Rund 99 % der Erdmasse sind heißer als 1.000°C und nur 0,1 % weisen Temperaturen unter 100°C auf. Direkt unter unseren Füßen liegt also ein unerschöpflicher Wärmeschatz, der mit verschiedenen geothermischen Technologien genutzt werden kann. Oberflächennahe Geothermie kombiniert für das Heizen und Kühlen die konstante Temperatur im Erdreich mit einer Wärmepumpe – hier sind Bohrtiefen von bis zu 400 Metern möglich. Tiefe Geothermie nutzt heißes Thermalwasser in größeren Tiefen. Hierbei handelt es sich um Bereiche im Untergrund, in denen heißes Thermalwasser zirkuliert. Mittels einer Förderbohrung wird die thermalwasserführende Schicht angebohrt und das heiße Wasser an die Oberfläche gepumpt. Dort entzieht ein Wärmetauscher dem Thermalwasser die thermische Energie. Das abgekühlte Thermalwasser wird dann über eine zweite Bohrung, die sogenannte Injektionsbohrung, zurück in den Untergrund verbracht, wo es sich erneut erwärmt. Förderbohrung und Injektionsbohrung bezeichnet man als Dublette. Als geeignete Lagerstätten bekannt sind das Norddeutsche Becken, der Oberrheingraben und der süddeutsche Raum. Weitere Gebiete, wie die Rhein-Ruhr-Region, werden aktuell erkundet.
Kommunale Wärmepläne sollen den Weg in eine klimaneutrale Wärmeversorgung aufzeigen. Damit liegt eine der zentralen Aufgaben der Zukunft in der Hand der Städten und Gemeinden. Bei der Erstellung der Wärmepläne sollte Geothermie unbedingt mitgedacht werden, denn die Technologie kann vielerorts einen beachtlichen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Die digitale Plattform des Kompetenzzentrums Kommunale Wärmewende bündelt Wissen rund um die kommunale Wärmeplanung. Die Wärmepläne der Städte Hannover, Stuttgart, München und Rostock können beispielsweise online eingesehen werden und erfüllen die Vorgaben des neuen Gesetzes für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze, das am 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist.
Oberflächennahe Geothermie ist überall in Deutschland verfügbar und an vielen Orten genehmigungsfähig. Auskunft über das lokal vorhandene hydrothermale Potenzial – die Nutzung von thermalwasserführenden Schichten in Tiefen von mehr als 400 Meter Tiefe – erteilen die Geologischen Dienste der Länder. Einen ersten Eindruck kann man sich außerdem mit dem frei zugänglichen digitalen Informationssystem zur Geothermie (GEOTIS) verschaffen.
Kommunen können die Erdwärmenutzung vorantreiben, indem sie das Geothermiepotenzial ermitteln (im Firmenverzeichnis die Kategorie „Planung/Beratung“ oder „Gutachter/Sachverständige“ wählen), oder öffentliche Flächen für den Einbau von Sonden, Kollektoren oder den Bau von Bohrplätzen und Heizwerken bereitstellen. Bei der Auswahl von Unternehmen, die Potenzialstudien für Tiefe Geothermie anbieten, empfehlen wir, darauf zu achten, dass das Unternehmen bereits mindestens drei Projekte begleitet hat. Eine planerische Begleitung der Projekte umfasst mindestens die Leistungsbilder 1 bis 9 gemäß Honorarordnung der Ingenieure und Architekten (HOAI). Zudem sollte das Unternehmen akademisches Fachpersonal in den Bereichen Geologie, Geophysik, Hydrogeologie, Bohrtechnik, Energie-Anlagenbau beschäftigen.
Eine Potenzialstudie im Bereich Oberflächennahe Geothermie sollte eine vertiefende Recherche der geologischen und hydrogeologischen Situation bieten, eine Rücksprache mit den Genehmigungsbehörden, eine Wärmequellenbetrachtung, eine Bewertung der Projektrisikofaktoren, thermische Simulationsberechnungen mit Variantenbetrachtungen und eine Kostenschätzung.
Einige Städte, z.B. München oder Schwerin, setzen bereits auf Geothermie und decken so einen signifikanten Teil ihres Wärmebedarfs. In den kommunalen Wärmeplänen ist eine kliamneutrale Versorgung mit Wärme verpflichtend – diese Vorgabe ist ohne Geothermie kaum zu erfüllen. Die Zahl der Städte und Gemeinden, die Erdwärme nutzen, wird in den kommenden Jahren steigen. Hilfreiche Informationen finden Sie hier.
Geothermie könnte die Hälfte des Wärmebedarfs in Deutschland decken. Das belegen aktuelle Studien deutscher Spitzenforschungsinstitute zu Tiefer und Oberflächennaher Geothermie. Durch ihren Ausbau schaffen wir eine heimische Wertschöpfungskette und kurbeln so die Wirtschaft an. Und sind dabei klimafreundlich. Ein nachhaltiger Win-Win.
Die Kosten für eine Geothermie-Anlage sind von verschiedenen Faktoren abhängig und können nicht pauschal beziffert werden. Für die Kostenkalkulation ist neben der Bohrtiefe und der Beschaffenheit des Untergrunds vor allem auch die Größe der geplanten Anlage entscheidend.
In Schwerin versorgt seit 2023 eine Geothermie-Anlage mit einer installierten thermischen Leistung von 5,7 MW rund 2.000 Haushalte mit erneuerbarer Wärme aus Geothermie. In ca. 1.300 Metern Tiefe stießen die Stadtwerke Schwerin auf 56 °C warmes Wasser, das mithilfe einer Wärmepumpe auf ein Temperaturniveau von 82 °C angehoben und in das Fernwärmenetz eingespeist wird. Die Investionskosten für dieses Projekt beliefen sich auf 20,5 Mio. EUR. Das Land Mecklenburg-Vorpommern förderte das Vorhaben mit 4,2 Mio. EUR. Hinzu kamen weitere 2,6 Mio. EUR in Form eines Tilgungszuschusses.
In München-Sendling entsteht derzeit die größte Geothermie-Anlage Deutschlands. Hier werden insgesamt sechs Bohrungen auf eine Tiefe von 3.700 - 4.300 Meter abgeteuft, um ca. 95 °C warmes Thermalwasser als Wärmequelle zu erschließen. Die vorgesehene installierte thermische Leistung von ca. 50 MW wird ausreichen, um ca. 40.000 Münchener Haushalte mit erneuerbarer Wärme aus Geothermie zu versorgen.
Den vergleichsweise hohen Investitionskosten zu Projektbeginn, stehen sehr niedrige Kosten im laufenden Betrieb gegenüber. Bei regelmäßiger Wartung können Geothermie-Anlagen viele Jahrzehnte lang Wärme bereitstellen. So läuft die erste Geothermie-Anlage Deutschlands im Megawattbereich, die 1984 in Waren (Müritz) in Betrieb ging, nach wie vor zuverlässig.
Geothermieprojekte tragen einen wesentlichen Beitrag zur Wärmewende bei und werden deshalb verschiedentlich gefördert.
Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) stellt dabei das zentrale Förderinstrument
dar. Mit der BEW wird der Neubau von Wärmenetzen mit hohen Anteilen erneuerbaren Energien sowie
die Dekarbonisierung von bestehenden Netzen unterstützt. In Modul 1 wird die Erstellung von Transformationsplänen und Machbarkeitsstudien mit bis zu zwei Millionen Euro gefördert. Modul 2 beinhaltet eine systemische Förderung für Neubau und Bestandsnetze. Einzelmaßnahmen (bspw. Wärmepumpen) werden über Modul 3 gefördert. Die maximale Förderung für Modul 2 und 3 beträgt 40 % der förderfähigen Ausgaben, maximal 100 Millionen Euro pro Vorhaben.
Mit der Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) besteht die Möglichkeit
eine Förderung tiefengeothermischer Projekte zu erhalten, wenn mindestens die Hälfte der durch die geförderte Anlage bereitgestellten Wärme für Prozesse (Herstellung und Veredelung von Produkten, Erbringung von Dienstleistungen)
verwendet wird. Die maximale Förderzuschuss beläuft sich hier auf 20 Millionen Euro.
In der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) werden Einzelmaßnahmen an Bestandsgebäuden gefördert. Dazu zählen sowohl Nichtwohn- als auch Wohngebäude sowie kleinere Wärmenetze (max. 16 Gebäude oder 100 Wohneinheiten). Für Untertnehmen gibt es eine Grundförderung in Höhe von 30 % sowie einen Bonus von 5 %, wenn Erdwärmepumpen zum Einsatz kommen. Die maximal anzulegenden förderfähigen Kosten belaufen sich beim Heizungstausch auf 30.000 Euro für die erste Wohneinheit, für die 2. - 6. Wohnheit auf 15.000 Euro, ab der 7. Wohneinheit auf 8.000 Euro.
Explorationsvorhaben zur Gewinnung und Auswertung von Untergrunddaten können zudem über das 8. Energieforschungsprogramm (8. EFP) gefördert werden.
Detaillierte Informationen zu den verschiedenen Fördermöglichkeiten finden sich auf der Homepage des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (www.bafa.de).
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