Mit uns hat er über die Vision des Unternehmens, die Mitgliedschaft in unserem Verband und Geothermie in Deutschland gesprochen.
Welche Leistungen bietet Innargi an?
„Innargi übernimmt die Funktion als Investor, Entwickler und Betreiber von Geothermieanlagen zur Fernwärmeversorgung – quasi ein Komplettpaket für Kommunen und Versorger“.
Seit wann sind Innargi Mitglied im Bundesverband Geothermie?
„Seit Anfang 2022, seitdem sind wir auch in Deutschland aktiv.“
Wie sind Sie auf den Bundesverband Geothermie aufmerksam geworden?
„Ich war bereits vor meiner Tätigkeit bei Innargi in der Geothermiebranche tätig und hatte deshalb bereits Anbindungspunkte mit dem Bundesverband Geothermie.Für uns bei Innargi ist der Bezug zur deutschen Geothermiebranche wichtig. Neben dem informellen Austausch mit anderen Unternehmen hat es für uns große Bedeutung, die Interaktion zwischen Branche und Politik zu verfolgen und Darstellungen über die Regularien und Gesetzgebungen zu erhalten. Deshalb engagieren wir uns auch im Fachausschuss Tiefe Geothermie."
Welche Vorteile bietet eine Mitgliedschaft im Bundesverband Geothermie?
„Eine ganze Reihe:
Das sind die, die mir ad hoc einfallen.“
Warum würden Sie eine Mitgliedschaft im Bundesverband empfehlen, genauer gesagt, was würden Sie einem Unternehmen raten, welches wegen der Mitgliedschaft noch unentschlossen ist?
„Zum einen ist der Austausch mit Gleichgesinnten, der Branche selbst, sowie Firmen, die die Branche vertreten, für ein deutsches Unternehmen sehr positiv. Auch ist es wichtig, dass wir als Branche geschlossen gegenüber der Politik und in der Öffentlichkeit auftreten, um die Geothermie weiter voranzutreiben und zu bewerben. In diesem Zusammenhang haben wir als Branchenunternehmen die Verantwortung, uns mehr in Verbänden, die uns vertreten und unterstützen, einzubringen und sie zu unterstützen, sodass diese mehr leisten können und uns mehr Einfluss sowie eine breitere Basis geben können.“
An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit und sind bereits weitere Projekte geplant?
„Unser Fokus liegt auf der mitteltiefen hydrothermalen Geothermie, d.h. 1000 bis 2500 m, die wir in Verbindung mit Wärmepumpen lokalen Fernwärmenetzebetreibern zur Verfügung stellen. In Dänemark, unserem Heimatmarkt, haben wir mehrere Projekte, die vor dem Vertragsabschluss stehen, sowie ein Projekt, bei dem wir gerade die ersten Bohrungen durchführen. Wir sind in Gesprächen mit mehreren Städten in Deutschland, um gemeinsam Geothermieprojekte zur Fernwärmeversorgung zu entwickeln. Ein Beispiel sind die Stadtwerke Kiel, mit denen wir bereits eine Absichtserklärung für ein Projekt abgeschlossen haben. Zusammen arbeiten wir mit „Wärme Berlin“ an einer „Roadmap für Geothermie“. Hier erkunden wir gemeinsam das Potenzial der mitteltiefen Geothermie in der deutschen Hauptstadt. Darüber hinaus sind wir auch in mehreren Städten in Polen aktiv.“
Als dänisches Unternehmen setzten Sie nicht nur in Deutschland Projekte um. Wie schätzen Sie die Wahrnehmung und Nutzungslage in Dänemark ein?
„Als sehr, sehr gut, da die Dekarbonisierung des Wärmemarktes und besonders der Fernwärme ein unglaublich großes Ziel ist. Hier gibt es wenig erneuerbare Energien, die fossile Energieträger ersetzen können – deshalb bietet die Geothermie wie keine andere Energiequelle eine besonders gute Möglichkeit, zur Dekarbonisierung und Energiesicherheit beizutragen. Nicht nur in Dänemark, sondern z.B. auch in Deutschland, Polen, Niederlanden, Frankreich oder auch Kroatien und Schweiz, da hier nicht so hohe Temperaturen benötigen werden.“
Sie selbst haben bereits viele verschiedene Stationen und Bereiche in der Geothermiebranche durchlaufen. Was war für Sie das bisher herausforderndste bzw. spannendste Projekt?
„Nach langen Jahren im Bereich Medien, Marketing, Strategie und Verbandsarbeit, unter anderem als Präsident der International Geothermal Association (IGA), war die Chance, bei Innargi mitzuarbeiten, für mich eine unglaublich spannende Möglichkeit, direkt an der Umsetzung von Geothermieprojekten beteiligt zu sein. Es ist aufregend, für ein Unternehmen zu arbeiten, das sowohl finanziell als auch technisch in der Lage ist, Geothermie in großem Maßstab umzusetzen. Ich habe hoch qualifizierte Kolleginnen und Kollegen, und es ist wirklich motivierend zu sehen, wie sie zum Beispiel die Bohrkampagne für unser Pilotprojekt in Aarhus in Dänemark in sechs Monaten mit drei Bohrungen durchgeführt haben. Das ist aufregend!
Außerdem sehe ich die größte Rolle der Geothermie für die Energiewende im Wärmebereich. So hat mich die Ausrichtung von Innargi auf die Dekarbonisierung von Wärme durch Geothermie und das Geschäftsmodell sehr begeistert – deshalb bin ich Teil des Unternehmens geworden und freue mich, jetzt das Geschäft in Deutschland mit aufzubauen. Dann konkret mit Kiel und Berlin direkt an zwei unglaublich spannenden Projekten beteiligt zu sein, ist schon etwas Besonderes.“
Gibt es etwas, dass Sie im Zusammenhang mit der Geothermie schon immer mal loswerden wollten?
„Was wir als Branche besser machen müssen, ist die Art, wie wir die Geothermie verkaufen. Wir müssen die Geothermie viel stärker und selbstbewusster platzieren. Wir müssen viel mehr darüber reden, was wir als Branche machen und die Vorteile der Geothermie darstellen. Wir fangen uns immer wieder selbst ein, indem wir über die Probleme reden, wie Finanzierung und Subventionen, anstatt viel stärker aufzuzeigen, was die Geothermie mit den richtigen Rahmenbedingungen liefern kann. Dann können wir eine starke Rolle in der Dekarbonisierung des Energiemarktes spielen.
Auch kommunikationsmäßig müssen wir uns bewusst darauf fokussieren, die Kunden anzusprechen. Wer braucht unsere Energie und wer kauft sie am Ende auch? Wir sind oft sehr allgemein in dem, wie wir die Geothermie darstellen. Dabei müssen wir konkret auf die „value proposition“, also die Werte, die die Geothermie bietet, gegenüber denen, die die Energie kaufen wollen, eingehen.“
Grafik: Gestaltung Susann Piesnack, Foto Innargi, das Interview führte Jeremy Gottschalk