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Mitglied des Monats August: Das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ)

| News

Das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ ist das Mitglied des Monats August 2021. Im Interview: PD Dr. Simona Regenspurg, Leiterin der Sektion "Geoenergie"

Zentrale Forschungsfrage der Sektion Geoenergie des GFZ ist die Erforschung und Erschließung von tiefen Reservoiren für Energienutzung. Priv. Doz. Dr. Simona Regenspurg ist seit 2009 am GFZ tätig. Bildquelle: WING

Was ist Ihr Forschungsschwerpunkt und wie ist Ihre Faszination für die Geothermie entstanden?

Mein Hintergrund ist Geologie, mit dem Schwerpunkt Hydrogeologie und Geochemie.  Nach dem Studium habe ich mich auf Umweltgeochemie fokussiert. In die Geothermie bin ich dann (2009) zufällig hineingerutscht und war aus zwei Gründen begeistert: wissenschaftlich, aus Sicht einer Geochemikerin sind die geothermischen Fluide aufgrund ihrer extremen Eigenschaften (z.B. die hohen Salinitäten) und der komplexen Zusammensetzung sehr faszinierend. Dazu kommen noch die hohen Temperaturen und Drücke unter denen die chemischen Reaktionen ablaufen. Hier ist noch immenser Forschungsbedarf, um diese Reaktionen richtig zu prognostizieren. Der andere Grund ist natürlich die  Geothermie an sich, die als nachhaltige Energiequelle ein enormes Potential hat, was aber aus unterschiedlichen Ursachen noch kaum genutzt wird. Diese können  durch geeignete Forschungsprojekte aus dem  Weg geräumt werden. Auch hier spielen natürlich die Kenntnisse der Fluide und ihrer Reaktionen eine wichtige Rolle.

Sie leiten die Geothermie-Forschungsplattform Groß Schönebeck. Sowohl an der Forschungsplattform als auch im Rahmen des Forschungsprojektes ATES-iQ wird gerade für die Erschließung des Potenzials der Tiefen Geothermie im Norddeutschen Becken geforscht. An welcher Fragestellung arbeiten Sie und Ihr Team aktuell?

Das Team (also die Sektion „Geoenergie“ am GFZ) ist sehr vielseitig und betrachtet die Geothermie-Forschung ganzheitlich, also von der Erkundung, über die Erschließung bis zur obertägigen Anbindung. Aktuell sind wir gemeinsam am GFZ sehr daran interessiert die Geothermie (und Geoenergie) im Raum Berlin-Brandenburg weiter zu entwickeln, da wir hier ein großes Potential für die Anwendungen sehen, das aber noch mit enormen Forschungsbedarf verbunden ist. Zu diesem regionalem Ansatz gehören Projekte an mehreren Forschungsplattformen mit unterschiedliche Fragestellungen: Während in Groß Schönebeck Forschung zur Tiefen Geothermie, zu EGS und zur  Erschließung der hoch-salinaren, Lithium-reichen Rotliegendwässer durchgeführt werden soll, beschäftigen sich die Forschungsfragen am Standort in Berlin-Spandau (ATES-IQ), wo sich der ehemalige Berliner Gasspeicher  befindet, mit der  Erschließung des Muschelkalks zur Wärmegewinnung oder Wärmespeicherung (ATES). Generell bietet dieser Standort hervorragende Möglichkeiten zur Geoenergieforschung in unterschiedlichen geologischen Formationen, da auch der Buntsandstein oder das Rotliegende durch Bohrungen bereits erschlossen sind. Weitere Projekte, die gerade im Berlin-Brandenburger Raum durchgeführt werden sind das Projekt ATES-geoFern, in dem in diesem Sommer/Herbst eine ATES Forschungsbohrung in Berlin –Adlershof abgeteuft wird. Wir arbeiten auch eng mit den Potsdamer Stadtwerken zusammen (EWP), die in der Potsdamer Innenstadt Tiefe Geothermie nutzen wollen. Bei all diesen Projekten geht es uns darum die Prozesse zu verstehen, unverstandene Fragen zu beantworten und so potentielle Risiken zu beseitigen, so dass zukünftig mehr geothermische Energieerzeugung im Norddeutschen Raum stattfinden kann.

Letzten September wurde die deutsche Sektion des Women in Geothermal (WING) mit Ihnen als Botschafterin gegründet. Welche Botschaft möchten Sie verbreiten? oder Für wen ist WING interessant?

Leider ist die Gleichstellung von Frauen in Wissenschaft und Industrie, insbesondere in den MINT Disziplinen noch nicht erreicht. Geothermie mit den vielen Fachbereichen aus den Ingenieurswissenschaften ist dafür ein Paradebeispiel. WING setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen in der Geothermie ein. Um das zu erreichen sollen Frauen in Erziehung und der professionellen Entwicklung in der geothermischen Gesellschaft gefördert werden. Gleichzeitig wirbt WING aktiv um Mitglieder (Frauen und Männer gleichermaßen), die diese Idee grundsätzlich unterstützen.

Auf nationaler Ebene sind dafür die  jeweiligen „Country Chapters“ zuständig, die von je einem „Ambassador“ (das bin aktuell ich für Deutschland) geleitet werden. In unserem WING-Germany Team, das aus Frauen und Männern aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft und lokalen Energieversorgern besteht wollen wir eine Plattform für Frauen bilden, um sie in ihrer Karriere zu unterstützen, und sowohl regional als auch international zu vernetzen.

Unser offizielles Kick-off Event findet übrigens auf dem diesjährigen DGK statt. Dazu gehören eine Reihe von Vorträgen und eine Diskussionsrunde. Wir freuen uns über zahlreiche TeilnehmerInnen. Mehr Informationen zu WING und auch die Beantragung der Mitgliedschaft finden sich hier: https://womeningeothermal.org.

Warum sind Sie Mitglied des Bundesverbandes Geothermie geworden?

Nachdem ich nun seit 12 Jahren im Bereich Geothermie arbeite, habe ich gemerkt, dass ich mehr aktiv mitgestalten möchte. In Deutschland ist die geothermische Community noch immer klein und es gibt zu wenig Geothermieprojekte. Und die wenigen, die es gibt, fokussieren sich auf den Oberrheingraben und das Süddeutsche Molassebecken. Da sich meine Forschungsaktivitäten innerhalb Deutschlands eher auf den Norddeutschen Raum fokussieren, bin ich der Meinung dass auch hier unbedingt mehr Forschungs- und Demonstrationsprojekte notwendig sind, die die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit sowohl von tiefer Geothermie als auch von thermischer Aquiferspeicherung aufzeigen.

Es ist wichtig, dass wir Geothermiker mehr miteinander arbeiten und so die Geothermie als Ganzes nach vorne und aus ihrem Schattendasein unter den Erneuerbaren Energien führen. Dazu müssen Wirtschaft, Wissenschaft, lokale Energieversorger und die Politiker zusammengebracht werden. Der Bundesverband ist dafür die entscheidende Schnittstelle.