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Mitgliederporträt: Eavor GmbH

| Mitgliederporträts

In dieser Woche stellen wir Ihnen die Eavor GmbH vor, die vor allem für ihr erstes kommerzielles Projekt in Geretsried bekannt ist. Geschäftsführer Daniel Mölk sprach mit uns.

Gestaltung: Susann Piesnack, Foto Eavor GmbH

Welche Leistungen bietet die Eavor GmbH an? 

„Die Eavor ist sowohl ein Technologieunternehmen wie auch ein Projektentwickler. Außerdem bieten wir Dritten unsere Eavor-Loop-Technologie an, beraten diese und stellen spezifische Werkzeuge und Dienstleistungen bereit.“

Seit wann sind Sie Mitglied im Bundesverband Geothermie?

„Seit 2020, also fast die Hälfte unserer Unternehmensgeschichte.“

Wie sind Sie auf den Bundesverband Geothermie aufmerksam geworden?

„Ich persönlich bin seit fast zwei Jahrzehnten in der deutschen Geothermiebranche unterwegs und kenne den Verband aufgrund seiner hohen Präsenz daher sehr gut. Auch Eavors Einstieg in Deutschland und Europa hat auf den Messen und Veranstaltungen des Bundesverbands Geothermie e.V. begonnen.“

Welche Vorteile bietet eine Mitgliedschaft im Bundesverband Geothermie?

„Zum einen den Austausch zwischen den Mitgliedern. Zum anderen die Möglichkeit, Zugang zu den Gesetzesentwürfen zu bekommen. Die Geothermie muss, besonders was die Regulatoren und Unterstützung angeht, stärker gehört werden. Und dafür ist der Bundesverband eine gute Plattform, um seinen eigenen Interessen Gehör zu verschaffen.“

Warum würden Sie eine Mitgliedschaft im Bundesverband empfehlen, genauer gesagt, was würden Sie einem Unternehmen raten, welches wegen der Mitgliedschaft noch unentschlossen ist?

„Ich würde ihnen sagen, dass es ausschließlich Vorteile hat, da:

  • man selbst in der Geothermie sichtbar wird,
  • man einen Zugang zum Austausch in der tiefen Geothermie bekommt und
  • man viele Hintergrundinformationen aus den Fachausschüssen erhält.“

Eavor hat die Technologie des Eavor-Loop entwickelt. Wie funktioniert dieses System und in welchen Projekten wurde diese Technik bereits eingesetzt?

„Unsere Technik unterscheidet sich von den konduktiven Systemen, da wir kein Medium wie z.B. heißes Thermalwasser anbohren, sondern ausschließlich auf Wärmeleitung setzen, indem wir dem heißen Gestein die Wärme aus dem Untergrund kontrolliert über einen langen Zeitraum entziehen. Vergleichbar ist dies mit einer umgedrehten Fußbodenheizung: Wir bohren in unserem Zielhorizont viele lange Schleifen, die wir in einem komplett geschlossenen System miteinander verbinden. Und in diesem geschlossenen System entnimmt man dann dem Untergrund die Wärme, die man oben nutzen kann.“

Daran anknüpfend: An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit und sind bereits weitere Projekte geplant?

„Im Moment bohren wir unser erstes kommerzielles Projekt in Geretsried, Bayern. Dies ist ein ehemaliges hydrothermales Projekt, bei dem es keine Fündigkeit gab. Parallel dazu arbeiten wir schon an dem Folgeprojekt in Hannover, bei welchem wir für die enercity Wärme aus Eavor-Loops bereitstellen werden, um den Kohleausstieg zu beschleunigen. In der Stadt Neu-Ulm sind wir an der Vorbereitung der Datenakquise beteiligt, um dort gemeinsam mit den Stadtwerken Ulm das Engineering für den Eavor-Loop voranzutreiben. Des weiteren haben wir in Deutschland 80 Machbarkeitsstudien zu unserer Technologie in der Ausführung oder Planung. Außerdem sind wir in weiteren Ländern, etwa in den Niederlanden, an Projekten tätig.“ 

Sie selbst sind seit fast 20 Jahren in der Geothermiebranche aktiv und haben u.a. in leitenden Positionen in Island und Deutschland gearbeitet. Wie schätzen Sie die Rolle und die Entwicklung der Geothermie auf dem deutschen Markt ein?

„Im Moment ist die Geothermie in Deutschland leider noch eine Nischentechnologie, vor allem, da die hydrothermale Geothermie nicht wie in Island überall genutzt werden kann. Gleichzeitig kommt der Geothermie eine Schlüsselrolle zu, da die Hälfte aller Treibhausgasemissionen aus dem Wärmesektor kommen und ich nicht denke, dass die Energiewende ohne die Geothermie funktionieren kann. Deshalb ist meiner Meinung nach jetzt der historisch richtige Zeitpunkt, die Geothermie aus ihrer Nischenrolle herauszuheben und zu einem wesentlichen Bestandteil der deutschen Energie- und Wärmewende zu machen.“

Was war das bisher herausforderndste Projekt, an dem Sie persönlich gearbeitet haben?

„Eigentlich ist es immer das Projekt, das ich gerade betreue. Da es immer spezielle Herausforderungen gibt, setze ich das alles gleich.
Die Herausforderungen sind jedes Mal unterschiedlich – in Island hat man oft mit Wetter und Temperatur zu kämpfen. Als ich Indonesien gelebt habe, war es sehr herausfordernd, bei der Entwicklung auf die Vulkanflanken sowie die hohe Bevölkerungsdichte oder die Entwicklung im Dschungel einzugehen. Und jetzt in Geretsried nutzen wir eine komplett neue Technologie, die außer in unserem eigenen Eavor-Lite in Kanada noch nirgendwo auf der Welt umgesetzt wurde. Am spannendsten ist wohl das Geretsried-Projekt, weil es im Erfolgsfall die Weichen für die Tiefengeothermie maßgeblich stellen kann.“

Auch im digitalen Austausch sind Sie vielfältig aufgestellt: Eavor ist auf verschiedenen Social-Media-Kanälen präsent und das Demonstrationskraftwerk für den Eavor-Loop in Alberta kann online in einer Virtuellen 3D Tour begangen werden. Welchen Einfluss hat das auf Ihre Arbeit? 

„Es hat einen großen Einfluss – nicht nur für uns als Eavor, sondern auch für uns als Branche würde ich meinen. Wir müssen sichtbarer werden: Die Geothermie wird akzeptiert, sobald sie besser verstanden wird. Die meisten Menschen wissen nicht, was Geothermie ist oder was wir inzwischen in diesem Bereich tun. Da sie im Untergrund unter unseren Füßen stattfindet, bleibt sie unsichtbar.
Und was wir mit dem Eavor-Loop machen, ist nochmal komplett neu. Um an diese Thematik heranzuführen – zwar online, aber es ist fast wie anfassen – haben wir die virtuelle Tour geschaffen. Darin kann man sich mit dem Thema auseinandersetzen, wird informiert und abgeholt.
Wir als Eavor möchten Geothermie im industriellen Maßstab erzeugen und anderen helfen, dies ebenfalls zu schaffen. Dazu braucht es starke Kommunikationskampagnen. Was die Präsenz und die Kommunikation der Technologie angeht, hat die gesamte Geothermiebranche noch Ausbaupotenzial.“

Gibt es etwas, dass Sie im Zusammenhang mit der Geothermie schon immer mal loswerden wollten?

„Projekte werden häufig sehr einzeln und individuell, statt im industriellen Maßstab betrachtet. Besonders in Deutschland; hier treiben nur einzelne wie z.B. die Stadtwerke München mit großen Kampagnen den industriellen Ausbau voran.
Außerdem: Mehr Zusammenarbeit! Wir müssen die Daten austauschen, uns gegenseitig unterstützen – egal welche Projekte, egal welche Technologie. Wir sind eine kleine Branche und schlechte Nachrichten schlagen auf uns alle negativ ein, während gute Nachrichten uns alle unterstützen. Deshalb sollten wir alle an einem Strang ziehen und den Markt gemeinsam vergrößern.“