Das Fachgebiet für Geothermal Technologies wurde im Oktober 2019 mit der Tenure-Track-Berufung von Prof. Dr. Michael Drews an der Technischen Universität München etabliert. Die aktuell 5 Mitarbeiter beschäftigen sich dabei vor allem mit geomechanischen und strukturgeologischen Fragestellungen in der tiefen Geothermie.
1. Was umfasst Ihr Forschungsfeld und warum haben Sie genau dieses gewählt?
Wir beschäftigen uns mit der tiefen Geothermie. Unser Forschungsfeld umfasst dabei den Einfluss der untertägigen geomechanischen und strukturgeologischen Begebenheiten auf die Bohr-, Fündigkeits- und Produktionsrisiken tiefengeothermischer Projekte. Hauptfokus liegt dabei auf der Minimierung des Bohrrisikos bezüglich des Druck- und Spannungsfelds, denn Druck und Spannungen sind die geologischen Rahmenbedingungen für das Design jeder Tiefbohrung. Umgekehrt ist jede Tiefbohrung eine Art geomechanischer Feldversuch und die Art und Weise, wie eine Bohrung niedergebracht wurde, kann einem sehr viel über die geomechanischen Begebenheiten im Untergrund erzählen, wenn man sich die Mühe macht, die bohrtechnischen und geologisch-geophysikalischen Puzzlestücke entsprechend zusammenzusetzen. Es macht unheimlich viel Spaß dabei einerseits die eigene Industrieerfahrung einbringen zu können und andererseits mit meiner Arbeitsgruppe neue Wege und Ansätze auszuprobieren. Dass dies alles direkt vor der Haustür, also im Bayerischen Molassebecken, möglich ist, macht es umso schöner und spannender.
2. Woran forschen Sie gerade und was finden Sie daran besonders wichtig?
Aktuell beschäftigen wir uns mit den geomechanischen und strukturgeologischen Begebenheiten des Bayerischen Molassebeckens. Insbesondere interessiert uns der Einfluss der Alpenfront auf das heterogene Druck- und Spannungsfeld und die Charakterisierung der strukturellen und geomechanischen Eigenschaften des Deckgebirges. Die Bearbeitung dieser fundamentalen Forschungsfragen ist essentiell für die verbesserte Bohrplanung aber auch für das Verständnis von Temperaturverteilung, Reservoirqualität und Reaktivierungspotential vorhandener Störungszonen im Reservoir. Die konkrete Anwendung adressieren wir dabei unter anderem in der Geothermie-Allianz Bayern. Hier arbeiten wir konkret an der Entwicklung neuer Vorhersage- und Monitoringtechniken zur Bohrlochstabilität. In weiteren angewandten Forschungsprojekten arbeiten wir außerdem an einer geomechanischen Datenbank als Planungsgrundlage für zukünftige Tiefbohrungen und an den geomechanischen Herausforderungen alternativer Bohrtechniken.
3. Was ist Ihre persönliche Einschätzung der Entwicklung der Geothermie im Molassebecken?
Sehr positiv! Das Molassebecken hat bezüglich der hydrothermalen Tiefengeothermie inzwischen eine Vorreiterrolle in Deutschland und in Europa. Eine große und sehr positive Rolle spielt hier auch die hervorragende Vernetzung zwischen Wissenschaft und Praxis, die insbesondere durch die Geothermie-Allianz Bayern und viele weitere angewandte Projekte gelebt wird. Dabei ist das geothermische Potential des Molassebeckens noch lange nicht ausgeschöpft. Das zeigen auch die vielen Projekte, die in den nächsten Monaten und Jahren umgesetzt werden sollen und denen wir mit Spannung entgegensehen.
4. Warum sind Sie Mitglied beim Bundesverband Geothermie geworden?
Der BVG ist Sammelbecken und Treffpunkt der geothermischen Community in Deutschland, in der wir als junges Fachgebiet ja auch immer noch recht neu sind. Für die Vernetzung, Sichtbarkeit und auch um bezüglich der neuesten Entwicklungen in der Geothermie auf dem Laufenden bleiben zu können, ist eine Mitgliedschaft für uns als Fachgebiet sehr wichtig. Das gilt auch besonders für die Veranstaltungen, die der BVG organisiert und auf die wir uns jedes Jahr sehr freuen. Der BVG bietet für uns daher auch die Möglichkeit unsere Forschungsergebnisse der Community zur Verfügung zu stellen und so am Voranschreiten der tiefen Geothermie in Deutschland mitzuwirken.
Mehr Informationen zu dem Fachgeboet finden sich auf der Webseite der TU München (TUM.GTT).
*Hinten (von links): Peter Obermeier (Petrophysik), Florian Duschl (Strukturgeologie), Indira Shatyrbayeva (Bohrlochstabilität), Michael Drews (FG-Leitung). Vorne: Rosemary Marin-Loebard (Sekretariat). Es fehlt: Johannes Großmann (Strukturgeologie & Geophysik)