Nachbeben sind Erdbeben, die nach einem großen Erdbeben, dem Hauptbeben, im gleichen Gebiet auftreten. Durch das Hauptbeben wird gewöhnlich nicht die gesamte im Herdvolumen angestaute Deformationsenergie frei gesetzt. Außerdem kommt es durch Spannungsumlagerung zur Erhöhung von Spannungen an benachbarten Punkten bis in die Nähe der Bruchgrenze. Die genaue Lokalisierung von Nachbeben mit lokalen seismologischen Netzen ermöglicht es, die Geometrie der Bruchfläche des Hauptbebens und ihre genaue räumliche Ausdehnung zu erfassen. Diese Daten liefern wichtige Hinweise zum Verständnis des Herdprozesses und über mögliche Ursachen von Schäden und Zerstörungen. Hunderte bis tausende von Nachbeben können über eine Zeit von Wochen bis mehreren Monaten nach dem Hauptbeben auftreten. Dabei nimmt die Zahl der Nachbeben meistens rasch ab. Nach einer empirischen Beziehung des japanischen Seismologen Omori ergibt sich für die Zahl N der Nachbeben zur Zeit t nach dem Hauptbeben folgende Beziehung:
n(t) = K / (c+t)p
Es kommt aber auch manchmal vor, daß ein zweites, großes Erdbeben von ähnlicher Stärke innerhalb von Stunden oder Tagen dem ersten, starken Erdbeben folgt. In den meisten Fällen ist aber die Stärke von Nachbeben deutlich geringer als die des Hauptereignisses. Das gesamte seismische Moment, das in Nachbeben freigesetzt wird, erreicht gewöhnlich nicht mehr als 10% des im Hauptbeben freigesetzten Moments.
In der Geothermie wird der Begriff Nachbeben gelegentlich verwendet für induzierte Beben, die nach einem shut-in einer Bohrung auftreten. Hier gilt das Omori-Gesetz nicht.
https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/nachbeben/10891
zuletzt bearbeitet September 2020, Änderungs- oder Ergänzungswünsche bitte an info@geothermie.de