Salztektonik oder Halokinese beschreibt die mechanische Mobilisierung von Salzgestein, die daraus resultierenden strukturellen Veränderungen (Deformation) im Deckgebirge dieser Salzgesteine und damit die Entstehung von sogenannten Salzstrukturen. Die Grundlagen zur Halokinese legten schon Svante Arrhenius und Richard Lachmann um 1911 sowie Donald Clinton Barton um 1930. Die Begriffe „Halokinese“ bzw. „Salztektonik“ wurden aber erst gegen Ende der 1950er Jahre von den deutschen Geologen Ferdinand Trusheim und Rudolf Meinhold geprägt. Ursprünglich bezeichnet Halokinese die eigenständige Bewegung von Salzgestein, während Salztektonik (bzw. Halotektonik) die Bewegung von Salzgestein beschreibt, die durch externe tektonische Spannungen ausgelöst wurde.
Trusheim hat die Halokinese als reines Schwerkraftphänomen ohne zusätzliche Energiezufuhr von außen verstanden. Salzstrukturen, bei deren Entstehung Halokinese und Tektonik zusammengewirkt haben, bezeichnet er als halotektonische Strukturen. Diese strengen Definitionen stoßen in der Praxis auf Schwierigkeiten, denn die so definierten Strukturen lassen sich häufig nur schwer unterscheiden. In Norddeutschland haben tektonische Anstöße und Einflüsse auf die Strukturbildung in sehr unterschiedlichem Ausmaß gewirkt, so daß bei manchen Strukturen die halokinetische Prägung überwiegt, bei anderen die tektonische. Der typische Formenschatz, den halokinetische Abläufe erzeugen, ist auch bei tektonisch beeinflußten Strukturen häufig gut ausgeprägt.
Eine der Voraussetzungen für das Ablaufen halokinetischer Prozesse ist eine instabile Dichteschichtung (Rayleigh-Taylor-Instabilität). Bei der Absenkung eines Beckens tritt diese in bezug auf Steinsalzschichten ein, wenn die Deckschichten infolge der Kompaktion eine durchschnittliche Dichte von 2,2 g/cm3 erreicht haben. Das ist der Fall bei einer Überdeckung durch klastische Sedimente von wenigen hundert Metern, bei Mitwirkung carbonatischer oder sulfatischer Ablagerungen bereits ab etwa 100 m. Die potentielle Energie aus der instabilen Dichteschichtung, die für den Ablauf der Bildung von Salzstrukturen zur Verfügung steht, hängt von Mächtigkeit und Fazies der salinaren Formation sowie von Mächtigkeit und Fazies der Deckschichten ab.
Die zweite Voraussetzung für die Bildung von Salzstrukturen ist das Vorhandensein eines Druckgradienten. Stetige Deformationen des Untergrundes wie ungleiche Absenkungen oder Hebungen können ungleiche Überlagerungen der salinaren Formation und damit Druckgradienten in ihr zur Folge haben. Prinzipiell haben unstetige Deformationen wie Ab- oder Aufschiebungen die gleiche Wirkung wie die stetigen. Da bei ihnen jedoch Bereiche unterschiedlicher Sedimentation bzw. Abtragung unmittelbar aneinanderstoßen, treten besonders starke Druckgradienten auf. Die Folge ist ein starker Anstoß zur Salzbewegung.
Da Steinsalz eine vergleichsweise hohe thermische Leitfähigkeit hat, spielen die Halokinese oder Salztektonik und die daraus entstehenden Salzstrukturen in der Geothermie eine große Rolle. Großräumigere Salzstrukturen können die Ursache positiver geothermischer Anomalien sein.
Salz ist wegen seiner geringen Permeabilität ein hervorragendes Barrieregestein und an vielen Lokationen die entscheidende Schicht zur Unterbrechung vertikaler Fluidbewegungen.
Salz stellt zudem eine besondere Anforderung an die Bohrtechnik, wenn es darum geht, Salzlagen zu durchteufen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Salztektonik
https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/halokinese/6655
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WeitereLiteratur siehe:
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