Die Erfahrungen anderer Länder sind hilfreich, wenn die Wärmewende nun möglichst schnell vorangebracht werden soll. Nicht alles muss von Grund auf neu entwickelt werden., Es gilt, kraftvolle, gut funktionierende Elemente erfolgreicher Politik zu identifizieren und kleinteilige, wirkungsschwache Politik zu meiden. In ihrer Energiewende sehen sich Deutschland und die Niederlande vor ähnlichen Herausforderungen: bis 2050 soll der Gebäudestand klimaneutral werden. Doch die Niederlande sind diesem Ziel schon deutlich näher als Deutschland.
Bereits seit Jahren wird die Geothermie in den Niederlanden stärker gefördert als in Deutschland. Die RNES Aardwarmte (Verordnung zur Deckung der Erdwärme) versichert Investoren und Betreiber gegen das finanzielle Risiko einer Fehlbohrung (Fündigkeitsversicherung). Zusätzlich wird von der Regierung vorab eine Prämie an die Unternehmen gezahlt. Im Falle einer Fehlbohrung wird vom Wirtschaftsministerium ein Ausgleich für den finanziellen Schaden geleistet. Jetzt sollen die Genehmigungsverfahren für neue Geothermianlagen noch effizienter werden.
Wärmewende in den Niederladen soll weiter beschleunigt werden
In den Niederlanden gibt es bereits 20 geothermische Standorte mit mehr als 40 Bohrungen. Um die Genehmigungen von neuen Geothermieanlagen in den Niederlanden zu beschleunigen, wurde der Antragsprozess effizienter gestaltet. „Sobald ein Antrag für ein Suchgebiet gestellt wird, können nun die Kommunen und Wasserverbände direkt beraten. Der Grund dafür ist, dass die Kommunen eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen und die Erdwärme oft eine lokale Aktivität ist", schreibt Bergbaustaatssekretär Hans Vijlbrie in seinem Antwortschreiben zur Novellierung des Gesetzes. Die Kommunen können angeben, ob die Gewinnung von Erdwärme in ihr Wärmekonzept passt. Wasserverbände und Landkreise können auf die möglichen Folgen für das Grundwasser hinweisen. Das Beratungsrecht der Kommunen und Wasserverbände ist nicht bindend, aber es kann nur mit gutem Grund und nur bei wichtigen Interessen davon abgewichen werden", so der Bergbaustaatssekretär.
Geothermie und Grundwasserschutz schließt sich nicht aus
Der Staatssekretär betont, dass geothermische Energie und Grundwasserentnahme "mühelos koexistieren können" und dass die Nutzung geothermischer Energie nur dann zugelassen wird, "wenn dies sicher und verantwortungsvoll ist". Die Trinkwassergewinnung habe nicht unbedingt Vorrang vor der Geothermie, so der Staatssekretär. „Die Tatsache, dass die Trinkwasserversorgung ein wichtiges Interesse darstellt, bedeutet nicht, dass das Trinkwasser immer und überall Vorrang vor anderen Interessen hat", schreibt er. Es geht um einen gemeinsamen Abwägungsprozess, bei dem sowohl die Trinkwasserversorgung als auch die Energieversorgung gesichert werden müssen.
Das neue Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) in Deutschland soll der Startschuss für die Aufholjagd werden
"Nachbarn wie Dänemark und die Niederlande zeigen längst, wie eine klimaneutrale Wärmeversorgung geht." kommentierte zuletzt Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft den vorliegenden Referentenentwurf des GEG. Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) veröffentlichte dieses Jahr den Bericht „Wärmewende: Die Energiewende im Wärmebereich – Überblick über internationale Erfahrungen“ in einem von der Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) beauftragten Projekt.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Vergleich zeigen, dass zielgerichtete Maßnahmen die Wärmewende in diesen Ländern entscheidend vorangebracht haben. Dazu gehören Erhöhung der Steuern und Abgaben auf fossile Brennstoffe, die strategische Unterstützung bevorzugter erneuerbarer Technologien wie etwa der Wärmepumpe und, wo Gasnetze vorhanden sind, ein gut geplanter und ordnungsrechtlich vorgeschriebener Ausstieg aus Gasheizungen. Auf Deutschland übertragen bedeutet dies, dass ein effektiver Mitteleinsatz, ausgerichtet auf den Einsatz von Wärmepumpen und den Ausbau von Wärmenetzen, gegenüber umfassender Technologieoffenheit bevorzugt werden sollte. Damit eine weitgehende Elektrifizierung der Wärmeerzeugung in Gebäuden, Wärmenetzen und (wo möglich) in der Industrie konfliktarm gelingt, muss es wirtschaftlich vorteilhaft sein, erneuerbare Energieträger zu nutzen.
Quellen: binnenlandsbestuur.nl, bne, geothermie.nl, ifeu