Der Branchenverband Geothermie Schweiz schätzt das wirtschaftlich nutzbare Potenzial der mitteltiefen Anlagen für Wärme auf 8 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr, was ungefähr 9 Prozent des nationalen Wärmebedarfs entspricht. Davon sind aber erst rund 0,2 Milliarden Kilowattstunden realisiert. Es gibt also noch viel Luft nach oben.
Es gibt mehrere mitteltiefe Geothermieprojekte, die das Potential in der Schweiz nutzen sollen, doch es gibt technische, ökonomische und politische Hürden die zu überwinden nicht einfach sind. Zum Beispiel besteht durch unzureichende Untersuchungen der Bedarf an zusätzlichen Daten über die Erdschichten. In Genf jedoch hat es funktioniert, es gingen vor Kurzem die umfangreichen seismischen Messungen des Untergrunds zu Ende. Unter dem Stadtgebiet sollen vielversprechende Gesteinsschichten liegen, die dazu beitragen könnten, dass die Geothermie in Zukunft bis zu 30 Prozent der Wärmeversorgung im Kanton Genf deckt.
Auch in Riehen läuft zurzeit das mitteltiefe Geothermieprojekt „Geo2Riehen“, welches die nötigen Messungen Anfang dieses Jahres abschloss. Nach der Datenanalyse und den Bohrungen könnte die Anlage im Jahre 2027 in Betrieb gehen. Das sei aber dem Geschäftsführer des Wärmeverbunds Riehen nach ein „sportlicher Fahrplan“.
Für ein anderes Projekt, den Geospeicher Forsthaus, der Wärme auf 200 bis 500 Metern Tiefe in einer Süßwassermolasse speichern soll, haben Ende Oktober die Bohrarbeiten begonnen. Die Bohranlage aus England wurde auf die projektspezifischen Bedürfnisse angepasst, nach Bern transportiert und aufgestellt. Nach den Abteufungsarbeiten bis ca. 200 Meter Tiefe werden die geologischen Kernarbeiten demnächst beginnen. Diese werden bis max. 500 Meter erfolgen. Die Resultate der ersten Bohrung werden am Ende des Jahres erwartet.
Mit dem Start der Bohrarbeiten wird dieses Pilotprojekt Realität. Ziel ist, die im Sommer ungenutzte Wärme im Erdboden zu speichern und im Winter zu nutzen. In der Energiezentrale Forsthaus betreibt Energie Wasser Bern (ewb) eine Kehrichtverwertungsanlage (KVA), ein Holzheizkraftwerk (HHKW) und ein Gas- und Dampf-Kombikraftwerk (GuD) zur Erzeugung von Strom und Wärme. Die Wärme wird in das bestehende Fernwärmenetz von Energie Wasser Bern eingespeist. Insbesondere im Sommer kann die aus der Kehrichtverbrennung anfallende Wärme jedoch nicht vollständig genutzt werden (Abwärme). Im Winter hingegen könnte diese Abwärme problemlos eingesetzt werden. An diesem Punkt setzt das Pilotprojekt «Geospeicher» an. Ziel ist es, die ungenutzte Abwärme mit einer thermischen Leistung von 3 bis 12 MWth am Standort Forsthaus in den Sandsteinschichten der Unteren Süsswassermolasse auf einer Tiefe zwischen 200 und 500 Metern zu speichern. Die saisonale Nutzung umfasst Ladezyklen in den Sommermonaten und Entladezyklen in den Wintermonaten, in denen die Wärme in das Fernwärmenetz von Energie Wasser Bern abgegeben wird.
Da es ein Pilotprojekt ist, wird in Etappen vorgegangen. Zuerst soll die technische Machbarkeit nachgewiesen werden, bevor der saisonale Geospeicher an die Energiezentrale und ans Fernwärmenetz angeschlossen und in Betrieb genommen wird. Die Wärmespeicherung mittels Geospeicher ermöglicht bei sehr kleinem Platzbedarf ein effizientes System zu realisieren.
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