Mit der ersten grenzüberschreitenden Fernwärmeanlage Europas beschritt die Geothermie Braunau-Simbach damals neue Wege in der Wärmeversorgung. Und bis heute stellt es Mitteleuropas größtes grenzüberschreitendes Projekt in dieser Art dar. Die beiden Städte Braunau (Oberösterreich) und Simbach (Bayern) werden durch dieses Projekt mit Erdwärme aus 2000 m Tiefe beheizt.
Name der Anlage | Heizwerk Simbach Braunau |
Standort | Simbach Braunau |
Eigentümer/ Betreiber | GSB und GBS |
Nutzungsart | Heizwerk, hydrothemale Dublette |
Jahr der Inbetriebnahme | 2000 |
Leistung thermisch [MWth] | 9,4 |
Leistung elektrisch [MWel] | - |
Bohrungen [m] | 1.942 |
Thermalwassertemperaturen [⁰C] | 81,7 |
Förderraten [kg/s] | 90 |
Sonstiges | grenzüberchreitend, Fernwärmenetz 40 km, 810 Haushalte angeschlossen |
Betreiber der einzigartigen Fernwärme-Anlage sind zwei Firmen, die GSB - Geothermie-Fördergesellschaft Simbach-Braunau mbH - mit Firmensitz Simbach, und die GBS - Geothermie-Wärmegesellschaft Braunau-Simbach mbH - mit dem Firmensitz in Braunau. Unternehmensaufgabe der GSB ist die Gewinnung des Thermalwassers, die der GBS die Verteilung der Wärme und der Verkauf an die Kunden.
Beide Unternehmen sind Tochtergesellschaften der Städte Braunau und Simbach am Inn, des Landkreises Rottal-Inn sowie der Partner aus der Energiewirtschaft Energie AG Oberösterreich, Energie AG Oberösterreich Wärme GmbH, Bayernwerk Natur GmbH, STEAG New Energies GmbH und Energie Südbayern.
Die Bohrungen ermöglichen die Gewinnung von mehr als neun Megawatt Fernwärme aus einem unterirdischen Heißwasservorkommen, das 2.000 Meter unter der Region liegt. Bei diesem Projekt wurde erstmals die effiziente, umweltschonende Nutzung einer erneuerbaren Energiequelle mit der länderübergreifenden Zusammenarbeit der beiden Städte Braunau (18.000 Einwohner) und Simbach (10.000 Einwohner) gekoppelt.
Die ersten Bohrungen des Geothermie-Projektes wurden im Jahr 1999 erfolgreich durchgeführt.
Die erste Bohrung fand im Juli 1999 statt. Sie verläuft senkrecht auf Simbacher Seite und dient der Rückführung des abgekühlten Wassers. In 1.738 m Tiefe wurde planmäßig der Thermalwasserleiter erreicht, der sich bis zur Endtiefe von 1.848 m als sehr gut durchlässig erwies und somit gute Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Verpressung des Wassers erfüllt.
Mit der zweiten Bohrung wurde im August 1999 begonnen. Sie führt von Simbach aus 800 m in die Tiefe, verläuft dann in einem Winkel von 70° gegenüer der der Vertikalen unter dem Inn hindurch und durchquert in 1.100 m Tiefe die deutsch-österreichische Staatsgrenze. Die Bohrung endet in einer Tiefe von 1.950 m im Stadtgebiet von Braunau, 2.200 m vom Endpunkt der ersten Bohrung entfernt. Das hier liegende Heißwasservorkommen weist eine Temperatur von knapp über 80°C auf und wird zur Gewunnung der Wärme "angezapft".
Wärmeerzeugung | 49 GWh/Jahr |
Wärmeleistung | 9,4 MW |
Fördertemperatur | 80° C |
Schüttung | 90 l/sec |
Biogas BHKW | 2 GWh/Jahr |
Erdgas Spitzenkessel | 19 GWh/Jahr |
Wärmeverkauf | 60 GWh/Jahr |
Anschlussleistung | 45 MW |
Netzlänge | 40 km |
Kundenanschlüsse | 810 |
Erste Pläne zur Förderung von Thermalwasser in Simbach gab es bereits 1974. Ein Gutachten des Bayerischen Geologischen Landesamts ergab, dass im Raum Simbach mit hoher Wahrscheinlichkeit mineralisiertes Thermalwasser erschlossen werden kann.
Nach Versuchen im Oktober 1989, die allerdings als unwirtschaftlich wieder eingestellt wurden, konnte man im Frühjahr 1994 einen erster Teilerfolg verbuchen: Die Städte Braunau und Simbach und der Landkreis Rottal-Inn sprachen sich für die Durchführung eines grenzübergreifenden Geothermie-Projekts aus. Die Suche nach Partnern aus der Energiewirtschaft begann, ebenso der Kampf um die notwendigen finanziellen Zuschüsse.
Nach fünf Jahren intensiver Verhandlungen und der schwierigen Suche nach Partnern aus der Energiewirtschaft konnte schließlich mit dem umfangreichen Projekt unter der Leitung des Grazer Geologen Dr. Johann Goldbrunner begonnen werden. Die Umsetzung gestaltete sich äußerst erfolgreich: Alle Bohrungen führten schnell zum gewünschten Ziel und wurden bei mehr als 3,1 Kilometern Bohrstrecke metergenau in anvisierten Heißwasserströme geführt. Insgesamt wurde das Projekt mit rund 8 Mio. Euro von der EU, dem Freistaat Bayern, dem österreichischen Umweltministerium und dem Land Oberösterreich unterstützt.
Die erste erfolgreiche Bohrung am 4. Juli 1999 in Simbach beim neuen Bahnhof stieß in 1.848 Metern Tiefe auf 70 Grad warmes Wasser. Mit der zweiten Bohrung wurde man am 9. Oktober 1999 in 1.942 Metern Tiefe fündig, wobei die Wassertemperatur 80,6 Grad betrug und noch immer beträgt. Diese Bohrung wurde als abgelenkte Bohrung, das heißt unter dem Inn nach Österreich ausgeführt.
Nach der Inbetriebnahme im Jahr 2000 erfolgte im Weiteren der Hauptausbau der Fernwärmeerzeugung
Im Jahr 2014 wurde die bestehende Förderpumpe für das Thermalwasser durch eine neue leistungsfähigere und effizientere Pumpe getauscht. Dadurch konnte eine Steigerung der Förderleistung um rund 10% auf 90l/s erreicht werden.
Zu Literatur siehe:
zuletzt bearbeitet März 2025, Änderungs- oder Ergänzungswünsche bitte an info@geothermie.de