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Mitgliederportraits

Hier stellen wir regelmäßig unsere vielseitigen Mitglieder in einem Interview vor. Die Mitglieder des Bundesverbandes sind nationale und internationale Vertreter aus Wirtschaft und Forschung und reichen von Bohrunternehmen und weiteren mittelständischen Unternehmen wie Zulieferern über Planungsbüros, Anlagenbetreibern und Stadtwerken bis hin zu großen Forschungszentren. Wir hoffen Sie können einen Einblick in die Tätigkeitsfelder der Branche werfen und spannende Kontakte kennenlernen.

Möchten Sie sich als Mitglied gerne an dieser Stelle vorstellen? Ihr Ansprechpartner ist


Well Engineering Partners (WEP)

Ein Teil des WEP-Teams. Quelle: Well Engineering Partners / Erwin Boering

Im folgenden Portrait stellen wir das Unternhemen Well Engineering Partners (WEP) vor. Das weltweit tätige Unternehmen bietet ein komplettes Projektmanagement rund um das Thema Bohrung an. Für das Portrait stellen Sie ihre Dienstleistungen vor, beschreiben ihre Wünsche an den Bundesverband Geothermie und berichten von bisherigen Projekt-Highlights. Die Fragen beantwortet Erwin Boering. 

Der Bundesverband Geothermie stellt regelmäßig seine vielseitigen Mitglieder in einem Interview vor. Die Mitglieder des Bundesverbandes sind nationale und internationale Vertreter aus Wirtschaft und Forschung und reichen von Bohrunternehmen und weiteren mittelständischen Unternehmen wie Zulieferern über Planungsbüros, Anlagenbetreibern und Stadtwerken bis hin zu großen Forschungszentren.  

 

Welche Dienstleistungen bietet Ihr Unternhemen an? 

Wir unterstützen unsere Kunden, indem wir integriertes Projektmanagement im Bereich des „Well Engineerings“ anbieten. Zu den Kernelementen dieses Prozesses zählen die Konstruktion und Auslegung einer Bohrung in Abhängigkeit der spezifischen Gegebenheiten, die Beschaffung von Material & Services und die Erledigung von Aufgaben, die beim Abteufen von Bohrungen erforderlich sind, wie das Drilling-Management sowie die -Drilling-Supervision. Unsere Kunden kommen dabei aus den Bereichen der Geothermie, der Öl- und Gasförderung und der Salzproduktion.
Wir haben einen starken Fokus darauf, die Projekte sicher umzusetzen. Dabei ist es uns ein sehr großes Anliegen, die Performance, Qualität oder auch Erkenntnisse aus der Planung und während Ausführung sehr genau nachzuverfolgen und die Erfahrungen bei anschließenden Projekten wieder einfließen zu lassen. Dies wird nicht zuletzt durch unseren Erfahrungsschatz aus über 25 Jahren in diesem Geschäftsbereich und der Mitwirkung bei über 150 Tiefbohrungen unterstrichen.

Ihr Unternehmen hat bereits weltweit Projekte durchgeführt, darunter eins in Deutschland. Planen Sie derzeit weitere Projekte in der Region? 

Ja, wir planen weitere Projekte in Deutschland zu unterstützen – wir arbeiten bereits mit einer kleinen Anzahl an Kunden zusammen und unterstützen sie bei der erfolgreichen Projektumsetzung. Um näher an den Kunden sein zu können, haben wir unter anderem ein Team in Deutschland zusammengestellt und ein Büro in München eingerichtet. 

Was war bisher das spannendste Projekt, an dem Sie gearbeitet haben? 

Jedes Projekt hat seine Eigenheiten und einzigartigen Herausforderungen, was sowohl für Öl- und Gas-, als auch für Salz- oder Geothermie-Bohrungen zählt. Die Herausforderungen variieren von Arbeiten an aktiven Hochdruck-Salzbohrungen, über dem Niederbringen von Bohrungen mit großen Durchmessern in große Tiefen bis hin zu sehr langen so genannten Extended-Reach-Bohrungen.
Zu den Highlights zählen sicherlich unterschiedliche Kampagnen für Geothermiebohrungen und -projekten in den Niederlanden, die unter Zeit- und Kostenbudget umgesetzt wurden oder die erfolgreiche Umsetzung einer Salzbohrung mit einem großen Durchmesser und unter einem hohen Ablenkungswinkel am Ufer der Nordsee. Aber auch Teil eines Teams zu sein, welches Onshore-Bohrungen in Südamerika betreute, ist als Highlight zu nennen. Wir konnten hier einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Gesamtdauer pro Bohrung wesentlich zu verringern.

Einer Ihrer Manager hat auf dem Europäischen Geothermiekongress 2022 in Berlin eine Fallstudie zum Thema Bohren vorgestellt. Ist der Austausch mit anderen Unternehmen einer der Gründe gewesen, ein Mitglied des Bundesverbandes Geothermie zu werden? 

Wir möchten die Erfahrung und die Expertise, die wir bei weltweiten Projekten erworben haben, auf dem deutschen Markt einbringen. Die Unterstützung bei der Entwicklung von Geothermieprojekten hin zu einem wichtigen Standbein im Energiemix ist uns dabei ein besonderes Anliegen. Um hierzu unseren Beitrag leisten zu können, haben wir mit der WEP GmbH eine Tochtergesellschaft in Deutschland gegründet. Auf dieses Ziel haben wir in den letzten Jahren aktiv hingearbeitet. 
Der Inhalt der genannten Präsentation beschäftigte sich mit der spezifischen Planung und Umsetzung einer Bohrung, die mit einem großen Durchmesser und unter einem sehr großen Winkel gebohrt wurde – dies ist ein Beispiel aus unserem umfangreichen Erfahrungsschatz. Der Vortrag sollte dabei insbesondere einen Einblick in die Anforderungen an größere, tiefere und abgelenkte Bohrungen geben, da dies zugleich einen zu erwartenden Trend und Anspruch an zukünftige Geothermiebohrungen widerspiegelt.

Was wünschen Sie sich vom Bundesverband?

  • Den Prozess voranzutreiben, dass die Geothermie als einer der Schlüsselfaktoren bei der notwendigen Transformation der Energieversorgung bzw. dem zukünftigen Energiemix verankert wird und die erforderliche Unterstützung widerfährt
  • Unterstützung bei der notwendigen Beschleunigung des Ausbaus bzw. der Entwicklung von Geothermieanlagen durch eine konstruktive Beteiligung und Unterstützung der Allgemeinheit sowie von Regierungsorganisationen – sowohl auf lokal-kommunaler als auch auf Bundesebene
  • Bereitstellung von Wissen und Erfahrung sowie Aufklärung rund um das Thema Geothermie für die Allgemeinheit und Regierungsorganisationen 

Geothermie-Allianz-Bayern

Das Projektkoordinationsteam. Quelle: Geothermie-Allianz Bayern / Michaela Meier

Heute stellen wir das Forschungsprojekt Geothermie-Allianz-Bayern (GAB) vor. In dem Interview berichtet Projektleiterin Michaela Meier u. a. über die Ausbaupotenziale der Tiefengeothermie in Bayern und die Herausforderungen der Forschungsarbeit.

Der Bundesverband Geothermie stellt regelmäßig seine vielseitigen Mitglieder in einem Interview vor. Die Mitglieder des Bundesverbandes sind nationale und internationale Vertreter aus Wirtschaft und Forschung und reichen von Bohrunternehmen und weiteren mittelständischen Unternehmen wie Zulieferern über Planungsbüros, Anlagenbetreibern und Stadtwerken bis hin zu großen Forschungszentren.

 

Was umfasst Ihr Forschungsfeld und warum haben Sie es gewählt? 

In der Geothermie-Allianz Bayern (GAB) arbeiten wir interdisziplinär rund um die Tiefengeothermie in Bayern. Dabei arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Geo- und Ingenieurwissenschaften und auch Energie- und Elektrotechnik zusammen, um die Tiefengeothermie voranzubringen. Wir sind überzeugt, dass die Tiefengeothermie ein entscheidender Baustein für eine erfolgreiche Wärmewende in Deutschland ist. Mit unserer Forschung liefern wir wissenschaftliche Erkenntnisse für einen effizienten, langfristigen und öffentlich akzeptierten Betrieb von Geothermieanlagen – auch außerhalb von hydrothermalen Quellen. Mit dem Team der Projektkoordination übernehmen wir neben den administrativen Aufgaben im Projekt auch die Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung sowie die Pflege einer Datenbank mit Daten von Geothermieanlagen. Diese wird als Grundlage zur Beantwortung der wissenschaftlichen Fragestellungen genutzt.

Bayern ist bereits führend in der Nutzung von Erdwärme in Deutschland. Wo sehen Sie noch weiteres Ausbaupotenzial in der Region? 

Tatsächlich wird im Süden Bayerns bereits in vielen Anlagen Erdwärme gewonnen und genutzt. Über 80 % der installierten Leistung in Deutschland befindet sich in Bayern. Nichtsdestotrotz entspricht die gewonnene Energie nur einem Bruchteil des vorhandenen hydrothermalen Potenzials im süddeutschen Molassebecken. Im Gutachten zum Masterplan Geothermie konnte die GAB zeigen, dass der größte Teil des geothermischen Potentials bisher noch ungenutzt im Untergrund schlummert. In Szenarienberechnungen wäre es denkbar, unter Verwendung von Wärmeverbundleitungen, ca. 15% des gesamten Wärmebedarfs in Bayern allein durch hydrothermale Tiefengeothermie im Molassebecken zu decken. Im Norden Bayerns gibt es keine hydrothermalen Vorkommen und deshalb gibt es hier bisher auch keine Geothermieanlagen. Ein Teil unserer Forschungsarbeit fokussiert sich auf die Vor- und Grundlagenarbeiten für ein EGS - Projekt in Nordbayern. Ein solches Projekt würde auch für andere Regionen Deutschlands eine Option zur Tiefengeothermie-Nutzung aufzeigen. 

Wie entsteht die Zusammenarbeit mit Unternehmen für die Arbeit an Teilprojekten?

Wir arbeiten eng mit Betreibern von Geothermieanlagen zusammen. Zum einen Nutzen wir für die Forschung Daten realer Anlagen, zum anderen unterstützen wir den Aufbau und Betrieb der Anlagen mit wissenschaftlicher Begleitung. Hier freuen wir uns immer über Kooperationen. 

Können die Ergebnisse Ihrer Forschungen eingesehen werden? 

Die Forschungsergebnisse können in den verschiedenen Publikationen eingesehen werden. Eine Liste mit Veröffentlichungen finden Sie auf unserer Homepage Veröffentlichungen -> Geothermie-Allianz Bayern. Studien, wie z. B. das Gutachten zum Masterplan Geothermie, werden über unsere Homepage veröffentlicht. Außerdem werden die Forschungsergebnisse von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern regelmäßig auf Veranstaltungen präsentiert, z. B. beim Geothermiekongress wie auch bei unseren eigenen Veranstaltungen, z. B. dem jährlich stattfindenden Wissenstransfer.

Gibt es Herausforderungen denen, sich das Forschungsprojekt stellen muss? 

Das Forschungsprojekt muss sich vielen Herausforderungen stellen. Einerseits gibt es für das Projekt nur eine befristete Finanzierung, d.h. die Forschung muss in diesem bestimmten Zeitraum stattfinden. Und auch in der täglichen Forschungsarbeit funktioniert nicht immer alles wie geplant. Aber dafür ist es eben ein Forschungsprojekt, dass auch mal Dinge anders laufen können und neue Erkenntnisse dazugewonnen werden.

Warum sind Sie Mitglied des Bundesverbandes Geothermie geworden?

Das Ziel der GAB ist es, die Tiefengeothermie als heimische Energieressource voranzubringen, um die CO2 Reduktionsziele zu erreichen. Damit haben wir das gleiche Ziel wie auch der BVG und können unsere Energie bündeln, um noch besser voranzukommen. Gerade die aktuelle Situation bietet gute Voraussetzungen, die wir nutzen sollten.


Gradyent GmbH

Das Gradyent-Team. (Quelle: Gradyent)

Das Unternehmen Gradyent hat die Software „Digital Twin“ auf Basis des Digitalen Zwillings entwickelt, welche eine Echtzeitoptimierung des Wärmenetzes ermöglicht. Im Oktober 2022 eröffnete Gradyent eine Präsenz in der D-A-CH-Region. Welche Projekte der Konzern hier plant und was für eine bessere Wahrnehmung der digitalen Technologie noch getan werden muss, erläutert uns Volker Clauss. 

Der Bundesverband Geothermie stellt regelmäßig seine vielseitigen Mitglieder in einem Interview vor. Die Mitglieder des Bundesverbandes sind nationale und internationale Vertreter aus Wirtschaft und Forschung und reichen von Bohrunternehmen und weiteren mittelständischen Unternehmen wie Zulieferern über Planungsbüros, Anlagenbetreibern und Stadtwerken bis hin zu großen Forschungszentren.  


Wie schätzen Sie die Bedeutung von Geothermie für die Energie- und Wärmewende ein?
 

Die Bedeutung der Geothermie für die Energie- und Wärmewende schätzen wir als sehr hoch ein, insbesondere für die Wärmewende. Auch angesichts der limitierten Anzahl an technischen Möglichkeiten zur regenerativen Wärmeerzeugung sollte Geothermie, da wo es geht, in jedem Fall angegangen werden. Geothermie, industrielle Abwärme und Solarthermie - alle auch mit Wärmepumpen kombiniert - sind neben der tendenziell abnehmenden Bedeutung der KWK die entscheidenden Bausteine für die urbane Wärmewende. Die Fragen zu Temperaturen der Netze und Temperaturen der Quelle lassen sich über verschiedene Maßnahmen bearbeiten und lösen - unter anderem auch durch unsere Hilfe. Beispielsweise haben wir es bisher in jedem Fernwärmenetz geschafft, die Vorlauftemperaturen substanziell durch dynamische Optimierung abzusenken und so das Einspeisen von Niedertemperaturwärme - z. B. über Wärmepumpen - wirtschaftlicher gestaltet bzw. überhaupt erst ermöglicht. Ein weiteres Beispiel ist die Senkung der Rücklauftemperaturen. Mit diesen und weiteren Themen wollen wir mithelfen, die Geothermie dort hinzubringen, wohin sie gehört: nach vorne.

Ihr Unternehmen hat den „Digital Twin“ entwickelt. Wie funktioniert dieser und was bewirkt er?
 

Gradyent hat eine Software entwickelt, die auf der Technologie des Digitalen Zwillings basiert: Es wird eine digitale Kopie des physischen Fernwärmesystems erstellt, die geografischen Wetter- und Sensordaten mit physikbasierten Modellen und KI kombiniert. Der Gradyent Digital Twin ist eine End-to-End-Live-Plattform, die für die Größe und Komplexität moderner Fernwärmesysteme entwickelt wurde.

Der Digitale Zwilling ermöglicht die Optimierung des Wärmenetzes in Echtzeit, wodurch im Durchschnitt bis zu 15 % Wärmeverlust, 10 % CO2-Emissionen und 5 % Brennstoffkosten eingespart werden können, während gleichzeitig das richtige Maß an Wärmeversorgung für den Endverbraucher aufrechterhalten wird. Derselbe digitale Zwilling kann für Simulationen zukünftiger Situationen genutzt werden.

Das Thema „Simulationen zukünftiger Situationen“ ist zum jetzigen Zeitpunkt sehr spannend, da nahezu jedes Stadtwerk an Transformationsplänen arbeitet oder diese Arbeiten vorbereitet. Wir führen derzeit viele Gespräche, welche die Nutzung des digitalen Zwillings für sehr realitätsnahe Szenarien, Entwicklungen bzw. Simulationen z. B. zur Temperaturabsenkung im Netz, zur Dimensionierung von Pufferspeichern, Geothermie – und oder Wärmepumpen sowie stärker strategisch ausgerichtete Fragestellungen zum Inhalt haben. Diese Arbeiten sind grundsätzlich über das BEW-Programm förderbar.

Interessant ist das Vorgehen mit einem digitalen Zwilling in zweifacher Hinsicht: Zum einen, da die Ergebnisse mit stündlichem Wert zeitlich sehr hoch aufgelöst und - da sie mit echten historischen Daten und dem realen Betriebsverhalten laufen - dynamisch und sehr realitätsnah sind. Zum anderen können Sie im Anschluss an die Szenarien-Simulationen direkt in Betrieb gehen und den digitalen Zwilling für die Echtzeit-Optimierung nutzen. Das bringt erhebliche Kostenvorteile.

Kürzlich eröffneten Sie eine Präsenz für die D-A-CH-Region. Haben Sie schon
konkrete Projekte, die Sie hier umsetzen wollen?


Wir haben die Niederlassung D-A-CH im Oktober 2022 mit dem Ziel gegründet, die existierenden Kunden zum Beispiel in Wien, Ulm oder bei E.ON besser und direkter unterstützen zu können. Darüber hinaus wollen wir unsere Markenpräsenz weiter ausbauen.

Die ersten Monate waren sehr spannend und ausgehend von der Ernsthaftigkeit des Austausches und ersten Erfolgen sind wir zuversichtlich, dass wir zu vielen Themen bald die nächsten Schritte gehen werden. Der Schwerpunkt liegt derzeit bei BEW-Fragestellungen und Echtzeit-Temperaturoptimierung sowie Echtzeit-Optimierung des Kraftwerkseinsatzes, die letzten beiden bringen eine sehr direkte Amortisation.

Allgemein gesprochen ist unser Anspruch, die Fernwärme deutlich effizienter zu machen und mitzuhelfen, die Wärmetransformation umzusetzen, Fernwärmenetze auf das nächste Level zu heben. Dafür sind wir angetreten, dafür wurde die Firma gegründet. Wir sind bei Gradyent 60 Mitarbeiter mit einem 100%igen Fokus auf Fernwärmenetze und deren Weiterentwicklung, alles Menschen, die mit viel Fachexpertise und Erfahrung aus zahlreichen Projekten innerhalb Europas mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wir hoffen auch, dass wir in Kürze die ersten geothermischen Projekte unterstützen dürfen – Temperaturabsenkung zu diesem Zweck haben wir bereits gemacht.

Sie waren dieses Jahr auf dem Fernwärmekolloquium in Dresden. In Ihrem Fazit
merkten Sie an, dass das Thema Digitalisierung aus Ihrer Sicht noch einen zu kleinen Teil der Agenda einnimmt. Was muss Ihrer Ansicht nach passieren, damit mehr Aufmerksamkeit auf digitale Technologien gelenkt wird?


Eine sehr interessante Frage. Digitalisierung hat sehr viele Aspekte, da sind einige Themen dabei, die schon sehr bekannt und auf der Agenda sind. Insgesamt ist der Digitalisierungsgrad in der Fernwärme aber in meiner Wahrnehmung noch sehr gering.

Das kann daran liegen, dass das Geschäft mit der Fernwärme lange Zeit stabil in einem recht gleichbleibenden Rahmen erfolgreich betrieben werden konnte. Erst seit Kurzem gibt es einen starken Handlungsdruck durch die Wärmewende, durch die Energiekrise in Folge des Kriegs in der Ukraine, durch die Anforderungen und Möglichkeiten der BEW. Die Tools für die veränderten Anforderungen wurden in den letzten Jahren entwickelt. Deren Möglichkeiten für eine kurzfristige Effizienzverbesserung und die strategische Weiterentwicklung der Netze sind aber noch nicht überall bekannt und daher noch nicht so hoch auf der Agenda, wie es gerechtfertigt wäre.

Ein Beispiel: die Fernwärme in Deutschland wird überwiegend per KWK erzeugt - das heißt Strom und Wärme werden gemeinsam optimiert, mit dem Fokus Richtung Strommarktoptimierung, da dort das meiste Geld verdient wird. Das ist gut und richtig, auch hier können Sie mit uns gegenüber dem Marktstandard weiterkommen. Nach vorne blickend ändert sich aber das Bild, Wärme kann nicht mehr in fossiler KWK erzeugt werden, Wärme muss eigens – häufig über Wärmepumpe aufgewertet – aus zahlreichen Quellen wie Geothermie, industrieller Abwärme, Flussthermie etc. erzeugt werden. In diesen Netzen ist jedes Grad Temperaturabsenkung das fünf- oder zehnfache wert, wie in einem KWK-Netz - wobei auch dort die Einsparungen schon sehr relevant sind. Dementsprechend muss Optimierung neu gedacht werden und das gesamte Netz zur Optimierung in den Blick genommen werden – von der Erzeugung über das Netz bis zum Endkunden. Das kann nur mit den passenden Werkzeugen angegangen werden, die auch große Netze in Echtzeit - von Erzeugung über Netz bis zum Endkunden – abbilden und ebenso in Echtzeit optimieren können.

Kurz gesagt gibt es für die neuen Anforderungen des sich stark verändernden Marktes neue Werkzeuge, deren kurzfristiger und strategischer Nutzen noch nicht so weit bekannt ist, dass diese Werkzeuge die Aufmerksamkeit bekommen, die aus unserer Sicht für die Betreiber angeraten wäre. Aber wir sind hier, um genau das zu ändern.

Warum sind Sie Mitglied im Bundesverband Geothermie geworden?


Ich kenne den Verband und einige der Mitglieder aus meiner Vergangenheit als Geschäftsfeldentwickler Geothermie in der ENGIE-Gruppe und daher auch die Diskussionen zu Geothermie in der Fernwärme, zu Netztemperaturen, Netztransformation, Netzausbau etc. Die Wärmewende, deren praktische, technische und sonstigen Herausforderungen, um die Geothermie mit anderen erneuerbaren Erzeugern sinnvoll einzubinden, treibt die Mitglieder um. Im Bundesverband trifft man die Stadtwerke, Fachexperten und Stakeholder, die in der Wärmewende nach vorne gehen und denen wir grundsätzlich helfen können. Da ist eine wunderbare Arbeitsatmosphäre, ein gutes und erfolgreiches Netzwerk, in das wir uns voll einbringen können – das entwickelt uns, den Verband und die Mitgliedsunternehmen weiter. Darum sind wir dabei.

 

Aufgrund einer hohen Datendichte immer dynamisch und sehr realtiätsnah: Der Gradyent Digital Twin (Quelle: Gradyent)

geomecon GmbH

Das Team der geomecon bei der Arbeit.

Die geomecon bietet geomechanische Beratungsleistungen für Geothermieprojekte an, um Bohrungen sicher zu gestalten.

Der Bundesverband Geothermie stellt regelmäßig seine vielseitigen Mitglieder in einem Interview vor. Die Mitglieder des Bundesverbandes sind nationale und inernationale Vertreter aus Wirschaft und Forschung und reichen von Bohrunternehmen und weiteren mittelständischen Unternehmen wie Zulieferern über Planungsbüros, Anlagenbetreibern und Stadtwerken bis hin zu großen Forschungszentren.Unsere Fragen beantwortete Geschäftsführer Tobias Meier:

 

Wie hat sich das Unternehmen in den letzten Jahren entwickelt und was haben Sie für das Unternehmen in Zukunft vor?


Die geomecon GmbH hat in den letzten Jahren eine kleine Transformation vollzogen. Stand mit Beginn der Gründung die Entwicklung einer Software zur Simulation der Rissausbreitung im Gestein im Vordergrund, fokussieren wir uns jetzt aufgrund der gestiegenen Nachfrage auf geomechanische Beratungsleistungen. In der Verknüpfung unserer rissmechanischen Expertise und unserer vollgekoppelten thermo-hydraulisch-mechanischen Modelle sehen wir die Zukunftsaufgabe der nächsten Jahre. Wir erhoffen uns aus den vollgekoppelten thermo-hydraulisch-rissmechanischen Simulationen ein besseres Verständnis über die Fließwege in geothermischen Reservoiren ziehen zu können und damit die weitere Erschließung petrothermaler Systeme zu ermöglichen.


Welche Dienstleistungen bieten Sie an und welche Projekte entwickeln Sie gerade?


Die geomecon GmbH (kurz für geomechanical consultancy) bietet geomechanische Beratung für Geothermieprojekte an. Dazu zählen zum Beispiel die Spannungsfeldmodellierung, die Bohrlochstabilitätsanalyse aber auch die Abschätzung des Risikos induzierter Seismizität mittels vollgekoppelter thermo-hydraulisch-mechanischer Modellierung. Aktuell begleiten wir hauptsächlich geothermische Projekte in der Bayrischen Molasse und dem Oberrheingraben in der sicheren Gestaltung und Auslegung von Injektions- und Förderraten zur Vermeidung von induzierter Seismizität mit Schadenswirkung. 


Welchen Herausforderungen sehen Sie sich aktuell gegenüber?


Eine Herausforderung stellt derzeit die Gewinnung von Mitarbeitern dar, da die angestrebte Wärme- und Energiewende auch durch die Geothermie gewährleistet wird. Dies ist aber ein komplexes Feld und bedarf kritischer Beurteilungen und weitergehender Forschung in verschiedenen Bereichen. Dabei muß verstärkt Personal für die Geothermie gewonnen werden, um noch offenen Fragen auf wissenschaftlicher Ebenen zu beantworten und die Erkenntnisse in für die Industrie praktikable Formeln zu gießen. 



Was war bisher das spannendste Projekt, an dem Sie beteiligt waren oder welche Projekte wünschen Sie sich für die Zukunft?


Das bisher spannendste geothermische Projekt lag in der geomechanischen Beurteilung des zukünftigen Wärmespeichers unter dem ehemaligen Opelwerk in Bochum vor . Dieses Projekt hat Leuchtturmcharakter für Deutschland und besitzt großes Potential für Regionen mit Altbergbau. Hier helfen unsere dynamischen, thermo-hydraulisch-mechanischen Modelle Aussagen über die thermischen Spannungen im Untergrund und über potentielle Hebungen bzw. Senkungen an der Erdoberfläche zu liefern. Diese fließen in die Prognose von möglichen Gebäudeschäden ein. 


Wie sehen Sie die Bedeutung von Geothermie für die Energie- und Wärmewende?


Der Geothermie kommt eine große Bedeutung in der Energie- und Wärmewende zu. Da sie im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energiequellen grundlastfähig ist. Selbst der neudefinierte „grüne“ Atomstrom ist unter gewissen Bedingungen nicht grundlastfähig, wie die aktuellen Beispiele aus Frankreich zeigen. 

Warum sind Sie Mitglied des Bundesverbandes Geothermie geworden?


Die Geothermie wird im Rahmen der Energie- und Wärmewende eine noch größere Bedeutung erlangen und benötigt eine gemeinsame Plattform, die versucht,  die verschiedenen Expertisen der Geothermie zu bündeln. Als Ansprechpartner für geomechanische Fragestellungen wollen wir hier zur Verfügung stehen und den BVG mit unserer Mitgliedschaft unterstützen. 

Oil Dynamics GmbH

Oil Dynamics GmbH bietet innovative Pumpsysteme für Geothermie, Gas, Öl und Wasser an. Wer das Unternehmen weiter kennen lernen möchte, kann sie bei dem European Geothermal Kongress, vom 17. bis 21. Oktober in Berlin, an Stand C6 treffen.

Der Bundesverband Geothermie stellt regelmäßig seine vielseitigen Mitglieder in einem Interview vor. Die Mitglieder des Bundesverbandes sind nationale und inernationale Vertreter aus Wirschaft und Forschung und reichen von Bohrunternehmen und weiteren mittelständischen Unternehmen wie Zulieferern über Planungsbüros, Anlagenbetreibern und Stadtwerken bis hin zu großen Forschungszentren.

Heute porträtieren wir das Untenehmen Oil Dynamics GmbH aus Heidelberg. Unsere Fragen beantwortete Linda Könnecke:

 

Wie hat sich das Unternehmen in den letzten Jahren entwickelt und was haben Sie für das Unternehmen in Zukunft vor?

Der Öl- und Gassektor ist unser Ursprung, doch mit GEO DYNAMICS haben wir eine neue Marke etabliert, welche der starken Nachfrage nach erneuerbarer Energie und Wasser gerecht werden soll. Als deutsches Unternehmen fokussieren wir zurzeit den deutschsprachigen Raum, unsere Nachbarländer sowie ausgewählte Länder im Mittleren Osten und in Nordafrika. Für diesen Markt entsteht bei uns aktuell ein neuer, spezialisierter Geschäftsbereich, von dem wir uns künftig ein noch stärkeres Wachstum versprechen.

 

Welche Dienstleistungen bieten Sie an und welche Projekte entwickeln Sie gerade?

GEO DYNAMICS entwirft, konstruiert, testet und liefert komplette Tiefbrunnen- und Injektionspumpensysteme. Ober- und untertagepumpen werden von unseren ElektroMotion Frequenzumrichtern und Schaltschränken mit Leistung versorgt und gesteuert. Aktuell werden von uns mehrere F&E-Projekte mit Unterstützung des Landes und des Bundes durchgeführt.

 

Welchen Herausforderungen sehen Sie sich aktuell gegenüber?

Die Brunnendurchmesser sowie die angestrebten Förderraten werden immer größer, der gewünschte Arbeitsbereich zunehmend breiter, bei immer höheren Temperaturen des Fördermediums und gleichzeitig steigenden Ansprüchen bezüglich Energieeffizienz, Zuverlässigkeit sowie Standzeit. Diesen Marktanforderungen entsprechen wir mit unserem Know-how sowie dem Einsatz innovativer technischer Lösungen. Das gemeinsame Ziel der Branche ist eine kontinuierliche Verbesserung der MTBF (Mean Time Between Failures) der Pumpensysteme in geothermischen Anwendungen.

 

Was war bisher das spannendste Projekt, an dem Sie beteiligt waren oder welche Projekte wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ein kleines aber schönes Projekt haben wir letztens in der Steiermark realisiert, wo wir für einen neuen Brunnen des größten Thermalbads Österreichs ein komplettes Pumpensystem geplant, geliefert und installiert haben. Die Auslieferung des Pumpensystems wurde in enger Abstimmung mit dem Kunden optimal vorbereitet.

Der für den Antrieb der Pumpe benötigte Oberflächenantrieb wurde von uns als maßgeschneiderte Containerlösung realisiert.

 

Wie sehen Sie die Bedeutung von Geothermie für die Energie- und Wärmewende?

Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise, besorgniserregender Versorgungssicherheit, sowie dem fortschreitenden Klimawandel, gewinnt die Erzeugung regenerativer Energie wie etwa durch Geothermie global stetig an Relevanz. Unabhängig von Sonnen- und Windverhältnissen kann die Geothermie einen stabilen, sicheren und klimafreundlichen Beitrag zur Energie- und insbesondere Wärmewende leisten. Geothermie kann dabei helfen, das Land sauberer und weniger abhängig von Energieimporten zu machen.

 

Warum sind Sie Mitglied des Bundesverbandes Geothermie geworden?

Wir möchten Beziehungen zu bestehenden stärken und neue Kunden gewinnen, mit innovativen Lösungen überzeugen und als Unternehmen im Wandel zum Umweltschutz beitragen.

neowells GmbH

Dipl.-Ing. Andre Varnhorn (links) und Dr.-Ing. Marco Meirich (rechts): "Team- und gute Ingenieursarbeit sind die beste Versicherung gegen Misserfolg."

neowells deckt neben der Tiefen Geothermie die Bereiche Anlagen-Integrität und -Stilllegungen ab und arbeitet derzeit am an einem Projekt im Rheintalgraben.

Der Bundesverband Geothermie stellt regelmäßig seine vielseitigen Mitglieder in einem Interview vor. Die Mitglieder des Bundesverbandes sind nationale und inernationale Vertreter aus Wirschaft und Forschung und reichen von Bohrunternehmen und weiteren mittelständischen Unternehmen wie Zulieferern über Planungsbüros, Anlagenbetreibern und Stadtwerken bis hin zu großen Forschungszentren.

Heute porträtieren wir das Untenehmen Neowells aus Visbek. Unsere Fragen beantwortete das Gründerteam Dr.-Ing. Marco Meirich und Dipl.-Ing. Andre Varnhorn:

 

Wie ist es zur Gründung des Unternehmens neowells gekommen und welche Mitarbeiter sind in Ihrem Team?

Die zwei Gründer der Firma kennen sich bereits seit mehr als 18 Jahren. Beruflich sind sie sich immer wieder begegnet, jedoch haben beide getrennt voneinander gearbeitet und komplett unterschiedliche Karrieren hinter sich. Der eine machte sich selbstständig: Andre Varnhorn arbeitete in Niedersachsen und verkaufte von dort seine Produkte weltweit. Der andere Gründer jettete um die Welt, genoss ein überragendes Trainee-Programm und startete seine Karriere bei weltweit agierenden Unternehmen der Branche. Zuletzt landete er in London. Als Marco Meirich entschied, der Öl- und Gasbranche den Rücken zu kehren, begann er für einen deutschen Arbeitgeber in der Tiefen Geothermie zu arbeiten. Dann intensivierten die beiden Gründer, die während der vergangenen Jahre immer wieder Kontakt hatten, ihre Gespräche und identifizierten die Geothermie als interessantes Geschäftsfeld. Andre Varnhorn und Marco Meirich begannen, Pläne zu schmieden, wie man sich gemeinsam in diesem Bereich selbstständig machen könnte. Als ein passender Investor gefunden war, setzten die beiden ihre Pläne in die Tat um.

Inzwischen hat neowells erste Aufträge erhalten und bearbeitet diese zusammen mit einem erfahrenen Team. Das bestehende umfangreiche Netzwerk der Gründer ist ein wichtiger Baustein, den diese jetzt für sich nutzen, um weitere Projekte zu planen.

Welche Dienstleistungen bieten Sie an und welche Projekte entwickeln Sie gerade?

Neben der Tiefen Geothermie deckt neowells die Bereiche Anlagen-Integrität und -Stilllegungen skalierbar und vollumfänglich ab.

Generell können wir das ganze Spektrum abbilden: von Machbarkeitsstudien bis zur Konzeption, über Vertragsstrategie/Ausschreibungen, Bohrplatzbau, Bohranlagen und Service-Selektion, Detailplanung, Operative Programme und Umsetzung inklusive Unterstützung bei Betriebsplänen, gerne auch Betriebsführer-übergreifend.

Ganz gleich, ob Sie eine Expertenmeinung benötigen, Geothermieprojekte planen und durchführen oder die Überprüfung der Bohrungsintegrität anstreben – zusammen mit unseren Partnern konzentrieren wir uns auf Innovationen, um Unternehmen dabei zu helfen, Risiken zu reduzieren und Werte freizusetzen. Wir gehen die Dinge anders an, mit dem ultimativen Ziel sicherzustellen, dass keine Ressourcen – seien es Menschen, Zeit oder Vermögenswerte – verschwendet werden.

Aktuell arbeiten wir an einem spannenden Geothermie Projekt im Rheintalgraben für einen großen Geothermie-Entwickler aus Deutschland. Dabei liefern wir Detail- und Ausführungsplanung für Tiefe Geothermie, Bohrprogramme, Performance Workshops wie Drill Well on Paper. Zusammen mit unserem Kunden haben wir die Vision, die Geothermie zu professionalisieren und so die nötige Energiewende zu beschleunigen.

Welchen Herausforderungen sehen Sie sich aktuell gegenüber?

Es gilt, zu handeln: Wir als Gesellschaft haben das Ziel, mittelfristig Treibhausgasemissionen auf Null zu senken. Entscheidendes Potential zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen gilt es bei der Energie- und Wärmeerzeugung freizusetzen. Um unsere Klimaziele zu erreichen, ist es nötig, die Energie- und Wärmeerzeugung umzugestalten, vor allem durch die Nutzung Erneuerbarer Energien. Dabei haben wir in Deutschland die Möglichkeit, die Geothermie als einheimische Ressource zu entwickeln und sie weltweit als regenerative Energiequelle zu etablieren.

Technische Probleme und damit einhergehend vor allem negative Presse im Bereich der Tiefen Geothermie erschweren den Durchbruch. Diesen wollen wir mit unserer Arbeit schaffen.

Die Verfügbarkeit bzw. das Angebot von qualitativ hochwertigen Bohrloch-Dienstleistungen in Deutschland sinkt aufgrund der Abwanderung der Öl- und Gasindustrie. Hinzu kommt der Fachkräftemangel, der spürbar akuter wird.

Darüber hinaus ist die Bereitschaft für Betreiber kampagnenübergreifende Aktivitäten an externe Dienstleister anzuvertrauen, noch begrenzt. Es gibt zudem große Differenzen zwischen der Öl- und Gasindustrie sowie der Geothermiebranche. Die Tiefe Geothermie ist immer noch nicht so prominent, wie sie sein sollte. In der Politik wird oft nur von Wind und Solar gesprochen. Dabei hat die Geothermie immenses Potenzial, besonders bei der Wärmeversorgung.

Sie sind in Niedersachsen ansässig. Was erwarten Sie für strukturelle und wirtschaftliche Änderungen für Ihr Bundesland in den nächsten Jahren?

Es bedarf regional unterschiedlicher Ansätze, die vorhandene Infrastrukturen und verfügbare Erneuerbare Energiequellen vor Ort mitberücksichtigen. Den kommunalen Unternehmen kommt daher eine bedeutsame Rolle für die intelligente Nutzung erneuerbarer Energien zu. Tomaten aus den Niederlanden gedeihen längst hervorragend mit Geothermie. Wegen der Wärmewende befindet sich die ganze Energiewirtschaft im Wandel. Das führt optimalerweise auf einen Weg, den auch Dänemark schon geht, das als Vorreiter der Energiewende gilt. Ein Weg zu mehr Energieautonomie. Das bedeutet, dass Bürger, Kommunen und Unternehmen ihre Energie mit eigenen Anlagen vor Ort gewinnen und zu immer mehr (selbst-) Verpflichtung zur Reduktion von CO² den Mut haben.

Neowells sitzt im Herzen einer ehemals bedeutenden Öl- und Gas-Region und verfügt immer noch über eine starke personelle und unternehmerische Expertise. Wir erwarten einen Wechsel jener übertragbaren Fähigkeiten. Dazu braucht es Mut und Passion, die heimische Wärme und Energieversorgung unabhängiger von Kohlenwasserstoffen zu machen. Die richtigen Ideen und Köpfe sind vorhanden.

Es braucht mehr Unterstützung der Politik. Bergämter müssen Genehmigungsverfahren für Geothermieprojekte und vor allem Nachnutzungsprojekte unkomplizierter und schneller umsetzen, weil hier in Niedersachsen besonders viele Erdöl- und Erdgasbohrungen vorhanden sind. Es braucht also mehr Unterstützung, um die Wärme- und Energiewende einzuläuten.

Obwohl neowells in Niedersachsen zu Hause ist, ist es ein digitales und vor allem dezentrales Unternehmen. Wir sind dort, wo unser Kunde und vor allem die Geothermie ist.

Was war bisher das spannendste Projekt, an dem Sie beteiligt waren oder welche Projekte wünschen Sie sich für die Zukunft?

Neowells steht gerade erst am Anfang. Es warten noch so viele Möglichkeiten und spannende Projekte auf uns. Das können wir mit den Erfahrungen aus unserer Vergangenheit bestätigen! Am spannendsten wird es sein, wie wir unsere Erfahrungen aus der Erdöl- und Erdgasbranche für unsere Visionen und Ideen in der Tiefen Geothermie nutzen können.

Vor einigen Wochen haben wir einen spannenden Drill Well on Paper (DWOP) Workshop für einen unserer Kunden durchgeführt. Dieser hat uns gezeigt, dass es in Deutschland nicht an Professionalität, Ideen und Leidenschaft mangelt. Der Workshop war ein voller Erfolg und hat gezeigt, dass Team- und gute Ingenieursarbeit die beste Versicherung gegen Misserfolg sind. Jetzt gilt es darauf aufzubauen und umzusetzen, was wir den „Deeper Change“ nennen.

Warum sind Sie Mitglied des Bundesverbandes Geothermie geworden?

Wir wissen, nur gemeinsam kann man Großes erreichen. Wir möchten das bestehende Netzwerk nutzen, weil wir der Meinung sind, dass alle voneinander profitieren können. Außerdem wollen wir hiermit auf neowells aufmerksam machen, unsere Ideen in guten Gesprächen mit anderen Mitgliedern mitteilen und weiterentwickeln. Dank des Verbandes sind wir immer up to date und erhalten wichtige Branchen-Informationen. Das ist uns wichtig.

www.neowells.de


Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ)

Zentrale Forschungsfrage der Sektion Geoenergie des GFZ ist die Erforschung und Erschließung von tiefen Reservoiren für Energienutzung. Priv. Doz. Dr. Simona Regenspurg ist seit 2009 am GFZ tätig. Bildquelle: WING

Was ist Ihr Forschungsschwerpunkt und wie ist Ihre Faszination für die Geothermie entstanden?

Mein Hintergrund ist Geologie, mit dem Schwerpunkt Hydrogeologie und Geochemie.  Nach dem Studium habe ich mich auf Umweltgeochemie fokussiert. In die Geothermie bin ich dann (2009) zufällig hineingerutscht und war aus zwei Gründen begeistert: wissenschaftlich, aus Sicht einer Geochemikerin sind die geothermischen Fluide aufgrund ihrer extremen Eigenschaften (z.B. die hohen Salinitäten) und der komplexen Zusammensetzung sehr faszinierend. Dazu kommen noch die hohen Temperaturen und Drücke unter denen die chemischen Reaktionen ablaufen. Hier ist noch immenser Forschungsbedarf, um diese Reaktionen richtig zu prognostizieren. Der andere Grund ist natürlich die  Geothermie an sich, die als nachhaltige Energiequelle ein enormes Potential hat, was aber aus unterschiedlichen Ursachen noch kaum genutzt wird. Diese können  durch geeignete Forschungsprojekte aus dem  Weg geräumt werden. Auch hier spielen natürlich die Kenntnisse der Fluide und ihrer Reaktionen eine wichtige Rolle.

Sie leiten die Geothermie-Forschungsplattform Groß Schönebeck. Sowohl an der Forschungsplattform als auch im Rahmen des Forschungsprojektes ATES-iQ wird gerade für die Erschließung des Potenzials der Tiefen Geothermie im Norddeutschen Becken geforscht. An welcher Fragestellung arbeiten Sie und Ihr Team aktuell?

Das Team (also die Sektion „Geoenergie“ am GFZ) ist sehr vielseitig und betrachtet die Geothermie-Forschung ganzheitlich, also von der Erkundung, über die Erschließung bis zur obertägigen Anbindung. Aktuell sind wir gemeinsam am GFZ sehr daran interessiert die Geothermie (und Geoenergie) im Raum Berlin-Brandenburg weiter zu entwickeln, da wir hier ein großes Potential für die Anwendungen sehen, das aber noch mit enormen Forschungsbedarf verbunden ist. Zu diesem regionalem Ansatz gehören Projekte an mehreren Forschungsplattformen mit unterschiedliche Fragestellungen: Während in Groß Schönebeck Forschung zur Tiefen Geothermie, zu EGS und zur  Erschließung der hoch-salinaren, Lithium-reichen Rotliegendwässer durchgeführt werden soll, beschäftigen sich die Forschungsfragen am Standort in Berlin-Spandau (ATES-IQ), wo sich der ehemalige Berliner Gasspeicher  befindet, mit der  Erschließung des Muschelkalks zur Wärmegewinnung oder Wärmespeicherung (ATES). Generell bietet dieser Standort hervorragende Möglichkeiten zur Geoenergieforschung in unterschiedlichen geologischen Formationen, da auch der Buntsandstein oder das Rotliegende durch Bohrungen bereits erschlossen sind. Weitere Projekte, die gerade im Berlin-Brandenburger Raum durchgeführt werden sind das Projekt ATES-geoFern, in dem in diesem Sommer/Herbst eine ATES Forschungsbohrung in Berlin –Adlershof abgeteuft wird. Wir arbeiten auch eng mit den Potsdamer Stadtwerken zusammen (EWP), die in der Potsdamer Innenstadt Tiefe Geothermie nutzen wollen. Bei all diesen Projekten geht es uns darum die Prozesse zu verstehen, unverstandene Fragen zu beantworten und so potentielle Risiken zu beseitigen, so dass zukünftig mehr geothermische Energieerzeugung im Norddeutschen Raum stattfinden kann.

Letzten September wurde die deutsche Sektion des Women in Geothermal (WING) mit Ihnen als Botschafterin gegründet. Welche Botschaft möchten Sie verbreiten? oder Für wen ist WING interessant?

Leider ist die Gleichstellung von Frauen in Wissenschaft und Industrie, insbesondere in den MINT Disziplinen noch nicht erreicht. Geothermie mit den vielen Fachbereichen aus den Ingenieurswissenschaften ist dafür ein Paradebeispiel. WING setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen in der Geothermie ein. Um das zu erreichen sollen Frauen in Erziehung und der professionellen Entwicklung in der geothermischen Gesellschaft gefördert werden. Gleichzeitig wirbt WING aktiv um Mitglieder (Frauen und Männer gleichermaßen), die diese Idee grundsätzlich unterstützen.

Auf nationaler Ebene sind dafür die  jeweiligen „Country Chapters“ zuständig, die von je einem „Ambassador“ (das bin aktuell ich für Deutschland) geleitet werden. In unserem WING-Germany Team, das aus Frauen und Männern aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft und lokalen Energieversorgern besteht wollen wir eine Plattform für Frauen bilden, um sie in ihrer Karriere zu unterstützen, und sowohl regional als auch international zu vernetzen.

Unser offizielles Kick-off Event findet übrigens auf dem diesjährigen DGK statt. Dazu gehören eine Reihe von Vorträgen und eine Diskussionsrunde. Wir freuen uns über zahlreiche TeilnehmerInnen. Mehr Informationen zu WING und auch die Beantragung der Mitgliedschaft finden sich hier: https://womeningeothermal.org.

Warum sind Sie Mitglied des Bundesverbandes Geothermie geworden?

Nachdem ich nun seit 12 Jahren im Bereich Geothermie arbeite, habe ich gemerkt, dass ich mehr aktiv mitgestalten möchte. In Deutschland ist die geothermische Community noch immer klein und es gibt zu wenig Geothermieprojekte. Und die wenigen, die es gibt, fokussieren sich auf den Oberrheingraben und das Süddeutsche Molassebecken. Da sich meine Forschungsaktivitäten innerhalb Deutschlands eher auf den Norddeutschen Raum fokussieren, bin ich der Meinung dass auch hier unbedingt mehr Forschungs- und Demonstrationsprojekte notwendig sind, die die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit sowohl von tiefer Geothermie als auch von thermischer Aquiferspeicherung aufzeigen.

Es ist wichtig, dass wir Geothermiker mehr miteinander arbeiten und so die Geothermie als Ganzes nach vorne und aus ihrem Schattendasein unter den Erneuerbaren Energien führen. Dazu müssen Wirtschaft, Wissenschaft, lokale Energieversorger und die Politiker zusammengebracht werden. Der Bundesverband ist dafür die entscheidende Schnittstelle.


Bohrkonzept Drilling & Service GmbH

Uwe Bokemüller, Geschäftsführer von BohrKonzept Drilling & Service GmbH, berät seit mehr als 8 Jahren Bohranlagenbetreiber und Geothermieprojektentwickler.

Die BohrKonzept Drilling & Service GmbH, vertreten durch den Diplom-Bohringenieur Uwe Bokemüller bietet Beratungs-Dienstleistungen im Bereich des Bohranlagenbetriebes und verschiedenen Bohrungs- und bohranlagenrelevanten Aspekten an.

Nach über zwanzig Jahren Berufserfahrung bei ITAG Tiefbohr GmbH und Hekla Energy hat Herr Bokemüller eine hervorragende Expertise für geothermische  Tiefbohrungen entwickelt und berät seit mehr als 8 Jahren Bohranlagenbetreiber und Geothermieprojektentwickler in den Bereichen Managementberatung, Technisches Due dilligence, Business Development/Marktbewertungen, Unterstützung von Start-up Phasen; Duchführung bergrechtlicher Genehemigungsprozesse (Bohranlagengenehmigungen/ Betriebsplanerstellung),technische Inspektionen, „Second Look“ auf Bohrprogramme; Unterstützung und Beratung in Tenderprozessen und Vertragsgestaltungen.

Der BVG führte ein telefonisches Interview:

1. Wieviele Mitarbeiter hat Ihr Unternehmen und in welcher Region befinden sich Ihre Projekte?

Neben ein bis zwei studentischen Mitarbeitern als Minijobber bearbeite ich die fachlichen Themen als „One-Man-Show“. Ein weiterer Mitarbeiter ist für die Verwaltung tätig. Meine Beratungsleistungen für Projekte und Kunden finden in Deutschland und in angrenzenden europäischen Ländern wie z. B. in Tschechien und in der Slowakei, der Schweiz, in Dänemark und in den Niederlanden statt.

2. Was war bisher Ihr spannendstes Geothermieprojekt?

Über frühere Arbeitgeber wie die ITAG Tiefbohr GmbH und die Hekla Energy habe ich schon seit Jahrzehnten mit der Ausführung von Geothermiebohrungen zu tun. Unter anderen waren die Bohrungen Pullach TH 1 und TH2 mit der ITAG Rig 23 und die Bohrung Pullach TH 3 mit der Hekla Rig 002 sehr spannende und erfolgreiche Bohrprojekte.

3. Sie sprachen beim 4. Erfahrungsaustausch Kommunale Geothermieprojekte in Augsburg über die Sicherheit und Effizienz des Bohrens. Ist der Austausch und das Netzwerken in der Branche einer Ihrer Gründe gewesen ein Mitglied des Bundesverbandes Geothermie zu werden?

Ich habe vorstandsnah beim BVG an der Front mitgekämpft, das liegt nun schon länger zurück. Wir suchen heute den fachlichen Austausch in der Branche, nutzen die aktuell publizierten Informationen und auch die Netzwerkmöglichkeiten. In der Regel besuche ich auch die Veranstaltungen, aktuell natürlich eingeschränkt. Ich bin Mitglied aufgrund der intensiven Austauschmöglichkeiten, die dadurch bestehenund unterstütze die Arbeit des BVG auch durch meinen Beitrag.

4. Wie unterstützt der BVG Sie in Ihrer Arbeit? Was wünschen Sie sich vom Bundesverband?

Die politische Arbeit des BVG ist für mich sehr wichtig. Der Branche würde es deutlich besser gehen, wenn es staatliche Absicherungen für risikobehaftete Arbeiten, wie z.B dem Abteufen von Bohrungen etc. geben würde. Neben dem Thema Fündigkeitsversicherung, welches ja schon länger präsent ist, sollte auch grundsätzlich intensive Verbandsarbeit in mögliche Absicherungen bohrtechnischer Risiken investiert werden. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie z.B. den Niederlanden oder der Schweiz hat Deutschland aus meiner Sicht Nachholbedarf. Die politischen Rahmenbedingungen für tiefe Geothermieprojekte sind z.B. in den genannten Ländern  attraktiver. Resultierend daraus zeichnet sich dort eine Zunahme von Projekten ab.  Die Bundesrepublik will weg von fossilen Brennstoffen und hin zu regenerativer Energie. Von Geothermie hören wir da, wenn überhaupt, immer  nur als „Letztes“. Um tiefe Geothermie populärer zu machen, wäre eine umfassendere, staatliche Unterstützung zielführend. Die Risikoabsicherung für den technischen Bohrprozess  Bohren ist da aus meiner Sicht ein sehr wesentlicher Punkt. Zu viele Projekte scheitern noch immer an der Bereitstellung von Risikokapital, da braucht es unterstützende Modelle. 

Kontakt:

BohrKonzept Drilling & Service GmbH

Dipl.- Ing. Uwe Bokemüller - Geschäftsführer  -  General Manager

bokemueller(at)bohrkonzept.de

Adresse: Kirchhofstrasse 4, D - 38642 Goslar 

Die Bohrzeiten aller 3 Bohrungen in Pullach waren deutlich schneller als bei vergleichbaren Bohrungen in der Region. Dies war Im Wesentlichen begründet in der hohen Effizienz der Projektabwicklungen mit hoher technischer Zuverlässigkeit der Bohranlagen betrieben durch sehr erfahrene und qualifizierte Bohrmannschaften. In der 3. Bohrung wurde zudem die Ausführungszeit (56 Bohrtage) durch den Einsatz von Rotary Steerable Systems ( = Automatisiertes Richtbohrverfahren) deutlich verkürzt.

Mitglied des Monats: Geothermal Technologies research group der technischen Universität München

Das Fachgebiet für Geothermal Technologies wurde im Oktober 2019 mit der Tenure-Track-Berufung von Prof. Dr. Michael Drews an der Technischen Universität München etabliert. Die aktuell 5 Mitarbeiter beschäftigen sich dabei vor allem mit geomechanischen und strukturgeologischen Fragestellungen in der tiefen Geothermie.

1. Was umfasst Ihr Forschungsfeld und warum haben Sie genau dieses gewählt?

Wir beschäftigen uns mit der tiefen Geothermie. Unser Forschungsfeld umfasst dabei den Einfluss der untertägigen geomechanischen und strukturgeologischen Begebenheiten auf die Bohr-, Fündigkeits- und Produktionsrisiken tiefengeothermischer Projekte. Hauptfokus liegt dabei auf der Minimierung des Bohrrisikos bezüglich des Druck- und Spannungsfelds, denn Druck und Spannungen sind die geologischen Rahmenbedingungen für das Design jeder Tiefbohrung. Umgekehrt ist jede Tiefbohrung eine Art geomechanischer Feldversuch und die Art und Weise, wie eine Bohrung niedergebracht wurde, kann einem sehr viel über die geomechanischen Begebenheiten im Untergrund erzählen, wenn man sich die Mühe macht, die bohrtechnischen und geologisch-geophysikalischen Puzzlestücke entsprechend zusammenzusetzen. Es macht unheimlich viel Spaß dabei einerseits die eigene Industrieerfahrung einbringen zu können und andererseits mit meiner Arbeitsgruppe neue Wege und Ansätze auszuprobieren. Dass dies alles direkt vor der Haustür, also im Bayerischen Molassebecken, möglich ist, macht es umso schöner und spannender.

2. Woran forschen Sie gerade und was finden Sie daran besonders wichtig?

Aktuell beschäftigen wir uns mit den geomechanischen und strukturgeologischen Begebenheiten des Bayerischen Molassebeckens. Insbesondere interessiert uns der Einfluss der Alpenfront auf das heterogene Druck- und Spannungsfeld und die Charakterisierung der strukturellen und geomechanischen Eigenschaften des Deckgebirges. Die Bearbeitung dieser fundamentalen Forschungsfragen ist essentiell für die verbesserte Bohrplanung aber auch für das Verständnis von Temperaturverteilung, Reservoirqualität und Reaktivierungspotential vorhandener Störungszonen im Reservoir. Die konkrete Anwendung adressieren wir dabei unter anderem in der Geothermie-Allianz Bayern. Hier arbeiten wir konkret an der Entwicklung neuer Vorhersage- und Monitoringtechniken zur Bohrlochstabilität. In weiteren angewandten Forschungsprojekten arbeiten wir außerdem an einer geomechanischen Datenbank als Planungsgrundlage für zukünftige Tiefbohrungen und an den geomechanischen Herausforderungen alternativer Bohrtechniken.

3. Was ist Ihre persönliche Einschätzung der Entwicklung der Geothermie im Molassebecken?

Sehr positiv! Das Molassebecken hat bezüglich der hydrothermalen Tiefengeothermie inzwischen eine Vorreiterrolle in Deutschland und in Europa. Eine große und sehr positive Rolle spielt hier auch die hervorragende Vernetzung zwischen Wissenschaft und Praxis, die insbesondere durch die Geothermie-Allianz Bayern und viele weitere angewandte Projekte gelebt wird. Dabei ist das geothermische Potential des Molassebeckens noch lange nicht ausgeschöpft. Das zeigen auch die vielen Projekte, die in den nächsten Monaten und Jahren umgesetzt werden sollen und denen wir mit Spannung entgegensehen.

4. Warum sind Sie Mitglied beim Bundesverband Geothermie geworden?

Der BVG ist Sammelbecken und Treffpunkt der geothermischen Community in Deutschland, in der wir als junges Fachgebiet ja auch immer noch recht neu sind. Für die Vernetzung, Sichtbarkeit und auch um bezüglich der neuesten Entwicklungen in der Geothermie auf dem Laufenden bleiben zu können, ist eine Mitgliedschaft für uns als Fachgebiet sehr wichtig. Das gilt auch besonders für die Veranstaltungen, die der BVG organisiert und auf die wir uns jedes Jahr sehr freuen. Der BVG bietet für uns daher auch die Möglichkeit unsere Forschungsergebnisse der Community zur Verfügung zu stellen und so am Voranschreiten der tiefen Geothermie in Deutschland mitzuwirken.

Mehr Informationen zu dem Fachgeboet finden sich auf der Webseite der TU München (TUM.GTT).

 

Arbeitsgruppe des Fachgebiets für Geothermal Technologies der TU München. Hinten (von links): Peter Obermeier (Petrophysik), Florian Duschl (Strukturgeologie), Indira Shatyrbayeva (Bohrlochstabilität), Michael Drews (FG-Leitung). Vorne: Rosemary Marin-Loebard (Sekretariat). Es fehlt: Johannes Großmann (Strukturgeologie & Geophysik)
Das Fachgebiet für Geothermal Technologies der TU München adressiert und kombiniert fundamentale sowie angewandte Forschungsfragen der tiefen Geothermie. Hierbei steht die Charakterisierung und Modellierung des Druck-und Spannungsfeldes und dessen Auswirkungen auf Fluidmigration, Temperaturverteilung und Deformation sowie auf Bohr-, Fündigkeits- und Produktionsrisiken tiefengeothermischer Projekte im Vordergrund.

Mitglied des Monats: Geobit Energieprojekte GmbH

Unser Neumitglied Geobit Energieprojekte GmbH aus Willich stellt sich Ihnen hier vor. Geologe Bernd Bremerich-Ranft beantwortete unsere Fragen.

1. Was ist Ihr Schwerpunkt als beratender Geologe bei GEOBIT Energieprojekte GmbH?

Beratung ist tatsächlich mein Steckenpferd. Ich liebe es, mit den Menschen, die sich für ein Geothermieprojekt interessieren, im Energiezentrum in Willich in der Geothermie-Sprechstunde zu sitzen und die ganz konkreten Anforderungen jedes einzelnen Projekts zu besprechen. Leider kann ich diese Bürgerberatung im EZW nur einmal in der Woche anbieten. Einmal im Monat gibt es bei GEOBIT jetzt auch eine Onlineberatung, zurzeit bieten wir die sogar kostenlos an.

Ansonsten bin ich bei GEOBIT verantwortlich für die Auslegung der Anlagen in unseren Bauprojekten, die Erstellung von Fachgutachten und unsere Messtechnik. Leider bin ich nicht mehr bei jeder Bohrung vor Ort, um die Qualitätssicherung auf den Baustellen kümmern sich inzwischen vor allem meine großartigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In letzter Zeit erstellen wir relativ viele Machbarkeitsstudien. Vor allem in den Kommunen geht viel voran im Bereich der Erneuerbaren Energien. Wie viele in der Branche arbeiten natürlich auch wir an einem kalten Nahwärmenetz.

2. Was bisher das spannendste Projekt, an dem Sie beteiligt waren?

Aktuell arbeiten wir, gemeinsam mit drei Projektpartnern, für das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven an einer Machbarkeitsstudie zur energetischen Modernisierung der deutschen Forschungsstation Neumayer 3 in der Antarktis. Wir sind dabei vor allem mit der Entwicklung der Ausführung einer eisgekoppelten Wärmepumpe beschäftigt. Es gilt auch Produkte am Markt zu identifizieren, die für die besonderen Bedingungen in einer Polarregion geeignet sind. Sonden, Wärmeträgermedien, Kältemittel, Anbindung, Bohrtechnik – alles eigentlich wie immer, aber alles auf einem anderen Temperaturlevel. Die Neumayerstation steht ja auf dem Schelfeis, es gibt also kein Gestein als Wärmequelle. Das ist schon eine besondere Herausforderung, an der wir viel Freude haben.

Wir bei GEOBIT mögen technische Herausforderungen. In Aachen sind wir mit dem Bohrgerät unter einem Bestands-Reihenhaus durchgefahren. Der Bauherr hat dafür Wanddurchbrüche erstellen lassen und den Kellerboden vorübergehend 70 cm tiefer gelegt. Der Bohrunternehmer musste noch die Bohranlage teildemontieren. Der Bulli vom Geologischen Dienst NRW hat nicht durchgepasst - die Rotomax schon. Solche Projekte beleben den Alltag.

3. Welchen Herausforderungen sehen Sie sich aktuell gegenüber?

Wir müssen den Gebäudebestand in Deutschland energetisch in den Griff bekommen. Anders kann die Wärmewende nicht gelingen.

In der Firma gilt es mit Bedacht zu wachsen. Ich sehe einen großen Bedarf für energetische Optimierung im Gebäudesektor und eine große Bereitschaft der Menschen diese Umzusetzen. Wir freuen uns auf die nächsten Jahre in der Geothermie.

4. Was wünschen Sie sich konkret von der nächsten Landesregierung in Bezug auf ihre Branche?

Eigentlich haben wir nur eine Forderung an die Politik. Faire Energiepreise.

Wenn es der Politik gelingt, die EEG-Umlage von den Industrieprivilegien zu befreien, haben wir schon einen großen Schritt gemacht. Dann gilt es noch, die Ausgleichsmechanismusverordnung zu reformieren und gleichzeitig die fossilen Brennstoffe mit deren tatsächlichen CO2-Emmissions-Folgekosten zu belasten.

Sobald wir faire Energiepreise haben, wird die geothermisch gekoppelte Wärmepumpe quasi von allein zur ersten Wahl bei der nachhaltigen und effizienten Beheizung und Kühlung von Gebäuden.

Bohrung.
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Ute Ranft, Geologin und Projektleiterin bei Geobit.
Drucktests.