Was macht Ihr Unternehmen?
Daniel Wolter: „Die Leicon gründete sich 2021 – ein Gemeinschaftsunternehmen der LeineNetz, als Versorgungsnetzbetreiber der Kommunen Neustadt am Rübenberge und Garbsen in der Region Hannover und der Avacon Natur. Unser Ziel ist es, Quartiere in jeder Hinsicht bestmöglich zu erschließen und dabei unter anderem eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu realisieren. Um bei neuen Stadtvierteln und Quartieren diese Nachhaltigkeit zu erzielen, setzen wir z.B. auf geothermische Energiequellen und (kalte) Nahwärmenetze. Für uns sind diese die zentralen Aspekte, wenn es um die Zukunft des Wohnens und Bauens sowie der Stadtentwicklung geht. Die Leicon versteht sich dabei als Gestalter der Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Stadtwerken, Projektentwicklern und Dienstleistern. Dabei verbindet uns die übergeordnete gesellschaftliche Herausforderung, die Wärmewende zu unterstützen und so die Klimaziele zu erreichen.“
Ihr Unternehmen entstand aus der Avacon Natur und dem Netzbetreiber LeineNetz. Wie kam es dazu und inwiefern profitieren Sie dadurch bei der Umsetzung von Erdwärmeprojekten?
Alfred Schaper: „Die Avacon Natur hat es sich zum Ziel gesetzt, mit den Kräften der Natur evolutionäre Lösungen aus innovativer Technik in stimmigen Gesamtkonzepten zu entwickeln. Dabei bietet sie den Kundinnen und Kunden bedarfsgerechte Energieprodukte mit ressourcenschonender Technologie an – und das basierend auf einer jahrzehntelangen Erfahrung.
Die LeineNetz ist ein moderner Netz- und Energiedienstleister in der Region Hannover und seit mehr als 100 Jahren erfolgreich im Energiegeschäft tätig. Zudem ist die LeineNetz ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Garbsen und der IdeenStadtwerke Neustadt – eine kleine, aber feine Denkfabrik mit einem riesigen Erfahrungsschatz, Know-how und hoher Dynamik.
Beide Unternehmen bringen somit die notwendige Expertise mit, wenn es um die Planung, Kommunikation, Umsetzung und den Betrieb von kommunalen Erschließungsprojekten geht – Die Avacon Natur mit umfangreicher Erfahrung bei Großprojekten und die LeineNetz bei kommunal geprägten Anforderungen. Auf diese Weise führen wir alle Partner gemeinsam zum Erfolg. So bleiben den Beteiligten frustrierende Erfahrungen und somit auch hohe Zusatzkosten und Zeitverzug weitestgehend erspart. Mit der Leicon holen sie sich einen Partner an ihre Seite, der mit dezentralen Energielösungen punktet. Somit können sich die Kommunen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.“
Welche Dienstleistungen bieten Sie an?
Daniel Wolter: „In unserem Fokus bei der Erschließung von Quartiersprojekten steht die effiziente und nachhaltige Technologie, also die kalte Nahwärme und Geothermie, aber auch andere zielführende Technologien. Welche Technologie am besten geeignet ist, entscheiden die Gegebenheiten vor Ort und wir letztendlich gemeinsam mit allen Beteiligten. Wir bieten von einer Teillösung bis hin zur Gesamtlösung alle Komponenten für eine erfolgreiche Quartierserschließung auch über die Wärmeversorgung hinaus an.
Dazu gehören u.a.
Warum haben Sie sich auf die kalte Nahwärme spezialisiert?
Alfred Schaper: „Mit der Leicon holen wir das Thema „kalte Nahwärme“ aus der ursprünglichen Nische und machen die Zukunftstechnologie für alle Kommunen zugänglich. Wir sind überzeugt, dass die kalte Nahwärme als Technologie ein enormes Potenzial besitzt. Besonders wichtig dabei ist, dass die geothermische Wärmequelle mittels eines kalten Nahwärmenetz zum Kunden kommt. So können die Netz-Wärmeverluste nicht nur stark minimiert werden, sondern es wird im Gegenteil noch eine Wärmegewinnung durch das Netz ermöglicht.“
Obwohl die LEICON erst 2021 gegründet wurde, konnten schon einige erfolgreiche Projekte realisiert werden. Gibt es laufende Projekte und was ist für die Zukunft geplant?
Daniel Wolter: „In Niedersachsen haben wir bereits den ersten Bauabschnitt des landesweit größten kalten Nahwärmenetzes in Neustadt am Rübenberge in allen Projektphasen mitbegleitet und realisiert. Auf einer Fläche von über 15.000 Quadratmetern wird der Bodenkollektor im Endausbau die regenerative Energie für das Heizen und Kühlen von mehr als 600 Wohneinheiten bereitstellen. Sowohl im Rahmen der Energie- und Wärmewende, als auch bei der kommunalen Wärmeplanung sind wir in vielen Projekten angefragt und involviert. Wir erwarten in den kommenden Jahren eine signifikante Anzahl an Projekten, die sich derzeit bei uns in der Angebotsphase bzw. in Prüfung befinden.“
Zwar ist die Erdwärme seit letztem Jahr deutlich in ihrer Popularität gestiegen, jedoch bleibt weiterhin das Potenzial dieser Energieform an vielen Stellen ungenutzt. Was könnte Ihrer Meinung nach noch passieren, um diese Energieform zu fördern?
Alfred Schaper: „Wir denken, dass die Geothermie als Wärmequelle durch die jüngeren weltpolitischen Ereignisse und die politische und gesetzliche Weichenstellung in Europa und Deutschland im Bereich der Energie- und Wärmeversorgung und -wende sehr in den Vordergrund gerückt ist und noch weiter rücken wird. Als leistungsstarke und regenerative Wärme- und Energiequelle kann sie einen großen Anteil an der nationalen Wärmeversorgung einnehmen.“
Daniel Wolter: „Die finanzielle Unterstützung von Förder- und Umsetzungsprojekten seitens des Bundes und der Länder muss aktuell und zukünftig stärker ausgebaut werden. Es gilt, z.B. Auffindungs-Risiken, die auf kommunaler bzw. regionaler Ebene nicht getragen werden können, im Bedarfsfall ganz oder teilweise zu übernehmen, damit die Erschließung geothermischer Quellen ihre bereits aufgenommene Fahrt beibehalten und weiter steigern kann.
Extrem wichtig ist es auch, weiterhin den Ausbau an Ressourcen in den Bereichen Tiefenbohrungen, Seismik-Messwesen, geothermisches Planungswesen und Wärmenetzbau zu unterstützen und zu fördern. Dabei sind vorhandene technische und personelle Ressourcen weiter auszubauen, für den hiesigen Arbeitsmarkt zu gewinnen und für die Zukunft zu sichern. Ein besonderes Augenmerk kommt hier der Ausbildung neuer Mitarbeiter in den o.g. Tätigkeitsbereichen zu, da hier der Fachkräftemangel noch wesentlich extremer als in anderen Wirtschaftsbereichen eine Rolle spielt. Auch die Schaffung eines (städtebau-)rechtlichen Rahmens für die verbindliche Nutzung und den Ausbau von geothermischen Wärmequellen und Netzen in Bestand und Neubau ist für die Steigerung der Realisierungsgeschwindigkeit dringend notwendig.
All diese Anforderungen und Maßnahmen müssen von umfangreicher Kommunikation seitens der Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Verbände begleitet werden, um Unternehmen, Bürger und Interessengemeinschaften zu informieren, auf dem Weg mitzunehmen und für die Geothermie zu gewinnen."
Was wünschen Sie sich als Mitglied vom Bundesverband Geothermie?
Alfred Schaper: „Wir wünschen uns vom Bundesverband eine starke Unterstützung vor allem auf politischer Ebene, wenn es um das Thema Geothermie und die Wärmewende geht. Ein großes Netzwerk, angefangen von Experten, über Stadtwerke bis hin zu Kommunen und Projektpartnern, ist längst kein „Nice to have“ mehr. Eine starke, gemeinsame Plattform für die Geothermie ist für den Klimawandel unverzichtbar – und muss auf der To-Do-Liste aller Mitglieder an oberster Stelle stehen.“