Auch bei der geothermischen Nachnutzung von Bergbauanlagen erfolgt die Wärmegewinnung über Einrichtungen, deren ursprünglicher Zweck nicht der Erschließung der Geothermie galt. Hierbei handelt es sich neben Bergwerken auch um stillgelegte Erdöl- oder Erdgasförderbohrungen. Die Gewinnung von Erdöl und Erdgas erfolgt häufig über das Fördern von Öl- oder Gas-Wasser-Gemischen aus mehreren 100 Meter bis wenigen 1.000 Meter tiefen Bohrungen, weshalb diese Altanlagen für den Gebrauch als Thermalwasserförderbrunnen in der Regel direkt verwendet werden können. Über Vertiefungs- und Stimulationsmaßnahmen können diese Bohrungen weiter erschlossen und somit auch zur Stromerzeugung herangezogen werden. Verwirklicht wurde dieses Konzept in dem Geothermieforschungsprojekt Groß-Schönebeck oder im Rahmen des Projekts GeneSys. Die Ergebnisse von GeneSys dienten zur Konzeptentwicklung für eine Erdwärmenutzung zur Wärmeversorgung des Geo Zentrums Hannover.
Stillgelegte Bergwerke, vor allem die bis zu 1500 m tiefen Kohlezechen in den Steinkohleregionen Deutschlands bergen ebenfalls ein hohes geothermisches Potenzial. Die Bergwerke liefern bereits während der Betriebsphase über die Bewetterung und Wasserhaltung beträchtliche Mengen an warmer Luft und Grubenwasser. Je nach Tiefe der aufgefahrenen Lagerstätte können hier Temperaturen von über 60 °C erreicht werden.
Nach der Stilllegung der Zechen stehen mit den weit verzweigten Bergwerkstollen untertage und den Förder- und Bewetterungsschachtanlagen weitgehend erschlossene Wärmetauschersysteme im Berg mit sehr großen Volumina zur Verfügung. Das gängige Rückbaukonzept von Bergwerken sieht die Flutung der Anlagen vor, weshalb diese in der Regel mit relativ geringem Aufwand für eine weiterführende Nachnutzung als hydrothermale Lagerstätten angepasst werden können.
Ein Beispiel für die geothermische Nutzung von stillgelegten Kohlebergwerken ist die Zeche Heinrich in Essen, wo bereits seit rund zwei Jahrzehnten das 22 °C warme Grubenwasser aus der Wasserhaltung des Schachtes 3 zur Wärmeversorgung eines angrenzenden Seniorenwohnheims Verwendung findet. Ein weiteres Beispiel ist die im Bau befindliche (2022) Anlage in Bochum, Mark 51º7 auf dem ehemaligen Opel-Gelände.
Die Erdöl-/ Ergasförderung hat weltweit mehrere Millionen jetzt ungenutzter Bohrungen hinterlassen. Sie eignen sich, zumindest soweit sie nicht verfüllt wurden, für eine geothermische Nachnutzung.
In nahezu allen Ländern in denen Bergbau umgegangen ist, der jetzt geschlossen ist wir an eine geothermischen Nachnutzung gearbeitet oder zumindest darüber nachgedacht. Dies gilt insbesondere für Holland, England uns die USA.
Eine Potenzialstudie des LANUV NRW zeigt, dass dort, wo Grubenwasser durch Wasserhaltungs- bzw. Sümpfungsmaßnahmen anfällt, hohe technische Potenziale bestehen, deren Nutzung ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Wärmewende in NRW sein kann
Weblinks
https://www.cnbc.com/2023/05/08/abandoned-coal-mines-may-be-gold-mines-for-geothermal-energy.html
https://www.lbeg.niedersachsen.de/download/115995/Geothermische_Nachnutzung_von_Bohrungen_2021_.pdf
Potezialstudie warmes Grubenwasser, Fachbericht 90, LANUV 2018
zuletzt bearbeitet Mai 2023, Änderungs- oder Ergänzungswünsche bitte an info@geothermie.de