Fritz Rummel (* 21. Juni 1936 in Waldsassen; † 2. Mai 2019 in Bayreuth) war ein deutscher Geophysiker. Er wurde 1967 an der Ludwig-Maximilians-Universität München in Geophysik promoviert, war 1968 bis 1970 Research Associate an der University of Minnesota, und baute ab 1970 die Arbeitsgruppe Gesteinsphysik an der Ruhr-Universität Bochum auf, wo er 1975 habilitiert wurde und von 1976 bis 2001 Hochschullehrer für Geophysik war. Seine Schwerpunkte waren Gesteinsphysik, Bruchmechanik, Hydrofrac-Spannungsmessungen und Tiefengeothermie. Er lebte zuletzt in Bayreuth, wo er am 2. Mai 2019 verstarb.
Spezialisierte Hochdruck-Laborversuche lieferten Aussagen über das Bruchverhalten, Bruchvorgänge und deren Gesetzmäßigkeiten sowie über Phasenübergänge in der tiefen Erdkruste. An der Entwicklung der Steuerungstechnologie, die solche Versuche erst ermöglichte, war er noch in seiner Zeit in den USA entscheidend beteiligt gewesen. An der Ruhr-Universität in Bochum entstand in seiner Arbeitsgruppe so ein hochmodernes Gesteinsphysiklabor.
Gleichzeitig entwickelte Fritz Rummel die ihm aus den USA bekannte Technologie für hydraulische Minifrac-Versuche für in situ Gebirgsspannungsmessungen in Bohrungen permanent weiter und flexibilisierte sie, in dem er die Drucksonden an einem Messkabel bis in große Tiefen einbauen ließ. Diese Technologie erlaubte es ihm, in situ Spannungsmessungen in Flach-, Tief- und Horizontalbohrungen für wissenschaftliche Untersuchungen in tektonisch interessanten Regionen sowie für die verschiedensten Ingenieuranwendungen kostengünstig und erfolgreich durchführen zu können. Die Anwendung reichte dabei von wissenschaftlichen Messungen (Zypern, USA, Schweden, KTB Oberpfalz) über Staudammprojekte in Georgien und Sumatra, den Tunnelbau der Deutschen Bahn, den Bergbau im Ruhrgebiet und in Indien, Untersuchungen zur Endlagerung in Salzstöcken bis hin zur tiefen Geothermie. Seine Aktivitäten auf diesem Gebiet mündeten in die Gründung der Firma MESY GmbH, deren Nachfolgeunternehmen noch heute aktiv ist.
Bei der Geothermie faszinierte ihn vor allem das Hot Dry Rock Verfahren, bei dem im tiefen Untergrund ein Wärmetauscher hydraulisch erzeugt wird (heute auch als EGS Technologie bezeichnet). Diese Technologie versprach die Erschließung eines immensen, bisher ungenutzten Energiepotentials. Zudem war die Erzeugung eines Wärmetauschers in großer Tiefe auf genaue Kenntnisse des in situ Gebirgsspannungsfelds angewiesen. In dem von Fritz Rummel mitinitiierten Forschungsprojekt in Falkenberg gelang es erstmals, mehrere Bohrungen hydraulisch miteinander zu verbinden. Seine Aktivitäten auf dem Gebiet der Geothermie erreichten seinen Höhepunkt mit der Gründung des Europäischen Hot Dry Rock Forschungsprojekts in Soultz-sous-Forêts im Elsass im Jahr 1990. An der Gründung dieses multinationalen Projekts, das bis in das neue Jahrtausend laufen sollte und mit einem Kraftwerk vollendet wurde, war Fritz Rummel entscheidend beteiligt.
Sein persönliches Interesse galt dabei immer der internationalen Zusammenarbeit, die für ihn auch ein Weg war, seine jungen Studenten zu begeistern und in die angewandte Wissenschaft einzuführen. Diese waren ihm immer sehr wichtig. Sie erlebten eine sehr breite, manchmal fordernde, intensive Ausbildung in Theorie und angewandten Wissenschaften, die vom Labor bis zum Bergwerk und Bohrplatz reichte.
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Fritz Rummel: Beruflicher Werdegang (Memento vom 31. Oktober 2014 im Internet Archive
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