Die Tiefengeothermie-Anlage der Kaserne in Pfullendorf (Kreis Sigmaringen) ist nach acht Jahren Bauzeit fertig. Die Kosten betrugen 16 Millionen Euro - doppelt so viel wie geplant. Tiefengeothermie-Anlagen fördern heißes Wasser aus großen Tiefen. Im Fall Pfullendorf sind es 1.600 Meter. Mit dem heißen Wasser werden Bundeswehrgebäude der Staufer-Kaserne geheizt.
Name der Anlage | Geothermieanlage Pullendorf |
Standort | Pullndorf, Kreis Sigmaringen |
Eigentümer/ Betreiber | Bundeswehr |
Nutzungsart | Hydrothermale Dublette |
Jahr der Inbetriebnahme | 2020 |
Leistung thermisch [MWth] | 5,7 |
Leistung elektrisch [MWel] | - |
Bohrungen [m] | 1530 |
Thermalwassertemperaturen [⁰C] | 75 |
Förderraten [kg/s] | 25 |
Sonstiges | - |
2008 übernahm der Bundesbau Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr die Steuerung eines komplexen Projektes: die Wärmeversorgung der Staufer-Kaserne in Pfullendorf durch Geothermie.
Geothermie oder Erdwärme gilt als eine unerschöpfliche Energiequelle. Die aus der Erde gewonnene Wärme lässt sich unmittelbar zur Beheizung von Gebäuden oder für andere Wärmeverbraucher einsetzen. Vor dem Hintergrund des Nationalen Klimaschutzprogramms der Bundesregierung ist auch die Bundeswehr bestrebt, einen deutlichen Beitrag zur Energieeinsparung zu leisten und setzt seither bei der Energieversorgung ihrer Liegenschaften verstärkt auf erneuerbare Energien wie die Geothermie.
Nach umfangreichen Voruntersuchungen und Studien, insbesondere seismischer Untersuchungen des Untergrundes, entschied sich ein Expertenteam aus Geologen und Ingenieuren für die Staufer-Kaserne in Pfullendorf im Landkreis Sigmaringen als Standort für das Pilotprojekt der Bundesregierung im Bereich Geothermie. In Pfullendorf soll mit Erdwärme die gesamte Kaserne beheizt und mit Warmwasser versorgt werden. Weil das heiße Wasser ständig und fast unbegrenzt verfügbar ist, gilt Tiefengeothermie als der vierte Eckpfeiler der Energiewende.
Der geologische Aufbau des Untergrundes im Gebiet Oberschwaben ist aus früheren Untersuchungen der Erdöl- und Erdgasindustrie sowie Bohrungen zur Thermalwassergewinnung gut bekannt und dokumentiert. Die geologischen Studien hatten in Pfullendorf ein Potential an thermalem Grundwasser in einer Tiefe von 1420 bis 1500 Metern ergeben. Dieses Reservoir galt es mit zwei Tiefbohrungen - eine zur Förderung des warmen Wassers und eine zur Rückgabe des abgekühlten Wassers - zu erschließen. Die aus der Erde gewonnene und zentral einzuspeisende Wärmeenergie sollte künftig fast den gesamten Jahreswärmebedarf der Liegenschaft in Höhe von rund 6.100 MWh decken. Daraus ergibt sich eine Einsparung von jährlich rund 1.500 Tonnen CO2.
Von Beginn an begleitete die Landesbergdirektion sowie das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau beim Regierungspräsidium Freiburg das gesamte Vorhaben. Alle technischen Fragen zum Bohrverfahren und zu den notwendigen Arbeiten und Schritten für die Tiefbohrungen sowie mögliche Auswirkungen auf die Umwelt und den Untergrund wurden umfassend diskutiert. Die Auswertungen der Seismik ergaben wichtige Informationen über die Lage der Gesteinsschichten und geologischen Verwerfungen am Standort. Zusammen mit Daten aus den früheren Untersuchungen wurden so geeignete Bohransatz- und Bohrlandepunkte für die beiden Bohrungen - die Förder- und die Wasserrückführungsbohrung - gefunden.
Nach den Tiefbohrarbeiten sowie den ersten Pump- und Injektionsversuchen stellte die Wasseranalyse die Experten vor besondere Herausforderungen: Der CO2- sowie Salzgehalt des Tiefenwassers war höher als erwartet. Der technische Ausbau gestaltete sich daher als besonders anspruchsvoll.
Seit Januar 2020 erfolgt die Inbetriebnahme. Die durchgeführten Analysen und Umweltprüfungen, der Probebetrieb, das fortwährende seismische Monitoring sowie die Umsetzung hoher Anforderungen in den Bereichen Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie öffentliche Sicherheit bilden die notwendigen Voraussetzungen für die Genehmigung zum Dauerbetrieb.
https://bundesbau-bw.de/projekte/projekte-detail/geothermie-in-der-staufer-kaserne-pfullendorf
Zuletzt bearbeitet November 2020, Änderungs- oder Ergänzungswünsche bitte an info@geothermie.de