Fritz Rummel wurde am 21.06.1936 in Waldsassen geboren. Er promovierte 1967 an der Ludwig-Maximilians-Universität München in Geophysik und war von 1968 bis 1970 Research Associate an der University of Minnesota. Ab 1970 baute er die Arbeitsgruppe Gesteinsphysik an der Ruhr-Universität in Bochum auf, wo er 1975 habilitiert wurde und von 1976 bis 2001 Hochschullehrer für Geophysik war.
Wir haben Prof. Fritz Rummel als starke Persönlichkeit und leidenschaftlichen Geophysiker erlebt, der sich in einer Vielzahl von Fachgebieten engagiert hat. Sein wissenschaftliches Interesse galt der Gesteinsphysik und Bruchmechanik, wobei er sich der Dynamik der Erdkruste von völlig verschiedenen Standpunkten her näherte.
Spezialisierte Hochdruck-Laborversuche lieferten Aussagen über das Bruchverhalten, Bruchvorgänge und deren Gesetzmäßigkeiten sowie über Phasenübergänge in der tiefen Erdkruste. An der Entwicklung der Steuerungstechnologie, die solche Versuche erst ermöglichte, war er noch in seiner Zeit in den USA entscheidend beteiligt gewesen. An der Ruhr-Universität in Bochum entstand in seiner Arbeitsgruppe so ein hochmodernes Gesteinsphysiklabor.
Gleichzeitig entwickelte Fritz Rummel die ihm aus den USA bekannte Technologie für hydraulische Minifrac-Versuche für in situ Gebirgsspannungsmessungen in Bohrungen permanent weiter und flexibilisierte sie, in dem er die Drucksonden an einem Messkabel bis in große Tiefen einbauen ließ. Diese Technologie erlaubte es ihm, in situ Spannungsmessungen in Flach-, Tief- und Horizontalbohrungen für wissenschaftliche Untersuchungen in tektonisch interessanten Regionen sowie für die verschiedensten Ingenieuranwendungen kostengünstig und erfolgreich durchführen zu können. Die Anwendung reichte dabei von wissenschaftlichen Messungen (Zypern, USA, Schweden, KTB Oberpfalz) über Staudammprojekte in Georgien und Sumatra, den Tunnelbau der Deutschen Bahn, den Bergbau im Ruhrgebiet und in Indien, Untersuchungen zur Endlagerung in Salzstöcken bis hin zur tiefen Geothermie. Seine Aktivitäten auf diesem Gebiet mündeten in die Gründung der Firma MESY GmbH, deren Nachfolgeunternehmen noch heute aktiv ist.
Bei der Geothermie faszinierte ihn vor allem das Hot Dry Rock Verfahren, bei dem im tiefen Untergrund ein Wärmetauscher hydraulisch erzeugt wird (heute auch als EGS Technologie bezeichnet). Diese Technologie versprach die Erschließung eines immensen, bisher ungenutzten Energiepotentials. Zudem war die Erzeugung eines Wärmetauschers in großer Tiefe auf genaue Kenntnisse des in situ Gebirgsspannungsfelds angewiesen. In dem von Fritz Rummel mitinitiierten Forschungsprojekt in Falkenberg gelang es erstmals, mehrere Bohrungen hydraulisch miteinander zu verbinden. Seine Aktivitäten auf dem Gebiet der Geothermie erreichten seinen Höhepunkt mit der Gründung des Europäischen Hot Dry Rock Forschungsprojekts in Soultz-sous-Forêts im Elsass im Jahr 1990. An der Gründung dieses multinationalen Projekts, das bis in das neue Jahrtausend laufen sollte und mit einem Kraftwerk vollendet wurde, war Fritz Rummel entscheidend beteiligt.
Sein persönliches Interesse galt dabei immer der internationalen Zusammenarbeit, die für ihn auch ein Weg war, seine jungen Studenten zu begeistern und in die angewandte Wissenschaft einzuführen. Diese waren ihm immer sehr wichtig. Sie erlebten eine sehr breite, manchmal fordernde, intensive Ausbildung in Theorie und angewandten Wissenschaften, die vom Labor bis zum Bergwerk und Bohrplatz reichte. Dies war ein Privileg, dessen sich viele erst im Laufe ihres Berufslebens bewusst wurden.
Fritz Rummel war ein engagierter, willensstarker, dynamischer Lehrvater voller Ideen, der viel Wert auf die Selbstständigkeit seiner Studenten legte. Er starb am 02.05.2019 nach schwerer Krankheit in seinem Wohnort in Bayreuth. Wir werden ihn alle sehr vermissen.
Autoren: Dr. Jörg Baumgärtner, Thomas Hettkamp, Dimitra Teza (BESTEC GmbH)