Nach anderthalbjähriger Arbeit haben der BGRM und die Métropole du Grand Paris in Zusammenarbeit mit der französischen Agentur für Umwelt und Energie (ADEME) Atelier parisien d'urbanisme (APUR) günstige Areale für die Gewinnung von Wärme und Kälte von oberflächennaher Geothermie im Großraum Paris identifiziert. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt ein beachtliches Wärmepotenzial im Untergrund der 131 Großstadtgemeinden. Hier leben insgesamt etwa 18% der Landesbevölkerung.
Die Potenzialstudie der Stadt Paris und des BGRM wurde im Rahmen des französischen Klima-Luft-Energie-Plans (PCAEM) zur territorialen Reduzierung von Treibhausgasemissionen in Auftrag gegeben. Durch geothermische Potenzialkartierung sollten Entscheidungshilfen für Wärmewende der Metropolregion geschaffen werden. Oberflächennahe Geothermie soll zukünftig auch in Paris Gebäude nach saisonalem Bedarf heizen und kühlen. Die oft mit Wärmepumpen gekoppelten Anlagen sind flexibel einsetzbar und können je nach Fall zur Versorgung einzelner Gebäude, Gewerbeflächen oder ganzer Stadtquartiere verwendet werden.
Offene und geschlossene Geothermiesysteme nutzbar
Die Geologen berechneten im Verlauf der anderthalbjährigen Projektstudie die Energiemenge des Untergrunds und bestimmten zwei bewährte Techniken zur Wärmegewinnung. So sollen zukünftig sowohl Erdwärmesonden, als auch offene Grundwasserbrunnen zum Einsatz kommen. Bei der ersten Methode zirkuliert eine Flüssigkeit einer U-förmigen, geschlossenen Erdwärmesonde, welche die Umgebungstemperatur aufnehmen und mittels Wärmepumpe auf die Vorlauftemperatur bringt. Die zweite Technik ermöglicht die direkte Nutzung des Grundwassers in den Gesteinen des Lutetiums, Ypresiums und Kreide in bis zu zweihundert Metern Tiefe. Dieser hydrogeologische Kontext erfordert die Installation lokaler Systeme mit offenem Kreislauf. So wird das Abpumpen von Wasser ermöglicht, das im Winter wärmer und Sommer kühler als die Oberfläche ist. Die Anlagen müssen dabei ebenfalls mit einer Wärmepumpe gekoppelt werden.
Für den Großraum Paris beläuft der aktuelle Verbrauch von Wärmeenergie auf etwa 51 TWh pro Jahr für Heizung, Klimatisierung und die Bereitstellung von Warmwasser. Laut durchgeführter Studie kann oberflächennahe Geothermie zukünftig mehr als die Hälfte dieses Bedarfs decken. Voraussetzung dafür ist lediglich, dass alle Gebäude über die für Wärmepumpen erforderlichen Verteilsysteme verfügen. In diesem Punkt muss die Metropolregion zügig nachrüsten.
Bislang sind im gesamten Großraum schätzungsweise 900 Anlagen für oberflächennahe Geothermie in Betrieb. Im Zuge der durchgeführten Potentialstudie könnte die Zahl der Anlagen rapide ansteigen.
Quellen: BRGM, ThinkGeoEnergy