Als Radionuklide oder radioaktive Nuklide bezeichnet man instabile Atomsorten, deren Kerne radioaktiv zerfallen.
Der früher übliche Begriff „Radioisotop“ anstelle von Radionuklid sollte nur noch dann verwendet werden, wenn neben der Radioaktivität auch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Element von Bedeutung ist (Beispiel: Isotope des Radon) Allerdings ist die Bezeichnung Isotop anstelle von Nuklid oder speziell Radionuklid als Bestandteil vieler Fachbezeichnungen wie „Isotopenlabor“, „Isotopenmethode“ oder „Radioisotopengenerator“ nach wie vor anzutreffen.
Natürliche Radionuklide kommen in der Biosphäre oder in der Erde vor. Sie stammen zum Teil aus dem Reservoir der bei der stellaren Nukleosynthese gebildeten Nuklide, insbesondere die schweren mineralischen Radionuklide wie Uran-235. Diese so genannten primordialen Radionuklide müssen entsprechend lange Halbwertszeiten haben. Da sich der Anteil der bei der Nukleosynthese gebildeten Nuklide modellieren lässt, und die Radionuklide unter diesen gemäß ihren Halbwertszeiten zerfallen, lässt sich aus ihren heute gemessenen Anteilen auf das Alter der die Erde bildenden Materie schließen.
Ein anderer Teil der natürlichen Radionuklide wird kontinuierlich durch die Wechselwirkung hochenergetischer kosmischer Strahlung (Höhenstrahlung) mit der Atmosphäre gebildet. Diese Radionuklide nennt man kosmogen. Das radioaktive Kohlenstoffisotop 14C (Halbwertszeit ca. 5730 Jahre) ist der bekannteste Vertreter dieser Gattung und wird daher auch zu Altersdatierung verwendet: Radiokohlenstoffmethode.
Der Rest der natürlichen Radionuklide wird von den widerum radioaktiven Zerfallsprodukten der ersten Gattung gebildet. Man nennt diese Radionuklide radiogen.
Die natürlichen Radionuklide sind ein integraler Bestandteil unserer Umwelt. Ohne sie gäbe es kein Leben auf der Erde und keine Menschen. Natürliche Radionuklide sind daher grundsätzlich von den vom Menschen gemachten Radionukliden zu unterscheiden, die meist auf einen unüberdachten Umgang mit nicht beherrschten Technologien zurückgeht.
Eine Gefährdung von Mensch und Umwelt kann einerseits von der Stahlung (z. B. Höhenstrahlung) oder von den radioaktiven Stoffen ausgehen.
Radioaktive Stoffe in fester, flüssiger Form oder als Gas sind ein natürlicher Bestandteil des Untergrundes. Jede Förderung von Material aus dem Untergrund bringt Radionuklide in die Biosphäre. Besondere Bedeutung haben hier Steine und Erden, die als Baustoffe verwendet werden und so wesentlich zu radioaktiven Umweltbelastung beitragen. Radionuklide sind dementsprechend auch in allen Fließgewässern, im Grundwasser, im Trinkwasser, aber auch im menschlichen Körper mit wechselnden Konzentrationen enthalten.
Unter künstlichen Radionukliden versteht man solche, die über Kernreaktionen in kerntechnischen Einrichtungen hergestellt werden.
Auch die in der Geothermie genutzten Thermalwässer können Radionuklide enthalten. Da diese im geschlossenen Kreislauf geführt werden, gelangen sie nicht in die Biosphäre. Werden jedoch Feststoffe durch Filterung aus dem Thermalwasserkreislauf entnommen, so sind diese bezüglich ihrer Radioaktivität zu beurteilen und zu behandeln.
Hintergrundpapier zum Umgang mit natürlicher Radioaktivität in Anlagen der Tiefen Geothermie (Stand: Juni 2016)
Hintergrundpapier zur Umweltwirkung von Radon (Stand: März 2013)
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