In Staufen traten im Jahr 2008 nach dem Abteufen mehrerer Erdwärmesonden (mit je ca. 140 m Tiefe), zur Beheizung unter anderem des Rathauses, erhebliche kleinräumige Hebungen von bis zu 20 cm im bebauten Stadtgebiet auf, die zu großen Zerrungen und Stauchungen bzw. Schiefstellungen an Gebäuden führten.
Über 200 Häuser wurden erheblich beschädigt. Die Ursache ist eine Reaktion von Wasser mit Anhydrit (wasserfreier, dehydrierter Gips). Durch die Umwandlung von Anhydrit zu Gips nimmt das Gestein Kristallwasser auf, wodurch es an Volumen zunimmt. Geschieht dies großflächig, so wird die Ausdehnung ggf. zur Tagesoberfläche übertragen und führt dort zu punktuellen Hebungen, wodurch die Tagesoberfläche deformiert wird. Dadurch entstehen Risse an den betroffenen Häusern. Das Problem des Aufquellens von Anhydrit bei der Umwandlung zu Gips ist aus dem Tunnelbau und dem Tiefbau bekannt und hängt von den regionalen geologischen Bedingungen ab (z. B. im sog. Gipskeuper Südwestdeutschlands).
Schadensursache sind auch ungenügende geologische Recherchen (Kosteneinsparung) und zu große Bohrneigung durch "preiswerte Bohrungen" (Kosteneinsparungen). Hier wurde an falscher Stelle gespart. Die Umwandlung von Anhydrit zu Gips ist auch ein natürlicher Prozess, immer wenn ein Anhydrit-haltiges Gestein innerhalb der Verwitterungszone mit Oberflächenwasser, Niederschlagswasser bzw. Grundwasser in Kontakt kommt (Hydratationsverwitterung). Ab einer bestimmten Tiefe in der Erdkruste sind die Druck- und Temperaturverhältnisse so hoch, dass eine Kristallumwandlung trotz Wasserkontakt nicht mehr eintritt.
Mitte 2013 wurde das erste Haus abgerissen. 270 Häuser wurden beschädigt. Der Schaden wird mit 50 Mio. € bewertet. Bis Mitte 2013 wurden 7,5 Mio. € für den Schadensausgeleich verwendet, an dem sich auch das Land Baden-Württemberg und der kommunale Finanzausgleich beteiligt haben.
Für die öffentliche Akzeptanz der Geothermie insgesamt hat der Fall Staufen eine herausragende negative Bedeutung. Dies ist insbesondere eine Folge der reißerischen medialen Aufbereitung des Falles. Während über die erfolgreichen weiteren 350.000 (2020) Intsallationen der Oberflächennahen Geothermie kaum berichtet wird, gibt es zu Staufen hunderte Medienberichte. Darüber hinaus werden Fotos von Schäden in Staufen gerne von den Medien zur Illustration von Zusammenhängen, die mit Staufen nicht zu tun haben, z. B. die Tiefe Geothermie betreffend, genutzt. Wenn es z. B. nach einem verspürten seismischen Ereignis (z. B. Vendenheim 2020) keine Fotos von Schäden gibt, nimmt man in der Presse eben ein altes Foto von Staufen, häufig ohne dies zu kennzeichnen. So erzielen die Medien die im Eigeninteresse gewünschte größere Aufmerksamkeit zum Schaden der Geothermie.
Bei der Beurteilung der Risiken einer Geothermie-Heizung sind auch die Risiken der Alternativen zu betrachten. Wesentlichste Alternative ist eine Gasheizung. Wegen des hohen Energieinhalts von Erdgas sind hier die Risiken ungleich höher. Jährlich werden in Deutschland etwa 10 Häuser durch Erdgasexplosionen vollständig zertstört. Ein Extrembeispiel ist die Erdgasexplosion in Havanna (2022) mit 45 Toten. Darüberhinaus sterben infolge der Beheizung von Wohngebäuden mit Erdgas in Deutschland jährlich etwa 200 Personen an Kohlenmonozid-Vergiftungen. Trotz Alledem werden Gasheizung kaum kritisch gesehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Geothermie
zuletzt bearbeitet Mai 2022, Änderungs- oder Ergänzungswünsche bitte an info@geothermie.de