in 120 Metern Tiefe und einen Thermoresponse-Test wurde die Eignung des Untergrunds bestätigt. Unter den Neubauten wurden im Frühjahr diesen Jahres die ersten Erdkollektoren errichtet.
Nachhaltig und sozial verträglich
Durch das Energieeffiziente Konzept des Quartiers kann den BewohnerInnen ein günstiger Einstiegspreis für die Wärmeversorgung garantiert werden. Die Einstiegskosten sind unter anderem so niedrig, weil Investitionskosten für Technik und Infrastruktur ca. zur Hälfte vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert werden. „Dank dieser Unterstützung können wir auf dem Lagarde Campus ein Energiekonzept realisieren, das nicht nur Maßstäbe beim Klimaschutz setzt, sondern den Bewohnern auf lange Sicht geringe Betriebskosten garantiert“, sagt Dr. Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg. Hinzu kommen Kosten für Wartungen, Anschaffung der Heizungsanlage, Schornsteinfeger und Abgasmessungen, die für die BewohnerInnen nicht anfallen.
„Wärme 4.0 auf Lagarde“ ist ein Leuchtturmprojekt für klimafreundliche Stadtplanung.
Das Lagarde-Quartier bietet Lösungen für Probleme, mit denen sich viele Kommunen konfrontiert sehen und sehen werden. Innerhalb einer bestehenden städtischen Infrastruktur entsteht eine effiziente Energieversorgung, die an die verschiedenen Strukturen des Quartiers angepasst sind. Zum Teil sein denkmalgeschützte Gebäude und Neubauten mit unterschiedlichen Effizienzstandards in welchen Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen, Kultur und soziale Einrichtungen ihren Platz finden.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier äußert sich zum Projekt: „Die Dekarbonisierung der Fernwärme ist ein wichtiger Baustein der Wärmewende. Zur Erreichung dieses Ziels will die Bundesregierung eine neue Förderung für die langfristige Umstellung von Wärmenetzen auf erneuerbare Wärme und Abwärme schaffen und die sehr erfolgreiche Förderung für neue Wärmenetze der 4. Generation weiter fortsetzen. Das Projekt in Bamberg belegt, dass innovative Lösungen für erneuerbare Fernwärme technisch möglich und wirtschaftlich sind.“
Andreas Starke, Oberbürgermeister von Bamberg: „Bamberg ist Smart City – und die Stadtwerke tragen mit ihren innovativen Energiegewinnungskonzepten wesentlich dazu bei. Die Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium zeigt, dass unser Lagarde Campus ein deutschlandweites Vorzeigeprojekt in Sachen Energieeffizienz ist. Wir freuen uns auf die Aufgabe.“
Das Klimaschutz Projekt Lagarde wurde von einer Fachjury für den internationalen „Stadtwerke-Award“ als Modell für Nachhaltigkeit nominiert. Von 52 Projekten aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden setzte sich das Lagarde-Projekt mit fünf anderen Unternehmen bis zur Finalrunde durch. Ebenfalls nominiert wurden eine Tochter der Berliner Stadtreinigungsbetriebe sowie die Stadtwerke aus Bielefeld, Konstanz, Neumünster und Schweinfurt. Wer die Auszeichnung erhält, entscheiden nun die BürgerInnen. Das öffentliche Voting, welches noch bis zum 19. Juli geöffnet ist, entscheidet das Endergebnis zu einem Drittel mit. Der Preis wird am 8. September im Rahmen des VKU-Stadtwerkekongresses in Dortmund verliehen.
Weitere Informationen über das Wärmekonzept von Lagarde finden Sie hier.
Quelle: Stadtwerke Bamberg