Koordinator des Projekts ist die Firma ÉS-Geothermie, die im französischen Elsass wirtschaftlich erfolgreich Tiefengeothermie-Kraftwerke betreibt und damit Strom erzeugt und Wärme gewinnt. Am Beispiel der elsässischen Anlagen wollen die Forscherinnen und Forscher beispielsweise Lösungen finden, wie sich die Ausfällung von Mineralien in den Rohren beim Abkühlen des Wassers verhindern lässt. Nur dadurch kann das nach der Stromgewinnung immer noch heiße Wasser weiter genutzt und mit kälterer Temperatur wieder in die tiefen Gesteinsschichten transportiert werden. Ein weiteres technologisches Ziel ist der Test neuartiger Turbinen zur Stromerzeugung an ehemaligen Ölbohrungen, die aufgrund des hohen Wassergehalts aufgegeben werden mussten.
Relevant für Göttingen ist insbesondere die gesteinsphysikalische und strukturelle Charakterisierung des sogenannten variszischen Grundgebirges. Auf dieser Basis lassen sich das geothermische Potenzial quantifizieren und Strategien zur Erschließung des Untergrunds entwickeln. Universität und UMG konnten bei tiefenseismischen Untersuchungen vor drei Jahren zeigen, dass die deformierten und metamorphen Sedimente dieses alten Gebirges ab einer Tiefe von etwa 1.500 Metern unter Göttingen auftreten. „Damit sind sie geothermischer Zielhorizont“, erläutert Dr. Bernd Leiss vom Geowissenschaftlichen Zentrum der Universität Göttingen. „Da es in Göttingen und Umgebung keine entsprechend tiefen Bohrungen gibt, von denen Material vorliegt, können wir nun Analogstudien im Harz betreiben, wo solche Gesteine auftreten, und die Proben von unseren Projektpartnern untersuchen lassen.“
Auch die Weiterentwicklung der Wärmeversorgung am Göttingen Campus für eine spätere geothermische Nutzung ist Gegenstand des Projekts. Darüber hinaus wollen die Partner ein Instrument entwickeln, das es Investoren erlaubt, die Wirtschaftlichkeit eines Standorts zu berechnen. „Alle im Projekt gewonnenen Daten und technologischen Innovationen werden mit vorhandenen geologischen und infrastrukturellen Daten verknüpft, um daraus eine europäische Potenzialkarte zu erstellen“, erläutert Dr. Bianca Wagner, ebenfalls vom Geowissenschaftlichen Zentrum. „Damit schaffen wir eine Basis, die zur Förderung und Investition in Geothermie auf europäischer Ebene beiträgt.“
Quelle: Pressemitteilung Georg-August-Universität Göttingen