Für fast alle Parteien ist das Thema der immer dringlicheren Klimakrise ein wichtiger Bestandteil ihrer Politik geworden. Um die Krise noch abwenden zu können oder zumindest ihre Geschwindigkeit verlangsamen zu können, stellen die Parteien zur Bundestagswahl ihre Strategien vor. Die Energie- und Wärmewende ist dabei immer ein wichtiger Aspekt. Im Wahlprogramm der FDP heißt es dazu:
"Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Packen wir es richtig an, kann er aber auch zu einer unserer größten Chancen werden. Wir brauchen Forschung, Wissenschaft, Innovationen und die vielen klugen Ideen der Menschen. Neue Technologien führen dazu, Energie bezahlbar umwandeln und gleichzeitig das Klima schützen zu können. Auch bei der Lösung für komplexe Umweltprobleme setzen wir auf die Kreativität der Vielen und den Wettbewerb der besten Ideen. [...] Wir Freie Demokraten wollen die Energiewende stärker innovativ, technologieoffen, international und als Gesamtsystem denken. Denn es geht nicht nur um Strom, sondern auch um Wärme und Kälte für Gebäude, Industrieprozesse sowie Kraftstoffe für den Verkehr."
Die Wahlprüfstein-Fragen des Bundesverbandes Geothermie an die FDP beantwortete Michael Theurer. Er ist seit 2017 Mitglied des Parlaments und Stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion:
Welche Rolle schreibt die FDP der Geothermie im Energiemix der Zukunft zu?
Die Freien Demokraten sehen in der Geothermie ein großes Potential, zum Erreichen der Klimaschutzziele beizutragen. Dafür ist noch weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeit nötig, die wir politisch unterstützen. Geothermie kann helfen, die volatile Energieerzeugung aus Photovoltaik und Wind auszugleichen und insbesondere zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung beizutragen.
Welche Anwendungsmöglichkeit von Geothermie steht für Ihre Partei/Fraktion im Vordergrund?
Geothermie kann zur Wärmeversorgung insbesondere im Gebäudebereich beitragen, zum Beispiel über die Einspeisung in Wärmenetze. Die von FDP-Minister Prof. Dr. Andreas Pinkwart verantwortete Energieversorgungsstrategie identifiziert allein für das Bundesland NRW ein Potenzial zur Nutzung oberflächennaher Geothermie von knapp 154 TWh pro Jahr, womit bilanziell mehr als die Hälfte des jährlich anfallenden gebäudebezogenen Wärmebedarfs gedeckt werden könnte (vgl. die Energieversorgungsstrategie Nordrhein-Westfalens).
Welche Hürden stehen aus Sicht der FDP derzeit einer verstärkten Anwendung der Geothermie im Weg?
Die Wettbewerbssituation im deutschen Energiemarkt ist verzerrt durch einseitige Förderprogramme für einzelne Technologien wie beispielsweise im EEG. Auch sind nicht alle CO2-Emissionen in allen Bereichen konsequent gedeckelt und bepreist, was zu weiteren Verzerrungen im Wettbewerb um effiziente Lösungen beim Klimaschutz führt. Wir möchten auch den Wärmesektor in den europäischen Emissionshandel integrieren und somit die Wettbewerbssituation klimaneutraler Alternativen wie der Geothermie stärken. Außerdem setzen wir uns für eine technologieoffene Ausgestaltung sämtlicher Förderprogramme, die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren und den Abbau bürokratischer und diskriminierender Regelungen ein.
Welche energiepolitischen Ziele will die FPD in der nächsten Legislaturperiode vorrangig angehen?
Wir wollen neben dem Erreichen der Klimaziele auch die Ziele Erhalt der Versorgungssicherheit und eine kostengünstige Energieversorgung stärken. Dafür plädieren wir für eine systemische Herangehensweise, die weniger auf die Förderung einzelner Technologien, sondern mehr auf einen Wettbewerb klimafreundlicher Lösungen setzt. Die Steuern, Umlagen und Abgaben auf Energie wollen wir grundlegend reformieren und die Rolle des CO2-Preises stärken.
Letze Woche stellte der Bundesverband die Position der SPD zur Geothermie vor.