Aus dem Verhältnis zwischen dem Chlorid- und Bromid-Gehalt (Cl/Br-Verhältnis) im Wasser können Hinweise auf die Herkunft der Chloridgehalte gewonnen werden. Das Cl/Br-Verhältnis für rezentes Meerwasser liegt bei Cl/Br = 288 (mg-Basis). Wird Meerwasser mit reinem Wasser verdünnt, so bleibt das Cl/Br-Verhältnis unverändert und die Mischwässer liegen auf der sogenannten Meerwasserverdünnungslinie.
Laugungsversuche an Graniten und Gneisen aus dem Mittleren Schwarzwald haben gezeigt, dass die Cl/Br-Verhältnisse der Laugungswässer wesentlich geringer sind als im Meerwasser. Das bei den
Laugungsversuchen aus den Graniten und Gneisen entfernte Chlor und Brom stammt i. W. aus Flüssigkeitseinschlüssen und aus Mineralen wie Biotit, Apatit und/oder Amphibol, die im Kristallgitter anstelle der OH-Ionen eingebunden sein können.
Untersuchungen von haben gezeigt, dass die Auflösung von Haliten demgegenüber wesentlich höhere Cl/Br-Verhältnisse liefert als diejenigen des Meerwassers. Die Werte der Halit-Laugungen lagen bei einigen 1000en (Cl/Br). Liegen Tiefenwässer im Bereich der Meerwasserverdünnungslinie, so könnte es sich demnach primär um verdünntes oder aufkonzentriertes Meerwasser handeln. Deutlich erhöhte Cl/Br-Verhältnisse können auf eine salinare Komponente aus Haliten hinweisen. In kristallinen Grundgebirgs-Wässern mit einem sehr niedrigen Cl/Br-Verhältnis könnte die salinare Komponente aus Flüssigkeitseinschlüssen und/oder der Verwitterung Cl-haltiger Mineralen im Gestein stammen. Daneben kann das Cl/Br-Verhältnis im Wasser von vielen anderen Faktoren bestimmt werden, wie z. B. Verdunstung, Eisbildung, H2O-Aufbrauch bei Verwitterungsreaktionen. Weitere Hinweise zur Herkunft der salinaren Komponente können beispielsweise aus dem Na/Cl-Wert (mol-Basis) gewonnen werden. So liegt der Na/Cl- Wert von rezentem Meerwasser bei Na/Cl = 0,8, während Wasser in Kontakt mit Halit ein Na/Cl = 1,0 aufweist.
Stober, Ingrid; Kurt Bucher (2020): Geothermie, Springer Spektrum, 3. Auflage. ISBN 978-3-662-60939-2 ISBN 978-3-662-60940-8 (eBook). https://doi.org/10.1007/978-3-662-60940-8.
zuletzt bearbeitet August 2020, Änderungs- oder Ergänzungswünsche bitte an info@geothermie.de