Welche Leistungen bietet die E.ON Energy Infrastructure Solutions GmbH an?
Katja Winkler: „Im Wesentlichen bieten wir nachhaltige Wärme- und Kältelösungen für große Quartiere und integrierte Energielösungen im industriellen Bereich an.“
Stefan Ahlers: „Unser Fokus liegt momentan sehr stark auch auf PV, um z.B. Wärmepumpen damit zu versorgen.“
Seit wann sind Sie Mitglied im Bundesverband Geothermie?
Katja Winkler: „Die E.ON Energy Infrastructure Solutions GmbH ist seit 2023 Mitglied im Bundesverband. Ich selbst war von 2004 an für eine ganze Weile persönliches Mitglied im Bundesverband. Mit meinem Wechsel zu E.ON habe ich die Mitgliedschaft aufgegeben.“
Wie sind Sie auf den Bundesverband aufmerksam geworden, Frau Winkler?
Katja Winkler: „Ich habe damals am Forschungsinstitut Geothermie in Bochum gearbeitet. Dort war man schon sehr lange in diesem Bereich engagiert – und hat am jährlichen Geothermiekongress teilgenommen. Da kam das fast automatisch.“
Wie ist die E.ON zum Bundesverband Geothermie gekommen?
Stefan Ahlers: „Wir beschäftigen uns seit einer Weile sehr intensiv mit der Geothermie, sind auch schon auf dem Geothermiekongress gewesen und daher ist es für uns die logische Konsequenz, dass wir uns dem Bundesverband gerne anschließen und die verschiedenen Vorteile nutzen möchten.“
Welche Vorteile bietet eine Mitgliedschaft im Bundesverband Geothermie?
Stefan Ahlers: „Im Wesentlichen ist das Netzwerken ein ganz großer Punkt für uns. Auch dass man eine Interessenvertretung gegenüber der Legislative hat, zum Beispiel beim Genehmigungsbeschleunigungsgesetz, ist immens wichtig. Des Weiteren ist auch der Austausch über aktuelle Themen, Projekte und Vorhaben mit den anderen Mitgliedern ein ganz klarer Vorteil.“
Was würden Sie einem Unternehmen raten, welches wegen der Mitgliedschaft noch unentschlossen ist?
Stefan Ahlers: „Da würden wir die Punkte der vorherigen Frage nochmals nennen, denn es ist ganz klar: Du hast die richtigen Ansprechpartner für alle möglichen Themen und triffst auf Unternehmen, die die Technologie in der Praxis umsetzen. Das es dafür den Bundesverband als zentrale Stelle gibt, macht eine Mitgliedschaft zum großen Vorteil.“
An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit?
Katja Winkler: „Ein großes Thema, das natürlich alle Energieversorger und Fernwärmenetzbetreiber betrifft ist die Dekarbonisierung der Bestandsnetze. Da spielt die Geothermie – besonders die tiefe – eine große Rolle. Abgesehen von der tiefen Geothermie beschäftigen wir uns auch mit Grundwasserbrunnen, Erdwärmesonden, Erdwärmekollektoren und Eisspeichern zur Wärmeversorgung.“
Stefan Ahlers: „Als aktuelle Projekte haben wir den Geospeicher Berlin bei dem Energieversorger BTB Berlin und das Vorhaben green urban energy auf dem ehemaligen Flughafen in Berlin Tegel, wo die Wohn- und Bürogebiete aus der Geothermie und einem Aquiferspeicher versorgt werden. Außerdem sind wir Teil der ErdwärmeAllianz, die wir mit der Deutschen ErdWärme und DMT ins Leben gerufen haben. Aktuell liegt der Schwerpunkt in NRW, aber generell sind wir ständig auf der Suche nach Projekten in ganz Deutschland und schauen, ob diese in unser Profil passen.“
Sind bereits zukünftige Projekte in Planung?
Stefan Ahlers: „Die verschiedenen Regionalgesellschaften aus unserem Verbund wie Bayernwerk, Avacon oder Hansewerk betreiben alle Wärmenetze und beantragen verschiedene Aufsuchungserlaubnisse, um das Thema der Tiefengeothermie anzugehen und die Dekarbonisierung voranzutreiben. Wir bei E.ON Energy Infrastructure Solutions betreuen das ganze zentral und versuchen die Kollegen zu unterstützen.“
Ihre unterschiedlichen Energielösungen bieten Sie auch in vielen weiteren Ländern an. Wie schätzen Sie die Wahrnehmung und Nutzung der Geothermie an diesen Orten im Vergleich zu Deutschland ein?
Katja Winkler: „Das ist eigentlich sehr ähnlich, Interesse besteht eigentlich in jedem Land. Wir sind z.B. auch in Polen, Schweden, Kroatien und Ungarn tätig, haben dort entsprechende Tochtergesellschaften. Der Unterschied liegt in den verschiedenen Voraussetzungen; wenn ich da nochmal Ungarn rausgreife: Dort herrscht ein sehr subventionierter Gaspreis, weshalb die Geothermie für die Wärmeerzeugung eher uninteressant ist. Dort wird die Technologie dann für die Stromerzeugung interessant.“
Zu Ihren Energielösungen zählen auch umfangreiche digitale Lösungen. Was für Möglichkeiten bieten sie und für wen sind diese geeignet?
Stefan Ahlers: „Bei den digitalen Lösungen schauen wir uns gerade intensiv den Industriebereich an, quasi das Zusammenspiel verschiedener Gewerke und Technologien. In den meisten Fällen übernehmen wir auch die Anlagenüberwachung, 24 Stunden Remote Control, bei unseren Projekten. Da versuchen wir immer einen ganzheitlichen Einsatz zu fahren, um ein Zusammenspiel z. B. der Geothermieanlage mit Wärmepumpen und sonstigen Wärmeerzeugern zu erreichen. Ebenso auf der Stromseite, um die Assets flexibel managen zu können. So lässt sich dann auch ein optimaler Support geben und der Kunde hat einen echten Mehrwert.“
Was war das bisher herausforderndste Projekt, an dem Sie jeweils gearbeitet haben?
Katja Winkler: „Ich denke, so ein konkretes Projekt kann man da nicht benennen. Jedes Projekt ist anders und überall gibt es die Zeiten, in denen es herausfordernd ist und Zeiten, in denen es dann gut läuft.“
Gibt es etwas, dass Sie im Zusammenhang mit der Geothermie schon immer mal loswerden wollten?
Stefan Ahlers: „Ein hochkomplexes Thema, das man nicht verschweigen sollte, sind die Risiken. Sie sind vorhanden und darüber muss man mit allen Akteuren offen reden. Wir denken auch, dass eine engere Zusammenarbeit und ein besserer Austausch zwischen allen Projektbeteiligten wichtig sind. Gerade im Zuge der Wärmewende geht es nicht darum, wer welches Projekt übernimmt, sondern alles muss gemacht und ganzheitlich gedacht werden. Deshalb sind wir ein überzeugter Verfechter großer Kooperationen – erst vor kurzem haben wir eine große Aufsuchungserlaubnis für das nördliche Ruhrgebiet gestellt. Wir wollen das Projekt mit Partnern und Kommunen gemeinsam angehen und größer denken, mehrere Projekte gemeinsam umsetzen, sodass wir alle eine Win-win-Situation daraus ziehen und die Kosten für Seismik und Bohrungen geringer sind.“
Katja Winkler: „Ein weiteres Thema ist das ganze Feld des Genehmigungsmanagements. Das Geothermie-Beschleunigungsgesetz ist ein erster Schritt, sodass es auf Dauer vielleicht etwas schneller geht. Dass Projekte 7 – 10 Jahre für die Entwicklung brauchen, ist viel zu lang, da wir die Wärme schneller brauchen.“
Stefan Ahlers: „Dafür braucht es auch mehr Unterstützung der Bundes- und Landesregierungen. Hier bei uns in Nordrhein-Westfalen haben wir eine Landesregierung, die auf diesem Feld sehr aktiv und unterstützend ist, was sehr wichtig ist, um Projekte voranzutreiben.“