Neben den erneuerbaren Energien Wind, Sonne, Wasser und Biomasse ist Erdwärme – Geothermie – eine weitere alternative Energiequelle. Ihr Vorteil: Geothermie ist nicht von Wettereinflüssen oder der Tageszeit abhängig und kann das ganze Jahr über annähernd ununterbrochen umweltfreundlich Strom und Wärme liefern. Die beiden regionalen Energieunternehmen EnBW Baden-Württemberg AG und MVV Energie AG planen, gemeinsam die Potenziale der Geothermie in der Region Hardt zu erkunden und Anlagen zur Einspeisung der Erdwärme in das Fernwärmeverbundnetz zu bauen und zu betreiben.
In ihrer Unternehmensstrategie setzen beide Unternehmen, EnBW und MVV, auf ein Energiesystem der Zukunft, das eine nachhaltige und möglichst CO₂-neutrale Energieversorgung ermöglicht. Der Verzicht auf Kohle als Brennstoff – die Dekarbonisierung der Energiegewinnung – ist dabei erklärtes Ziel.
Ganz im Sinne der Energiewende möchten beide Unternehmen einen regionalen Vorteil nutzen: Dank einer sogenannten geothermischen Wärmeanomalie eignet sich das Oberrheintal besonders gut für die Nutzung von Erdwärme. Während die Temperatur in vulkanisch nicht aktiven Regionen normalerweise um 3 Grad Celsius pro 100 Meter Tiefe zunimmt, steigt die Temperatur im Oberrheingraben schneller an. An manchen Stellen herrschen in 1.000 Meter Tiefe schon 100 Grad Celsius.
Dieses 270 Quadratkilometer große Gebiet betrifft Teile der Kommunen Mannheim, Heidelberg, Brühl, Edingen-Neckarhausen, Eppelheim, Hockenheim, Ketsch, Dossenheim, Ilvesheim, Leimen, Schriesheim, Ladenburg, Oftersheim, Plankstadt, Sandhausen, Schwetzingen, Altlußheim, Neulußheim, Sankt Leon-Rot, Walldorf und Reilingen.
Die enge Abstimmung mit den beteiligten Kommunen und den Bürgern ist beiden Unternehmen dabei wichtig.
Im September 2019 hatten die beiden Unternehmen einen gemeinsamen Antrag zur Erteilung der Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdwärme bei der zuständigen Landesbehörde, dem Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) am Regierungspräsidium Freiburg eingereicht. Die Aufsuchungserlaubnis ist eine bergrechtliche Erlaubnis, bei der es sich um das grundlegende Recht handelt, das vorhandene Potenzial in einem festgelegten Gebiet zu untersuchen. Der Fokus in dem langfristig angelegten Projekt liegt auf der Wärmenutzung aus der Erdwärme. Das regional vorhandene Potenzial an Erdwärme leistet als erneuerbare, klimaneutrale und CO₂-freie Wärmequelle einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Wärmeversorgung der Zukunft und damit zur Erreichung der Klimaziele. So soll die gewonnene Energie in das durch das Erlaubnisfeld führende Fernwärmenetz eingespeist und für die Region und ihre Bewohner direkt nutzbar gemacht werden.
Im März 2021 hat die Behörde die Aufsuchungserlaubnis für das sogenannte Gebiet „Hardt“ an die EnBW und MVV vergeben.
Die beiden Unternehmen wollen nun nach der rechtskräftigen Erteilung der Erlaubnis gemeinsam das vorhandene Potenzial in der Region verantwortungsvoll prüfen. Dazu planen EnBW und MVV die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens. Das Unternehmen soll seinen Sitz in Schwetzingen haben.
Zunächst stehen in den kommenden 18 Monaten grundlegende geologische und hydrogeologische Voruntersuchungen über das gesamte Aufsuchungsgebiet an. Es kommen ausschließlich analytische und sensorische oberirdische Messverfahren sowie Laboruntersuchungen von Wasserproben aus vorhandenen oberflächennahen Brunnen zum Einsatz. Die dabei gewonnenen aktuellen Messergebnisse werden mit vorhandenen Messdaten abgeglichen und ausgewertet. Ziel dieser ersten Projektphase ist die Prüfung und Bewertung der geologischen Gegebenheiten innerhalb des Aufsuchungsgebietes. Hieraus lassen sich dann potenzielle Standorte ableiten, deren Eignung anhand weiterer Kriterien zu prüfen sind. Danach erfolgt eine Priorisierung dieser Standorte. Die Erschließung der Erdwärme-Quellen setzt entsprechende eigene Genehmigungsverfahren voraus, um anschließend ein Heizwerk planen und errichten sowie die Anlage an das Fernwärmenetz anschließen zu können.
https://www.geothermie-hardt.de/
zuletzt bearbeitet April 2021, Änderungs- oder Ergänzungswünsche bitte an info@geothermie.de